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Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc

Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc

Titel: Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SF-Online
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nur ein paar Tage gedauert.
    Man verschätzt sich ja leicht mit Zeiträumen in der Erinnerung an frühe Jugend. Ich war damals zwölf, wenn ich mich recht entsinne, höchstens dreizehn. Eigentlich zu früh für
    Krafttraining, habe ich viel später einmal gelesen, aber ich hatte Glück, die richtigen Gene, einen Körper, der dankbar auf das Eisenstemmen ansprach. Im Jahr darauf sahen mir das erste Mal Mädchen nach, daran erinnere ich mich genau. Und auch, wie sie mir nachsahen. Es fühlte sich auf verwirrende Weise zugleich gut und furchteinflößend an. Ich ahnte, dass diese Blicke etwas zu bedeuten hatten, aber ich wusste nicht genau, was, und so war die paradoxe Folge meiner wachsenden
    Attraktivität, dass ich mich geradezu im Kraftraum verkroch und an manchen Tagen fast bis zur Bewusstlosigkeit trainierte.
    Dann kam Conan, der Barbar ins Kino. Arnold
    Schwarzenegger mit Muskeln, die nicht von dieser Welt waren.
    Ich besorgte mir das Filmplakat und hängte es über der
    Hantelbank auf. Der Hausmeister, der anfangs misstrauisch herumgeschlichen war und immer wieder gefragt hatte, wie lange ich noch zu üben gedenke, hatte mir den Raum längst als mein eigenes Reich überlassen. Irgendwann kam er sogar an und hatte so ein altes medizinisches Plakat dabei, Der Mensch 241
    und seine Muskeln, der berühmte fleischrote Mann ohne Haut, der einen Arm in die Höhe streckt, von vorne und von hinten und mit allen lateinischen Bezeichnungen. »Dachte, du kannst das vielleicht brauchen, Junge«, brummte er, als er es mir hinhielt. »Bei mir im Büro liegt es ja doch nur rum.«
    Ich bedankte mich, hängte es neben Conan auf und
    verbrachte in der Folge mitunter Stunden damit, die
    Anordnung der Muskelstränge zu studieren und bei mir selber zu identifizieren. Ich hatte sogar den Eindruck, dass dadurch die Wirkung des Trainings verstärkt wurde; jedenfalls
    explodierten um diese Zeit herum meine Muskeln geradezu.
    Ich weiß noch, wie ich einmal meinem Vater half, die
    Waschmaschine hervorzuziehen, als unter ihr Wasser
    herauslief, und dabei platzte mein Hemd, riss einfach, weil es um meinen Oberarm zu eng geworden war. Dad sah mich an,
    mit halb stolzem, halb besorgtem Blick, und fragte nur: »Du nimmst aber keins von diesen Mitteln, oder?«
    Ich wusste nicht, worauf er mit dieser Frage abzielte, und verneinte. Aber der Gedanke, dass es Mittel geben könnte, die einem zu noch gewaltigeren Muskeln verhelfen würden,
    beschäftigte mich lange. Ich glaube, wenn ich damals über Anabolika und Steroide und all diese Drogen Bescheid gewusst und Zugang dazu gehabt hätte, ich wäre der beste Kunde
    Bostons geworden. So aber kaufte ich einfach neue, größere Hemden und stemmte weiter meine Hanteln.
    Eines Tages kam eine Lehrerin herunter, Miss Mantegna,
    eine kultivierte, schlanke Frau mit goldenen
    Korkenzieherlocken, die für ein Jahr als Vertretungslehrerin an unserer Schule war. Sie habe über den Hausmeister von mir erfahren und, na ja, sie sei vor kurzem in ihr Haus eingezogen und brauchte einen starken jungen Mann, der ihr half, das Klavier anzuheben, damit sie endlich den Teppich darunter 242
    schieben konnte. Ob es mir was ausmachen würde, mal bei ihr vorbeizuschauen? Vielleicht gleich heute, so gegen drei? Klar, gern, sagte ich hilfsbereit, und sie schrieb mir ihre Adresse auf.
    Ich ging wie versprochen hin, und dass sie nur ein dünnes Wickelkleid trug, als sie mir die Tür öffnete, registrierte ich ohne Argwohn. Dann stand ich bei ihr im Wohnzimmer und
    hob das Klavier an, damit sie den Teppich darunter
    zurechtrücken konnte, und sah plötzlich durch den weiten Ausschnitt ihres Kleides ihre Brüste, ihre blanken Titten, die da im sanft einsickernden Licht umherbaumelten. Schlagartig brach mir der Schweiß aus, und ich bekam einen Steifen, aber ich konnte meinen Blick nicht abwenden.
    Und dann sah sie hoch und mir direkt ins Gesicht und fragte, ohne ihre Körperhaltung im Mindesten zu verändern: »Gefällt dir, was du siehst, Duane?«
    Was antwortet man, gerade sechzehn Jahre alt, auf eine
    solche Frage, in einer solchen Situation? Ich weiß noch, dass ich nickte, rot im Gesicht, aber ich glaube nicht, dass ich irgendein Wort herausbrachte.
    Sie stand auf, mit einer lasziven Bewegung, bei der ihre Hand an meinem Bein hochglitt und in gefährlicher Nähe zu einer sich hochexplosiv anfühlenden Stelle zu liegen kam.
    »Mir gefällt auch, was ich sehe.« Ich konnte ihr Parfüm
    riechen. Zumindest hielt ich das, was ich

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