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Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc

Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc

Titel: Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SF-Online
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Spezialnahrung kommt nicht mehr. Gleichzeitig tauchen Dutzende von Leuten in der Stadt auf, die nichts anderes tun, als Sie zu beobachten und
    abzuwarten. Wozu? Was denken Sie? Ich denke, die warten
    schlicht und einfach darauf, dass Sie vor Hunger
    zusammenbrechen. Wahrscheinlich würden sie eingreifen, falls Sie durchdrehen, aber ansonsten schauen die seelenruhig zu, bis Sie schwach genug sind, dass man Sie ohne Risiko
    einsammeln kann. Oder? Unterbrechen Sie mich, wenn Sie
    glauben, dass meine Fantasie mit mir durchgeht.«
    Ich holte tief Luft und meinte die diversen Kabelstränge und Panzerungen in meinem Brustkorb zu spüren. »Sie haben
    Recht. So sieht es aus.«
    »Freut mich, dass wir zumindest darin übereinstimmen.«
    »Aber es macht keinen Sinn. Ich meine, wozu der Aufwand?
    Wenn Duane Fitzgerald ein Problem wäre, würde ein
    Scharfschütze es mit einer einzigen Bewegung seines
    Zeigefingers lösen.«
    »Vielleicht will man Sie lebendig.« Er zog seinen
    Tabaksbeutel aus der Tasche. »Abgesehen davon ist ein Toter mit einem Loch im Kopf nie die Lösung eines Problems, bei dem es um Unauffälligkeit geht.«
    »Zwei Tote mit Löchern im Kopf gibt es schon, da kommt es auf einen mehr oder weniger nicht mehr an.«
    Er drehte den Tabak in seinen Händen, betrachtete ihn, als frage er sich, wo der so überraschend herkam, und stopfte ihn 249
    zurück in seine Jacke. »Stimmt. Das heißt, man will Sie
    lebendig.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Man will die Unterlagen.«
    »Warum sollte man Ihnen die Nahrungszufuhr abdrehen,
    bloß weil man die Unterlagen will?« Finnan sah mich an,
    wartete, ob mir eine kluge Antwort darauf einfiel, aber
    natürlich fiel mir keine ein. Er lächelte freudlos. »Darf ich jetzt erklären, was wir uns ausgedacht haben?«
    »Von mir aus. Ich erkläre Ihnen anschließend, warum es
    nicht geht.«
    »Aber erst anschließend?«
    »Versprochen.«
    »Gut.« Er beugte sich vor und senkte die Stimme.
    »Kommenden Mittwoch beginnt in Dublin ein Internationaler Ärztekongress. Das diesjährige Schwerpunktthema ist die
    Ethik der Medizin – Gentechnik, Klonen, pränatale Selektion, Sterbehilfe, Rechte von Behinderten und so weiter und so weiter. Die Weltpresse ist vor Ort, namhafte
    Menschenrechtsorganisationen haben Protestmärsche
    angekündigt. Wir können es organisieren, Sie nach Dublin und vor das große Auditorium zu bringen. Wenn die
    Weltöffentlichkeit erfährt, dass es Cyborgs gibt, muss Ihre Regierung wieder anfangen, Sie mit der Nahrung zu versorgen, die Sie brauchen. Und niemand kann Sie mehr behelligen.«
    Ich war überrascht. Das klang nicht dumm. Ich musste an
    Dr. O'Shea denken. Genau diesen Kongress hatte er besuchen wollen. Den heutigen Tag hatte er mit den Kindern seiner Schwester verbringen wollen. Ich fragte mich, was aus dem Teddybär für seinen Neffen und dem Metallbaukasten für seine Nichte geworden war.
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    »Damit würde ich gegen meine
    Geheimhaltungsverpflichtung verstoßen«, sagte ich.
    »Damit würden Sie gegen Ihre Geheimhaltungsverpflichtung verstoßen, ganz recht. Wenn Sie mich fragen, ist es höchste Zeit, dass Sie gegen Ihre Geheimhaltungsverpflichtung
    verstoßen.« Auf Finnans Stirn erschienen wieder die scharfen Falten, die mir schon im Cafe Liteartha aufgefallen waren.
    »Duane, die andere Seite ist auch Verpflichtungen
    eingegangen, und sie hat sie gebrochen. Sie sind denen nichts mehr schuldig.«
    Ich dachte nach. Der Plan hörte sich gut an. Besser
    zumindest als alles, was mir selber bisher durch den Kopf gegangen war.
    »Wie wollen Sie mich aus Dingle fortschaffen?«
    Er zog, nach allen Seiten sichernd, eine zusammengefaltete Karte aus der Brusttasche. »Das müssen Sie bewerkstelligen.
    Mit Ihren Superkräften.«
    »Eine Kohorte seltsamer Männer lungert hier herum, um
    genau das zu verhindern.«
    »Sie bewachen die Ausfallstraßen und Ihr Haus, richtig.
    Denen um Ihr Haus müssen Sie irgendwie entwischen. Und
    was den weiteren Weg anbelangt, steht nirgends geschrieben, dass Sie unbedingt eine Straße benutzen müssen.« Er faltete die Karte auseinander, merklich um Unauffälligkeit bemüht. »Ich werde Ihnen jetzt die Orte zeigen, ohne sie zu nennen. Wir glauben zwar, dass wir hier im Moment nicht abgehört werden, aber man weiß nie.« Er tippte auf eine Stelle im Stadtplan von Dingle. »Hier. Ein leer stehendes Haus. Eine Mauer dahinter, die Sie übersteigen.« Er blätterte um zur Karte der Halbinsel und deutete auf einen weiteren Punkt.

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