Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc

Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc

Titel: Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SF-Online
Vom Netzwerk:
neben mir musste dauernd aufstehen und sich hinsetzen, unruhig wie nur was.«
    Er knetete seine Hände, als hätte er ihm schließlich eine reingehauen und als schmerzten sie noch davon. »Goddammit, Duane, ich weiß, ich sage das jedes Mal, aber ich kann nicht verstehen, was Sie an diesem Land hier finden.«
    »Es ist das Land meiner Vorfahren. Ihrer doch auch, schätze ich.«
    »Schon möglich. Aber wenn, dann hatten sie jedenfalls
    Recht, auszuwandern.« Er rieb sich den Nacken. »Allein die Straßen. Angeblich Hauptverkehrsstraßen und dabei eng wie minderjährige Jungfrauen. Ich kann es immer nicht fassen, dass man vier Stunden braucht von Shannon bis hierher. Vier
    Stunden! Dabei können das doch kaum viel mehr als hundert Meilen sein, oder? Und dann noch Linksverkehr! Ich würde wahnsinnig werden, wenn ich selber fahren musste. Schon auf dem Rücksitz wird mir schlecht. Dauernd denke ich, jetzt biegt er falsch ab und so weiter; wirklich, ich sollte die Augen zumachen, sobald das Taxi losfährt. Schlafen und von Florida träumen, bis wir vor dem Hotel stehen.«
    »Sind Sie wieder in Brennan's?«
    263
    »Die Macht der Gewohnheit. Dabei sage ich mir jedes Mal, wenn ich diese alte Treppe hochsteige, das nächste Mal
    probierst du ein anderes Hotel aus. Jedes Jahr hoffe ich, die machen endlich was, renovieren oder modernisieren, aber
    nichts, noch immer die selben alten Möbel wie vor zehn
    Jahren.« Es würde George M. Reilly in diesem Leben
    vermutlich nicht mehr gelingen, den Unterschied zwischen alten Möbeln und Antiquitäten zu begreifen. »Immerhin haben sie jetzt das oberste Stockwerk abgesperrt, Sperrholzplatten vor der Treppe, eine richtige Baustelle, wie es aussieht. Kann was werden ab morgen. Wahrscheinlich werde ich tagelang kein Auge zumachen. Klar, ich hätte eine Maschine der Luftwaffe nehmen können, wie früher. Aber es ist nicht mehr so wie früher. Heute muss ich dafür tausend Formulare ausfüllen und von zweitausend Ärschen Unterschriften einholen, und machen Sie das mal an einem Samstagnachmittag. Es wird überhaupt immer schlimmer mit dem Papierkrieg. Seien Sie froh, dass Sie draußen sind aus der Mühle, Duane, Sie machen sich kein Bild.
    Ich meine, ich weiß ehrlich nicht, wieso die uns mit
    Gewehrkugeln auf Pappfiguren schießen lassen. Mit
    Kugelschreibern nach Formularen werfen, das wär's. Ich
    schreibe bloß noch Berichte, dann Berichte darüber, dass ich Berichte geschrieben habe, und am Schluss muss ich über die ganze Wichserei jemand einen Vortrag halten.« Er schnaufte und ächzte, damit ich auch bestimmt merkte, wie schwer er es hatte.
    »Was gibt's denn Neues aus der alten Truppe?«, fragte ich ohne wirkliches Interesse, eigentlich nur, weil es Teil unseres Rituals war.
    »Ach, was soll es schon Neues geben?« Das sagte er immer.
    »Einen neuen Vorgesetzten habe ich mal wieder, seit letzten Oktober. Oder September? Könnte auch September gewesen
    264
    sein.« Er sinnierte höchst ernsthaft, und ich ließ ihn sinnieren, achtete nur darauf, interessiert in seine Richtung zu blicken, während ich mich in Wirklichkeit auf das Essen konzentrierte.
    »Lieutenant General Torrance, ich weiß nicht, ob Sie sich noch an den erinnern. Stammt aus New Orleans, guter Schütze, hat den MOS 8541 mit Auszeichnung absolviert. Sie müssten ihn damals in Quantico kennen gelernt haben, ein Schrank von einem Mann...«
    Ich begriff, dass er es umgehen wollte, das Attribut
    »schwarz« in der Personenbeschreibung zu verwenden. Also tat ich ihm den Gefallen zu nicken und mit vollem Mund zu brabbeln: »Erinnere mich.«
    Es tat gut, zu essen, zu spüren, wie der Magen sich füllte, aber zugleich spürte ich den Widerwillen, den mein Körper der Substanz entgegenbrachte, die ich ihm zuführen musste, einen Abscheu, der geradezu auf zellulärer Ebene verankert zu sein schien. Es war, als habe die lange Zwangspause meine Zellen aus einer Art Schock geweckt, in dem sie diese
    Nahmngszufuhr jahrelang geduldet hatten.
    »Beeindruckende Karriere, muss man sagen. Er ist alle
    naselang im Pentagon, hat schon mit dem
    Verteidigungsminister zu Mittag gegessen und so weiter...
    Aber irgendwie weht ein anderer Wind. Manchmal habe ich
    das Gefühl, dass ich eine Menge Dinge nicht mehr mitkriege.
    Torrance ist so ein Typ, der immer die Tür hinter sich zumacht, wissen Sie?« Reilly rieb sich das Brustbein. »Und ehrlich gesagt war es mir in den letzten Jahren recht, dass Miller es locker genommen hat mit den

Weitere Kostenlose Bücher