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Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc

Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc

Titel: Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SF-Online
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hatten. Was, glaubten sie, konnte ein dreihundert Pfund schwerer Mann verstecken in dem Bett, in dem er schlief? Ich stopfte die Füllung zurück, so gut es ging.
    Wenn ich eine Decke darüber legte, ehe ich die Matratze frisch bezog, würde sie sich wenigstens das Wochenende über
    einigermaßen benutzen lassen.
    Ich ging noch mal zur Haustür, betrachtete das Schloss
    eingehend. Nicht die geringste Spur von Gewaltanwendung.
    Gut, es ist kein rasend widerstandsfähiges Schloss, aber doch das beste und teuerste, das der Baumarkt von Tralee seinerzeit vorratig gehabt hat. Man hätte meinen können, die Einbrecher hatten einen Schlüssel besessen.
    Womöglich besaßen sie den sogar.
    Mir fiel etwas ein. Ein dritter Durchgang, alle elektronischen Sinne auf Höchstleistung geschaltet, erbrachte immerhin, dass keine Wanzen, versteckten Kameras oder dergleichen
    angebracht worden waren. Als ich mir dessen so sicher war, wie zwar nicht mehr ganz aktuelle, aber zu ihrer Zeit
    fortgeschrittenste militärische Aufklarungstechnologie einen 224
    sicher sein lassen kann, wagte ich es, nach meinem
    Mobiltelefon zu schauen.
    Es war, o Wunder, noch in seinem Versteck und unberührt.
    Also waren sie nicht allwissend. Ich hatte beinahe gegrinst, wäre ich nicht halb bewusstlos vor Müdigkeit und Hunger
    gewesen und zu derlei Anstrengung nicht mehr imstande. Eine innere Stimme riet mir, es gut sein zu lassen, also ließ ich es gut sein, kroch in mein ungemachtes Bett und sank in
    traumlosen Schlaf.
    225
    Wo keine Gefahr ist, erntet man auch keinen Ruhm. In gleicher Weise verfährt das Schicksal. Es sucht sich die Tapfersten als Gegner aus, an manchen geht es verächtlich vorbei. Die Menschen mit großer Kühnheit fordert es heraus und führt alle seine Kräfte gegen sie ins Feld.
    Seneca, DE PROVIDENTIA

15
    Am Morgen sah alles anders aus. Schlimmer. Eine Wohnung, in die eingebrochen worden ist, ist kein Zuhause mehr. Ruhelos strich ich durch die Zimmer, die im blassen Tageslicht
    grässlich leer aussahen.
    Obwohl ich mir sagte, dass es nicht stimmte, fühlte ich mich beobachtet in meinen Wänden, eingesperrt, ausgeliefert. Und der Hunger in meinen wenigen verbliebenen Eingeweiden
    wurde zusehends unerträglich, machte mich unleidig und
    reizbar. Raus, nur raus. Meine älteste, unansehnlichste
    Wetterjacke überziehend, flüchtete ich förmlich ins Freie.
    Hatte ich das Gefühl gehabt, in meiner Wohnung beobachtet zu werden? Draußen wurde es zur Gewissheit. Meine Freunde, die Männer mit den Mobiltelefonen, waren zurück. Am Ende meiner Straße standen zwei von ihnen sinnlos herum und sahen ebenso unverhohlen wie ausdruckslos in meine Richtung.
    Weiter vorne noch mal zwei. Keine Heimlichtuerei mehr. Sie wollten, dass ich sie sah.
    Und ich sah sie, weiß Gott. An der Bushaltestelle, zu zweit, die Arme verschränkt, geduldig wie die Indianer auf alles wartend außer auf den nächsten Bus. Am Ortsausgang saßen zwei in einem dunklen, geländegängig aussehenden Auto,
    allerlei glotzäugige Geräte vor sich auf dem Armaturenbrett, 226
    Kameras vielleicht oder Infrarotsichtgeräte. Ich wollte es gar nicht genau wissen.
    Und sie folgten mir, paarweise. Einer hatte immer das
    Telefon am Ohr, redete, gab wahrscheinlich einen minutiösen Bericht über jeden meiner Schritte an irgendjemanden durch.
    Was sollte das? Mit jedem Schritt, mit jedem weiteren dieser glatten, leeren Gesichter wuchs mein Zorn. Am liebsten hätte ich mir einen der Typen geschnappt, oder auch zwei
    meinetwegen, und die Scheiße aus ihnen herausgeprügelt, bis ihre eigene Mutter sie nicht mehr erkannt hätte, sie so lange windelweich geschlagen, bis sie die Namen ihrer Auftraggeber lauthals herausgeheult hätten.
    Ich musste mich wirklich beherrschen. Vielleicht sah man mir das an, denn nach einer Weile ließen sie die Abstände zwischen ihnen und mir deutlich größer werden.
    Die erste Station war natürlich das Postamt. Ohne einen
    Funken Hoffnung, nur der Vollständigkeit halber, betrat ich den Laden. Billy Trant schüttelte nur den Kopf, sobald er mich sah. Kein Paket. Mittlerweile hätten zwei da sein müssen, die von Reilly versprochene Sondersendung nicht mal
    mitgerechnet.
    »Sie können gern nach hinten kommen und sich selber
    umsehen«, bot Billy mir an und grinste schief und zahnlückig dazu. »Es ist nichts da.« Normalerweise wäre jetzt sein
    üblicher Witz gekommen, aber heute verzichtete er darauf.
    Was mir zeigte, dass er begriff, dass hier etwas vor sich

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