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Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc

Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc

Titel: Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SF-Online
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Einen Punkt, der mich, gelinde gesagt, überraschte. »Und hier erwarte ich Sie.«
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    »Das ist ein Berg.«
    »Sollte kein Problem für Sie sein«, nickte er. Sein Finger zeichnete eine Linie auf der Karte nach. Eine Linie, die ich kannte. »Für eventuelle Verfolger dagegen schon.«
    Ich verstand. Er hatte sich wirklich etwas dabei gedacht.
    Wenn er es auch noch fertig bringen sollte, am Ende dieses Pfades mit einem motorisierten Fortbewegungsmittel auf mich zu warten, war das ein guter Plan. »Also gut. Wann?«
    »Morgen Abend ab Mitternacht.« Das flüsterte er kaum
    hörbar und faltete dabei raschelnd die Karte zusammen. Dann sah er mich eindringlich an. »Nur Sie und ich wissen von diesem Treffpunkt. Und so soll es bleiben.«
    Ich nickte. Er schob die Landkarte ein.
    »Eins noch«, sagte ich, als er aufstehen wollte.
    Er hielt inne, sah mich an. Die Falte auf seiner Stirn war so scharf, dass man Gemüse daran hätte schneiden können.
    »Nach dem, was wir Freitagabend besprochen haben«,
    begann ich halblaut, »was haben Sie da für eine Vorstellung, wie die mich dazu gekriegt haben, mitzumachen?«
    »Keine vorteilhafte, fürchte ich.«
    »Und was denken Sie? Dass man mich gezwungen hat? Dass
    man mich schamlos angelogen, mich mit süßen Gesängen von Patriotismus und Dienst am Vaterland verführt hat, zu
    unterschreiben?«
    »Etwa nicht?«
    Ich schaute geradeaus, ließ den Blick schweifen und fragte mich, ob in diesem Moment eines dieser sagenhaft
    leistungsfähigen Richtmikrofone auf uns gerichtet war, die ich selber nur aus Agentenfilmen kenne. Mein ODP gab
    Entwarnung. Gut, allwissend war das auch nicht. Und der
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    Gegner wusste, dass es das ODP gab. Wenn die schlimmsten Vermutungen stimmten, wer dieser Gegner war, dann hatte er es gebaut.
    Und wenn schon.
    »Man hat mich nicht zwingen müssen. Man hat mich auch
    nicht verführt. Man hat mich nicht angelogen, um mich zum Cyborg machen zu können. Die Wahrheit ist, ich habe mich darum gerissen.«
    Er holte geräuschvoll Luft. »Das sieht in den Dokumenten aber anders aus.«
    »Von denen wusste ich bis vorgestern Abend nichts.« Ich
    hatte das Gefühl, schnell reden zu müssen, damit ich loswurde, was ich zu sagen hatte, ehe er wieder verschwand. »Steel Man war zwar ein Geheimprojekt, aber natürlich hat es trotzdem Gerüchte gegeben. Es kursieren ständig verrückte Geschichten, und bei den meisten hört man nicht mal hin. Aber dass geplant war, Cyborgs zu bauen, das hat mich fasziniert. Ich bin den Gerüchten nachgegangen. Ich habe herumgefragt. Ich war
    einundzwanzig und habe mich bei jedem, von dem ich glaubte, er könnte was damit zu tun haben, freiwillig gemeldet. Damals lief das Projekt schon vier Jahre lang, hatte aber nur
    Grundlagenforschung gemacht. Als es um die praktische
    Erprobung ging, war die Frage, ob die Marines oder die Army es kriegen sollte.« Ich blickte zur Seite. »Später hat mir jemand erzählt, ausschlaggebend sei gewesen, dass die Marines schon einen Freiwilligen hatten. Mein ganzes Anwerbegespräch
    bestand darin, dass ich eines Tages in ein Büro zitiert wurde, wo mir ein gewisser Major Reilly die Hand schüttelte und sagte: >Also, Corporal, packen Sie Ihre Sachen. Sie sind dabei.<« »Aber warum, um Himmels willen?« »Erinnern Sie sich noch an den Film Terminator?« Finnan stieß einen gequält klingenden Laut aus. »Das ist nicht wahr.«
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    »Ich bin aus dem Kino gekommen und habe mir als Erstes so eine Jacke gekauft. Genau so eine Jacke. Ich habe mir die Haare kurz schneiden lassen und genau diese Sonnenbrille besorgt. Ich bin durch die Stadt gegangen und habe mich wie ein Maschinenmensch gefühlt.« Ich sog die Luft ein, die nach Fisch roch und nach Salz. »Als der zweite Teil in die Kinos kam, war ich schon selber einer.«
    Da war ein heller Fleck zwischen den Wolken, eine Ahnung blauen Himmels, und verwaschenes Sonnenlicht, das auf uns herabrieselte. Einen Augenblick lang mischte sich der Gestank schlecht verbrannten Diesels unter die Hafengerüche. Finnan schwieg. Für einen Moment vergaß ich, dass er da war, sprach nur mit mir selbst. »The Six Million Dollar Man durfte ich als Kind immer sehen, ich glaube, als eine Art Entschädigung dafür, dass ich ohne Mutter aufwuchs. Ich habe diese Sendung geliebt, weiß der Himmel. Ich saß vor dem Fernseher wie
    andere vielleicht vor dem Altar knien und hatte nur den einen einzigen Wunsch, der Six Million Dollar Man zu sein.« Ich schüttelte den Kopf. »Und nun bin

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