Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc
das selber noch nicht genau Es hat was mit diesem Mord zu tun. Dem von Dienstag.« Er schnaufte und ächzte wieder ein bisschen »Die haben mich kurz vor Mitternacht angerufen, ein Agent Osborn oder so. Ich wollte gerade ins Bett, na gut, bin ich eben noch mal nach Langley raus. Eine von diesen verdammten mitternächtlichen Besprechungen in den tiefsten Katakomben, bei denen man
gallonenweise Kaffee trinkt und irgendwann das irre Gefühl kriegt, man entscheidet über Krieg oder Frieden. Jedenfalls, sie haben uns von dem Mann erzählt, der hier in Dingle ermordet worden ist« Er stutzte »In dem Hotel, in dem ich jetzt wohne, wenn ich's recht überlege. Verdammt noch mal.«
»Was war denn mit dem Mann?«, fragte ich rasch, ehe er
vom Thema abkam.
Reilly schien es heute Abend wirklich nicht gut zu meinen mit seinen Händen, so wie er sie quetschte und walkte »Ja. War wohl ein Anwalt aus Frisco, hat viele Bürgerrechtssachen gemacht und so. Harold Itsumi. Japanische Abstammung, die 268
Eltern sind während des Krieges interniert gewesen,
wahrscheinlich deshalb.« Er schüttelte den Kopf »Jedenfalls, ein paar Tage, bevor er nach Irland geflogen ist, hat dieser Anwalt Forrest DuBois angerufen und sich nach einem Projekt Steel Man erkundigt«
»Oha«, machte ich, und meine Überraschung war nur zum
Teil gespielt.
»So ungefähr habe ich auch reagiert, als ich das gehört habe.
Und die Jungs von der NSA haben angefangen zu mauern.
Weil sie nämlich Mist gebaut haben.« Er fing wieder an mit seinen Versuchen, sich die Mittelhandknochen zu brechen
»Wenn Sie mich fragen, liegt das einzig und allein daran, dass man die Abteilung Steel Security gesplittet hat. Der Bereich Telefonüberwachung ist 1996 zur NSA gekommen, und jetzt
stellt sich so ganz allmählich heraus, dass die das bloß als eine Art Kindergarten für ihr Nachwuchstraining benutzt haben.
Geben sie naturlich nicht zu. Aber ich frage Sie, was wäre denn passiert, wenn wir das alles noch selber in der Hand gehabt hätten? Der Kerl hätte nach seinem Anruf den Hörer noch nicht aufgelegt gehabt, da hätten unsere Jungs schon vor seiner Tür gestanden, oder? Aber die Milchbubis vom NSA? Die haben's verpennt«
»Woher wusste dieser Itsumi überhaupt von Steel Man ! Ich meine, da muss doch jemand geplaudert haben?« Das war zur Abwechslung eine aufrichtige Frage, denn die Antwort darauf interessierte mich brennend.
»Ja, also dazu haben die uns eine Theorie präsentiert, von der ich auch nicht weiß, was ich davon halten soll. Nachdem sie aufgewacht sind und sich den Sand aus den Augen gerieben haben und merkten, dass da was passiert ist, was nicht hatte passieren sollen, haben sie angefangen zu recherchieren. Das verlassene Nest durchsucht, sozusagen. Wie auch immer,
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jedenfalls hat dieser Harold Itsumi an der University of Missouri studiert, und sie haben herausgefunden, dass er dort die letzten zwei Studienjahre mit einem gewissen James
Stewart zusammen wohnte. Der wiederum ist der Enkel eines gewissen Professor Nathaniel Stewart, der, glaube ich, noch Projektleiter war, als Sie dazugekommen sind?«
»War er«, nickte ich und dachte an Bridget und an den
Ordner in ihrem Besitz und an Stewarts Kündigungsbrief in dem Ordner.
»Gut, dann erinnern Sie sich noch an ihn. Schlank,
weißhaarig, sah ein bisschen aus wie dieser Schauspieler, Donald Sutherland. Er ist letzten Dezember gestorben, zwei Tage vor Weihnachten. Der Professor, meine ich. Nicht der Schauspieler.« Reillys Blick wanderte über den Fußboden, als stünde dort alles in einer Art Staubflusen-Geheimschrift aufgeschrieben. »Daraus stricken die Nasen vom Geheimdienst jetzt ihre Theorie. Angeblich ist Stewart nämlich damals nicht aus Altersgründen ausgeschieden, sondern weil er gegen eine Fortführung des Projekts war. Und, sagen sie, ist doch
vorstellbar, dass er aus Protest oder in der Absicht, das Projekt zu hintertreiben, geheime Unterlagen hat mitlaufen lassen.
Völliger Blödsinn, wenn Sie mich fragen – wir hatten
Sicherheitszonen, bewachte Ausgänge und Kontrollen wie im Lehrbuch; da ist keine Maus durchgekommen, geschweige
denn, dass sich jemand einen Ordner voller Dokumente unter den Arm klemmen und einfach hätte hinausspazieren können.
So stellen die sich das nämlich offensichtlich vor. Aber gut, Stewart soll also angeblich irgendetwas Belastendes
mitgenommen haben. Bloß, anstatt was damit anzustellen,
seinem Kongressabgeordneten Dampf zu machen, was
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