Microsoft Word - Atlan 020 - Planet der Orkane.rtf
Vorderteil der Raupe um hundertsiebzig Grad. Die Raupe sah jetzt aus dem Stollen heraus, hing mit gekrümmten, haarnadelähnlich eingedrehten Segmenten über dem Abgrund, und dicht vor Tekeners Augen befand sich wieder die abbröckelnde Wand des Ammoniakgletschers. Vorsichtig senkte der USO-Spezialist die Steuerkabine ab, bis sie schräg nach unten und zurück in die Wand deutete.
“Feuer frei!” sagte er.
Monty Stuep schmolz innerhalb von drei Minuten einen fast geraden, dreißig Meter langen Tunnel in die Wand. Der Tunnel wies schräg abwärts, und mit den Raupenketten der hinteren Elemente schob Tekener das Vorderteil in dieses Loch, bis die Ketten des ersten Segmentes faßten.
Der Anfang einer Wendeltreppe, einer spiraligen Abstiegsbahn, war geschaffen worden.
Tekener stand wieder auf—eine Stunde war vergangen. Sein Gesicht wirkte verfallen, und er war erschöpft.
“Die Ablösung”, sagte er. “Noch zwei Stunden, und wir sind unten. Wir brauchen nur die Spirale zu verlängern.”
Trond Agoma sah ihn mit widerwilliger Bewunderung an.
“Sie verstehen etwas von Ihrem Geschäft”, sagte er. “Danke.”
Tekener knurrte:
“Versuchen Sie nicht, zu menschlich zu wirken. Es könnte Ihnen leid tun. Vergessen Sie nicht, wer ich bin’.”
Er funkelte den Akonen an und verließ wortlos die Kabine.
Als er auf der schmalen Pritsche lag, nachdem er sich teilweise ausgezogen und eine Kleinigkeit gegessen hatte, fühlte er auf dem harten Kissen eine Bewegung.
“Kamla?” fragte er flüsternd.
Direkt in seinem Ohr sagte eine Stimme:
“Ja. Dachten Sie, ein Vogel sänge Ihnen etwas vor?”
Tekener lächelte zufrieden in der Dunkelheit. Er wußte, daß er nicht beobachtet wurde; er hatte mit Hilfe seines Freundes, des vollkommenen Robots mit dem menschlichen Hirn und Verstand, die Kontrollen durchgeführt, als sie allein waren.
“Liebste Nachtigall, Kamla Romo”, sagte er leise. “Singe mir dein Lied. Was haben Sie erfahren?”
Romo sprach in seine Ohrmuschel, und die Stimme war ohne Verstärker zu hören.
“Ich habe erfahren, daß diese vier Wesen die Transmitter nicht lieben, weil sie die Transmitterschocks nicht vertragen. Das ist nicht neu, das wissen wir alle inzwischen. Sie leben in der Atmosphäre, die uns alle umbringen würde. Sie fühlen sich in einhundert Grad heißen Ammoniakgasen und dem zweieinhalbfachen der Schwerkraft ausgesprochen wohl. Sie leben im Zentratom.”
Tekener flüsterte: “Gut. Das bestätigt meine Annahmen. Wie leben sie?”
“In stählernen Bunkern, habe ich erfahren können. Aber die Akonen wußten nicht, ob die Bunker schon vorhanden waren oder ob sie von den Fremden stammen. Sie alle wissen nicht, wie die Fremden wirklich aussehen. Sie verkehren durch komplizierte Kommunikationsanlagen miteinander und durch Roboter.”
“Verdammt!” murmelte Tekener.
Er dachte an die Neurosen seines Freundes, die jeweils dann offen zutage traten, wenn er einen Robot sah oder mit ihm in direkten Kontakt trat. Das schuf, falls sie das Ziel der Fahrt erreichten, zusätzliche Risiken, und Tekener konnte nicht ständig neben Kennon stehen und Pannen vermeiden helfen.
“Sagten Sie etwas?” fragte der Siganese.
“Nein”, erwiderte Tekener. “Ich bedankte mich nur bei Ihnen.”
Der Siganese berichtete weiter, aber die meisten Berichte stellten nur Bestätigungen für die Tatsachen dar, die Tekener bereits vermutet hatte. Besonders gefürchtet war jedenfalls die fast abstrakte, völlig unbegreiflich angewandte Grausamkeit der Fremden. Nein, korrigierte sich Tekener sogleich—dies war keine Grausamkeit. Dies war der absolute Pragmatismus oder eine völlige Amoralität.
Sie wußten nicht, daß sie gegen eine herrschende Moral verstießen; weil sie diese Moral und auch jede andere Form der Moral nicht kannten.
Amoralische Fremde in einer Ammoniakatmosphäre.
Waren sie die wirklichen Herrscher über die Condos Vasac?
Oder nicht?
Oder nur Mittler” Vollstreckungsorgane, die Akonen und Antis und BaalolPriester zu ihrem Werkzeug machten?
Tekener beschloß, am Ende der Fahrt diesem Phänomen näherzukommen.
“War das alles?” fragte er leise.
“Ja. Mehr habe ich nicht gehört. Natürlich eine Unmenge von persönlichen Dingen, die aber mit unserer Mission nichts zu tun haben.”
“Gut. Danke, Romo”, sagte Tekener. “Wollen Sie es sich nicht in einer Tasche meines Anzuges bequem machen?”
“Falls Sie nicht zu sehr schnarchen”, sagte der Siganese, “dann gern.”
“Ich schnarche nur, wenn ich
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