Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc

Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc

Titel: Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SF-Online
Vom Netzwerk:
zu einem Ring. Doch der Himmel ist dunkel, und alles tut mir weh, jede Faser meines Körpers brennt, meine Lunge fühlt sich an wie verätzt, jeder Atemzug ist purer, gleißender Schmerz. Ein böser Gott hat mich zermalmt, in Stücke zerrissen und in den Boden
    gestampft, doch ich lebe immer noch, als könnte ich nicht sterben, als wäre selbst diese Gnade mir verwehrt.
    Da beugt sich ein Gesicht über mich, das Gesicht eines
    Riesen, bis zu den Augen von grünem Tuch verhüllt. Ich sehe in seine Augen und weiß, dass ich etwas Furchtbares getan habe und die Strafe verdiene, die mir zuteil wird.
    »Wie geht es Ihnen, Duane?«, fragt der Riese und streift das Tuch ab. Er lächelt. Er hat einen silbergrauen Bart und lächelt.
    »Ich habe gesündigt«, sage ich. Oder ich versuche es zu
    sagen, ich weiß nicht, ob mein Kehlkopf und meine
    Stimmbänder meine Absicht in verständliche Worte
    umzusetzen imstande sind. Ich weiß nicht einmal mehr, ob ich überhaupt noch einen Kehlkopf und Stimmbänder habe. Man
    hat mir alles genommen, vielleicht auch das.
    105
    »Wir haben es geschafft«, sagt der Riese. »Sie haben es
    geschafft. Der Sechs-Millionen-Dollar-Mann wird bald nur ein armes Würstchen sein gegen Sie.«
    Es wird Abend und es wird Nacht, und schon sehe ich das
    Gesicht des Riesen nicht mehr, sondern sinke weiter nach hinten, endlos tiefer und tiefer. Das Letzte, was ich höre, ist, wie jemand lacht und sagt: »Sechs Millionen Dollar wäre auch ziemlich billig...«
    Ich erwachte, weil O'Shea mich an der Schulter rüttelte und, als ich die Augenlider mühsam aufstemmte, sagte: »Ich habe nicht von einer Vollnarkose gesprochen, Mister Fitzgerald.«
    »Ah ja. Entschuldigen Sie. Sind Sie schon fertig?« Ich hatte das Gefühl, zu lallen.
    »Ich weiß nicht, wer hier mehr fertig ist, Sie oder ich«, knurrte der Arzt. »Wenn Sie aber Ihre Hände meinen, die sind verbunden.«
    »Danke.« Es war keine versehentliche Vollnarkose gewesen.
    Ich wusste, was es war: die Erschöpfung nach einem
    Kampfeinsatz unter full power, die mich in wenigen Stunden vollständig verschlingen und schlafen lassen würde wie ein Stein. Ich hob die Arme, um sie zu betrachten. Es sah weniger schlimm aus als befürchtet: Um den rechten Unterarm lag ein normaler Mullverband, die Hände waren steril verbunden,
    jeder Finger einzeln, sodass ich in meiner Beweglichkeit kaum eingeschränkt war.
    »Ich gebe Ihnen etwas Verbandmaterial mit, dann können
    Sie die Verbände morgen Abend oder übermorgen früh noch
    einmal erneuern. Am Sonntag oder so spätestens können Sie die Fäden ziehen«, sagte O'Shea. »Und kommen Sie
    übernächste Woche noch mal zum Nachsehen.«
    106
    »Übernächste Woche?«, wiederholte ich, während ich mich
    aufsetzte. »Normalerweise trauen Sie mir eine schnellere Heilung zu.«
    »Das tue ich diesmal auch, aber ich bin nächste Woche nicht da.« Er bedeutete mir, aufzustehen. »Kommen Sie, ich will Sie noch röntgen.«
    Ich bewegte Schultern und Arme probeweise. »Muss das
    sein?« Abgesehen davon, dass ich mich fühlte, als hätte eine Horde bösartiger Gorillas ihr Mütchen an mir gekühlt, kam mir alles vor wie immer.
    Dr. O'Shea stemmte verärgert die Hände in die Hüften. »Ich habe den Eindruck, Sie nehmen das auf die leichte Schulter, Mister Fitzgerald. Nur weil ich Ihre Wunden so gut genäht habe, dass ein paar Lagen Mull zum Verbinden ausreichen, heißt das nicht, dass die Verletzungen nicht schwer gewesen wären. An einigen Stellen gingen die Schnitte wirklich tief, bis hinab auf diese... Stahlknochen, die Sie da rechts haben.«
    »Titancomposit«, sagte ich.
    »Wirklich, das war ausgesprochen dumm von Ihnen. Sie
    haben eine gefährliche Maschinerie aktiviert, die seit weit über einem Jahrzehnt nicht benutzt worden ist. Und Ihr Körper ist älter geworden. Ihr Bindegewebe ist empfindlicher als früher...
    Das dürfen Sie unter keinen Umständen noch mal tun.«
    »Schon gut«, nickte ich und hob kapitulierend die Hände.
    »Ich werde aufpassen.«
    »Ich bitte darum.«
    Ich tappte ihm nach in den Röntgenraum, stellte mich
    gehorsam hin, wie er es befahl, und hielt brav still, wenn er es sagte. Um ihn versöhnlicher zu stimmen, erkundigte ich mich, ob seine Abwesenheit in der kommenden Woche wenigstens
    bedeute, dass er endlich Urlaub mache.
    107
    »Halb und halb«, lächelte er. »Ab Mittwoch nächster Woche findet in Dublin ein europäischer Ärztekongress statt –
    Bioethik, Gentechnik, Menschenrechtsfragen,

Weitere Kostenlose Bücher