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Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc

Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc

Titel: Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SF-Online
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»Man hat Ihnen unvorstellbar Schreckliches angetan.
    Man hat Ihnen alles versprochen und nichts gehalten, und dann hat man Sie mit einem zerstörten Leben abgeschoben und ruhig gestellt – warum lassen Sie sich das gefallen? Warum kämpfen Sie nicht? Sie sind doch Soldat, Mister Fitzgerald! Ist man nicht Soldat, um zu kämpfen?«
    Es fiel mir schwer, weiter den Unbeteiligten zu spielen. All diese Fragen hatte ich mir schließlich selber schon oft gestellt, ohne je eine Antwort zu finden.
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    »Man ist Soldat«, sagte ich mühsam, »um das Wohl seines
    Landes zu schützen. Das kann bedeuten, zu kämpfen. Aber ob es das bedeutet, entscheidet nicht der Soldat, sondern der gewählte Präsident.«
    Er sah mich fassungslos an. »Amen«, meinte er dann. Wir
    standen vor Brennan's Hotel, und er hielt mir die Tür auf. »Na, ich schätze, Sie werden anders denken, wenn Sie meine
    Unterlagen gelesen haben.«
    Der Eingangsbereich mit der Rezeption war in dunklem
    Grün gehalten, die Wände mit seidig schimmernder, grüner Tapete tapeziert, vom gleichen Farbton wie die
    Schreibunterlage auf der massiven Empfangstheke. Eine
    Sitzgruppe, eine alte Wanduhr mit Pendel, ein Sideboard und ein tief hängender Leuchter, der düster vor sich hin glomm.
    Wahrhaft hell wurde es erst, als Bridget auftauchte und meinen Begleiter anstrahlte. »Hallo, Mister Itsumi.« Sie sah mich an, und ich glaubte zu bemerken, dass sich ihr Lächeln um eine Winzigkeit verdüsterte. »Hallo«, nickte sie mir zu.
    »Miss Keane«, meinte Itsumi händereibend, »Mister
    Fitzgerald und ich würden gern die Gastlichkeit Ihrer Bar für eine Weile in Anspruch nehmen. Ließe sich das einrichten?«
    Sie nickte bereitwillig. Eine kupferfarbene Locke hing ihr verwegen ins Gesicht. »Natürlich. Gehen Sie einfach schon vor, ich komme sofort nach.«
    »Danke.«
    Itsumi ging voran, er kannte sich offensichtlich aus. In der Bar lag der gleiche schwarz-weiß gemusterte Teppichboden wie im Empfang, aber ansonsten war die vorherrschende
    Farbkombination Gelb und Braun. An den hohen, gelb
    gestrichenen Wänden hingen Bilder jeder Größe und Art,
    blasse Zeichnungen, schlichte Drucke und gerahmte
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    Fotografien, über dem um diese Zeit noch nicht befeuerten offenen Kamin außerdem ein enormes Gemälde in Öl. Wir
    setzten uns an die Bartheke.
    »Ich schlage vor«, sagte Itsumi, die Hand besitzergreifend auf das dunkel polierte Holz gelegt, »wir bestellen unsere Drinks, dann gehe ich die Papiere holen. Um diese Zeit sind wir hier weitgehend ungestört.«
    »Kein Einspruch«, nickte ich und verstaute meine Bücher
    sorgsam in einem der Sessel.
    Bridget kam herein, trat hinter die Bar, wischte ein paar Stäubchen von der ansonsten blitzblanken Spüle und fragte nach unseren Wünschen.
    »Einen Wild Irish Rose«, sagte Harold Itsumi und grinste mich an. »Ein bisschen stark für diese Uhrzeit, aber sehr zu empfehlen.«
    »Danke«, erwiderte ich, Bridget zugewandt. »Aber ich
    nehme lieber nur einen Kaffee, wenn Sie das haben.«
    »Selbstverständlich«, nickte sie und nahm eine Kaffeetasse mit dem Signet von Brennan's Hotel darauf aus dem Schrank.
    »Also«, sagte der Anwalt und klopfte auf die Theke. »Ich geh dann mal eben die Sachen holen.«
    »Alles klar«, meinte ich. Ich konnte es kaum erwarten, dass er verschwand.
    »Mein Zimmer ist im obersten Stockwerk. Es wird ein
    bisschen dauern. Laufen Sie nicht weg.«
    »Keine Sorge. Lassen Sie sich ruhig Zeit.«
    Er sagte im Weggehen noch etwas, aber es ging im
    Mahlgeräusch der Kaffeemaschine unter. Ich sah zu, wie ein dünner Strahl heißen, frisch aufgebrühten Kaffees in die Tasse lief, und dachte an Zeiten, als dieses Getränk unverzichtbarer 90
    Bestandteil meines Tagesablaufs gewesen war. Inzwischen
    wusste ich kaum noch, wie Kaffee schmeckte. Falls ich es je gewusst habe; immerhin gibt es namhafte Stimmen, die sich weigern, das beim Militär übliche Gebräu als Kaffee zu
    bezeichnen.
    »Milch? Zucker?«
    »Nichts, danke«, sagte ich. Ich hatte ohnehin nicht vor, ihn zu trinken. Einmal nippen, höchstens. Dann fiel mir ein, dass ich einen Grund zum Umrühren brauchte. »Das heißt, doch, zwei Stück Zucker bitte.«
    Sie kramte zwei verpackte Zuckerstücke aus einer Schachtel, legte sie auf die Untertasse und stellte mir den Kaffee hin.
    »Bitte sehr.«
    »Danke.« Aus der Nähe sah ihre Haut aus wie Milch mit
    hellbraunen Flecken. Ich riss meinen Blick los und widmete mich umständlich dem Auspacken des Zuckers,

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