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Microsoft Word - Green, Simon R.-Todtsteltzers Ende

Microsoft Word - Green, Simon R.-Todtsteltzers Ende

Titel: Microsoft Word - Green, Simon R.-Todtsteltzers Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Ende
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Todtsteltzerburgen waren von jeher so konstruiert, dass sie viel aushielten. Todtsteltzers führten
schließlich ein gefährliches Leben, und ihre Erinnerungen reichten weit zurück. Jesamine folgte Lewis, während dieser durch Zimmer und Flure wanderte und dabei den Spuren der Verwüstung entweder auswich oder
über sie hinwegstieg. Das Mobiliar war zertrümmert,
die Bücherregale umgekippt, jahrhundertealte Wandteppiche und Bilder heruntergerissen und zerstört. Alles von offenkundigem Wert war geraubt worden, und
überall fand man Flecken, wo Finns Kreaturen sich
erleichert hatten wie Hunde, die ihr Revier markierten.
»Finn wusste, dass er mir damit wehtun würde«,
sagte Lewis fast lässig. »Beinahe so, wie der Verlust
von Mutti und Vati und der übrigen Familie. Damals,
als wir noch Freunde waren und die Welt noch Sinn
ergab, verbrachten er und ich oft lange Wochenenden
hier. Er war mein Gast, und ich zeigte ihm alles. Er
muss gewusst haben, wie viel mir diese Burg und
ihre Geschichte bedeuteten. Ich habe ihm damals alles davon erzählt, und warum auch nicht? Er war
mein Freund. Was Owen wohl sagt, wenn er das hier
sieht? Sie war die Pflicht meiner Familie: die Treuhandschaft über diese Burg bis zu seiner Rückkehr.
Die Burg war von jeher mehr als unser Besitz. Und
wir haben Owen enttäuscht.«
»Er wird es verstehen«, meinte Jesamine. »Er hat
selbst erfahren, wie es ist, wenn man verraten wird.«
Sie stiegen eine zerbröckelnde, schadhafte Treppe
zum nächsten Stockwerk hinauf. In der Mitte klaffte
eine mehrere Fuß breite Lücke. Sie sprangen lässig
darüber hinauf, ohne groß nachzudenken oder sich
anzustrengen, und bemerkten erst dann, was sie getan hatten, und sahen sich die Lücke an. Jesamine
beugte sich vor und blickte in den tiefen Abgrund,
und sie packte Lewis fest am Arm.
»Wow!«, sagte sie atemlos. »Ich kann gar nicht
glauben, dass wir das gerade getan haben.«
»Jes, du drückst mir den Arm ab.«
»Sieh dir nur an, wie tief das ist! Sieh dir mal das
Loch an! Und wir sind darüber hinweggesprungen,
als wäre es gar nichts ... In der Zeit vor dem Labyrinth hätte ich einen solchen Sprung nicht mal geschafft, wenn du mich mit dem Viehtreiber angespornt hättest.«
»Jes, mein Arm ...«
»Oh Verzeihung!«
»Wir verändern uns«, sagte Lewis und rieb sich
den Arm. »Wir verwandeln uns fortlaufend und werden besser, wenn auch in kleinen Schritten, die wir
nicht immer bemerken.«
Und urplötzlich sprinteten sie los und stürmten mit
übermenschlicher Schnelligkeit die restlichen Stufen
hinauf. Auf dem oberen Treppenabsatz angekommen, ohne auch nur schwer zu atmen, blickten sie
zurück auf die Treppe, die sich langsam von der
Wand löste und auf das tiefere Stockwerk hinabstürzte. Sie schlug schwer auf und zerbrach. Lewis
und Jesamine blickten einander an.
»Wir wussten, dass es passieren würde!«, sagte Jesamine langsam. »Wir ... haben es gespürt. Das ist
jetzt aber ernsthaft unheimlich!«
»Es würde mir seit einiger Zeit schwerfallen, etwas aus unserem Leben anzuführen, das nicht unheimlich wäre«, sagte Lewis. »Zweifellos gewöhnen
wir uns irgendwann daran.«
»Das hoffe ich doch«, sagte Jesamine. »Ich weiß
nicht, ob meine Nerven noch viel mehr davon verkraften. Das ist ja schlimmer als ein Premierenabend!«
Ohne Eile spazierten sie weiter durch die verwüstete Burg. Zu hören waren nur der Wind, der durch
die vielen Löcher pfiff, und gelegentlich das Ächzen
von Boden oder Wänden sowie Lewis' und Jesamines leise Schritte. Sie blickten in jedes Zimmer, aber
nichts war unberührt und unbesudelt geblieben.
Finns Kreaturen hatten alles gründlich geschändet.
»Du hättest die Burg mal zu ihren besten Zeiten erleben sollen«, sagte Lewis schließlich. »Sie war ...
prachtvoll, enthielt die gesammelten Schätze und
Wunder aus Jahrhunderten. Eine Familiengeschichte,
die bis ins Erste Imperium zurückreicht. Gemälde und
Antiquitäten und Kunstwerke, manche davon so alt,
dass wir nicht mehr genau wussten, was sie darstellten
oder welche Bedeutung sie mal gehabt hatten. Eines
Tages wäre all das mein gewesen, um es zu genießen
und zu bewahren. Ich wollte es mit dir teilen, Jes.«
»Und das wirst du auch«, sagte Jesamine, klammerte sich an seinen Arm und legte den goldenen Kopf auf
seine Schulter. »Es kann neu aufgebaut und restauriert
werden. Ich bin richtig reich, weißt du noch? Ich habe
Geld auf Konten im ganzen Imperium, wo Finns Leute
es

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