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Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc

Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc

Titel: Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SF-Online
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roch, damals noch für Parfüm. »Ich würde dir gern noch ein paar andere Dinge
    zeigen, Dinge, die uns bestimmt beiden gefallen. Das heißt, wenn du gerade etwas Zeit hast.«
    Ich versicherte ihr hastig, dass ich durchaus Zeit hätte, jede Menge sogar. Ja, praktisch hätte ich den Rest des Tages rein garnichts mehr vor. Ganz zu schweigen vom Rest des Monats oder meines Lebens.
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    »Wie schön«, lächelte sie und begann, mir das Hemd
    aufzuknöpfen. Ich muss ein ausgesprochen dämliches Gesicht gemacht haben, denn sie fügte in jenem beruhigenden Tonfall, den Lehrer einem in der Versetzung gefährdeten Schüler
    gegenüber gebrauchen, hinzu: »Betrachte es als eine Art
    Unterricht, Duane. Okay?«
    Später ist mir klar geworden, dass das ihre Art zu leben war.
    Sie war ständig auf Achse, zog jedes Jahr als Aushilfslehrerin in eine neue Stadt, an eine neue Schule, in eine neue
    Umgebung. Ihr Klavier schleppte sie bei diesen Umzügen nicht aus Liebe zur Musik mit, sondern weil es ein für ihr
    Sexualleben unentbehrliches Hilfsmittel darstellte.
    Wenn ihr Unterricht bei allen ihren Privatschülern annähernd so verlief wie bei mir, dann hat Darcy Mantegna jedenfalls eine Menge junger Männer in Amerika glücklich gemacht.
    Die Ermahnung, die Kern unserer Abmachung wurde, gab
    sie mir auf der Schwelle zu ihrem Schlafzimmer. »Es ist
    vorbei, sobald du damit herumprahlst. Und falls du dich
    verliebst, ist es auch zu Ende«, sagte sie. »Du musst nur schlau genug sein, diese zwei Dinge bleiben zu lassen, und es wird der Sommer deines Lebens.«
    Und so war es. Was für ein Recht also habe ich, mich zu
    beklagen oder mit meinem Schicksal zu hadern? Auch das war Teil davon, diese fünfeinhalb Monate, die allein schon mehr waren, als die meisten Männer in ihrem ganzen Dasein erleben.
    Ich war sechzehn, in dem Alter also, in dem die Manneskraft ihren Höhepunkt erreicht, und bekam beigebracht, was man damit alles anstellen kann. In gewisser Weise, kann man sagen, hat sie mich befreit. Ich habe danach viele Frauen gehabt, wobei ich eine gewisse Wahllosigkeit an den Tag gelegt habe, wie sie für junge Männer nicht untypisch sein dürfte, wenn ihnen die Schuldgefühle und Komplexe abhanden gekommen
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    sind, durch die sie normalerweise im Zaum gehalten werden, aber zweifellos hätte sich das im Lauf der Zeit gebessert. Sex lernen Männer einfach leichter als die Liebe.
    »Was machen Sie denn da?«
    Es war Finnan, der das fragte, wie aus dem Nichts
    aufgetaucht plötzlich neben mir auf der Bank sitzend. »Wenn man fragen darf«, fügte er hinzu.
    Ich hob meine rechte Hand vom Knie. »Damit, meinen Sie?«
    »Offen gesagt sieht es aus, als stünden Sie kurz vor einem akuten Nervenzusammenbruch.«
    »Ich habe bloß geschrieben.«
    »Geschrieben. Aha.«
    Ich seufzte. Ich hatte diesem Mann genug Staatsgeheimnisse anvertraut, um ihn und mich auf den elektrischen Stuhl zu bringen, da kam es auf dieses relativ belanglose Detail nicht mehr an. »Im Grunde ist es nur ein Stück Software«, erklärte ich. »Eine Spielerei, wenn Sie so wollen. Einer der
    Programmierer des Projekts hat es in seiner Freizeit
    geschrieben und mir eingespeist, als eine Art privates
    Experiment. Ich hätte auch nie geglaubt, dass ich ausgerechnet dieses Programm einmal so gern benutzen würde.«
    Finnan musterte mich skeptisch. »Sie reden in Rätseln,
    Mister Fitzgerald. Was ich gesehen habe, war, dass Sie mit stierem Blick dasitzen und wie wild mit der Hand auf Ihrem rechten Knie herumhämmern. Sie wollen mir doch nicht
    erzählen, dass man Ihnen da eine Tastatur eingebaut hat?«
    Ich hielt ihm meine Rechte vors Gesicht und wackelte mit den Fingern. »Fünf Finger. Ich kann mit dem Daumen allein anschlagen – Leerzeichen. Der Zeigefinger allein – der
    Buchstabe e. Daumen und Zeigefinger ergibt n, und so weiter.
    Insgesamt einunddreißig verschiedene Kombinationen sind
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    möglich, ausreichend für alle Buchstaben des Alphabets plus einige Sonderzeichen, und über diverse Tricks mit
    Umschaltcodes noch weit mehr.«
    »Einunddreißig?« Er versuchte, das anhand seiner eigenen Finger nachzuvollziehen, aber man braucht eine Weile, um dahinter zu kommen, wie man das machen muss, damit man
    sich dabei nicht verzählt. »Wieso ausgerechnet
    einunddreißig?«
    »Hat irgendwas mit Zweierpotenzen zu tun.« Ich tippte die schwierigste Kombination auf mein Knie, die für den
    Buchstaben x steht: alle Finger unten, nur der Ringfinger abgespreizt. »Jedenfalls,

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