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Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc

Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc

Titel: Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SF-Online
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keinen Grund, mir nicht zu glauben. Hatte ich ihm erzählt, dass ich, ein einzelner Mann, die Zerstörungen im dritten Stock angerichtet hatte, alleine, mit bloßen Händen und innerhalb einer einzigen Minute, hatte er bestimmt nicht einfach genickt und gesagt: »Gut, vielen Dank, Mister
    Fitzgerald. Ich glaube, im Moment soll es damit gut sein.
    Wenn der Inspector vom NBCI kommt, wird er Ihnen sicher
    auch noch ein paar Fragen stellen wollen; es wäre also nett, 102
    wenn Sie sich die nächsten Tage zur Verfügung halten wurden.
    Aber jetzt sollten Sie vielleicht erst einmal zum Arzt.«
    Ich glotzte ihn verständnislos an. »Zum Arzt?«
    Er deutete mit dem Hinterende des Kugelschreibers auf
    meine Hände. »Sie bluten. Schätzungsweise haben Sie sich an der zersplitterten Tür oben verletzt.«
    Wäre das, was ich getan hatte, ein Kampfeinsatz gewesen, hatte ich einen Ganzkörperanzug aus Kevlar getragen, mit speziell verstärkten Handschuhen und einer Menge zusätzlicher Ausrüstung, unter anderem einem schweren Gewehr ohne
    Abzug, steuerbar über eine bionische Schnittstelle in meiner rechten Hand, die imstande war, Steuerimpulse durch die Haut hindurch an ein dazu passendes Gegenstück zu übertragen.
    Ohne diesen Anzug aber war meine Haut an vielen Stellen
    regelrecht zerrieben worden zwischen dem unnachgiebigen
    Titanstahl innen und den verschiedenen harten Hindernissen außen. Besonders die rechte Hand sah übel aus nach dem
    Zertrümmern der Wand. Ich hatte es nur nicht bemerkt.
    Schmerzunempfindlichkeit war die am längsten anhaltende
    Wirkung der Drogen, unter deren Einfluss ich gekämpft hatte.
    Ich musste die Blutungen gestoppt haben, ohne dass es mir zu Bewusstsein gekommen war. Mit dem Nebeneffekt, dass die
    Wunden für das ungeschulte Auge harmloser aussahen, als sie waren, insbesondere im schummrigen Licht der Hotelhalle.
    Ich lehnte das Angebot des Sergeants ab, mich begleiten zu lassen. Es waren ja nur ein paar Schritte bis zur Praxis von Dr.
    O'Shea.
    »Ach du meine Gute«, sagte der, als er mir öffnete.
    Die Sprechstunde konnte keine Viertelstunde vorbei sein, Im Flur standen noch die Stühle, und es roch noch nach kranken, ängstlichen Menschen.
    103
    »Was haben Sie denn angestellt?«, wollte er wissen, als ich auf der Behandlungsliege lag. Ich erzählte es ihm. Alles. »Ach du meine Güte«, sagte er ein zweites Mal und ließ sich schwer auf den nächstbesten Stuhl fallen. »Ein Mord? Heilige Mutter Gottes. Ein Mord.«
    Er ging alles noch einmal durch, was ich ihm erzählt hatte, wollte es ganz genau wissen. Ich antwortete, so gut ich konnte, aber meine Zunge schien mit jedem Wort schwerer zu werden und meine Augenlider auch.
    »Er muss in gefährliche Dinge verwickelt gewesen sein,
    dieser Anwalt«, meinte O'Shea kopfschüttelnd. »Seltsam. Und als er hier war, habe ich ihn für einen harmlosen Spinner gehalten. Einen, der im schlimmsten Fall eines Tages auf eine Kiste steigt und vom nahen Weltende predigt.« Er stand
    endlich auf, griff nach meiner rechten Hand und besah sie sich mit ernster Miene. »Das müssen wir nähen.« Er fing an,
    Instrumente und Medikamente auf ein Tablett zu legen. »Wie hieß das Zeug? Alpha-Adrenalin? Das habe ich ja noch nie gehört. Was soll denn das sein?«
    »Ich weiß nicht, was es in Wirklichkeit ist«, sagte ich und starrte an die Decke, fühlte dem Schmerz in meiner Hand nach, der langsam durch die Schleier auf meinem Bewusstsein kroch.
    »So haben sie es uns gegenüber immer genannt. Das stärkste Aufputschmittel, das es gibt. Es ist den körpereigenen Stoffen so verwandt, dass keine Gewöhnung eintritt.«
    Aus den Augenwinkeln sah ich O'Shea besorgt die Stirn
    runzeln. »Ich weiß nicht, was ich Ihnen da spritzen darf. Ich fürchte, diesmal müssen Sie sich um Ihre Schmerzen selber kümmern.«
    »Kein Problem«, erwiderte ich und aktivierte die Sedierung.
    »Legen Sie los.«
    104
    Er begann die Wunden an meiner Hand und meinem Arm zu
    nähen. Ich spürte die Stiche, aber nicht den Schmerz. Vielleicht spürte ich ihn auch, und es war mir in diesem Moment
    gleichgültig. Man hat meinem Körper so viele Schmerzen
    zugefügt, was kam es da auf ein paar Nadelstiche mehr oder weniger an?
    Plötzlich war da wieder dieses Bild, diese Erinnerung. Als hätte ein furchtbarer Regensturm Schlacke und Asche
    weggespült und freigelegt, was so lange zugedeckt gewesen war.
    Ich liege auf dem Rücken und starre in einen Himmel, an
    dem sechs Sonnen leuchten, angeordnet

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