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Microsoft Word - Pelzer, Dave - Der verlorene Sohn.doc

Microsoft Word - Pelzer, Dave - Der verlorene Sohn.doc

Titel: Microsoft Word - Pelzer, Dave - Der verlorene Sohn.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jojox
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ich wirklich ein Waschlappen.«
    »Oh, David! 0 mein Gott! «, rief Lilian weinend. »Wir haben ja gar nicht gewusst ... «
    »Schauen Sie sich das hier an ... « Ich riss mein Hemd aus der Hose. »Das ... das hier ist die Stelle, wo sie auf mich eingestochen hat. Sie hat's nicht mit Absicht getan. Es war ein Unfall. Aber wissen Sie, warum?«
    Lilian wich das Blut aus dem Gesicht. Sie schloss ihre Augen, bevor sie ihren Mund mit der Hand bedeckte.
    »Nein, David, ich weiß nicht, warum. Warum hat sie das getan?«
    »Sie hat gesagt, sie würde mich umbringen, wenn ich nicht >diesen verdammten Abwasch in 20 Minuten geschafft< hätte. Ist das nicht toll? Das Komische ist nur, schon die ganze Zeit seit diesem Unfall wollte ich ihr sagen, dass ich wusste, dass sie mich nicht hatte töten wollen - dass ich wusste, dass es ein Unfall war.
    Ich habe sogar gebetet, dass uns der Unfall wieder zusammenführen möge - dass sie irgendwie gemerkt hätte, dass sie zu weit gegangen war, und dass sie unser Geheimnis nicht länger geheim halten konnte. Ich wollte, dass sie wusste, dass ich ihr verziehen habe.
    Aber nein! Wieder bin ich der Böse. Und sie redet nicht mal mit mir. So ... als ... wäre ich der Übeltäter! «
    Ich spürte, wie sich meine Arme anspannten und meine Hände Fäuste bildeten. Ich sah durch Mrs. Catanze hindurch, als ich ganz langsam meinen Kopf schüttelte.
    »Verdammt noch mal! Sie spricht nicht mal mit mir!
    Warum? Warum? Warum?! «

    97

    Lilian kniete vor mir nieder. Auch sie schluchzte.
    »David, ich weiß es nicht. Wir müssen mit jemand sprechen, jemand, der dir helfen kann. Das hier ist etwas, was aus dir raus muss. Du brauchst jemanden, der besser qualifiziert ist ... der weiß, was jetzt am besten zu tun ist.

    Ms. Gold und ich werden dafür sorgen, dass du mit jemandem reden kannst, der dir dabei helfen wird, Antworten zu finden. Sollen wir's so machen?«
    Ich spürte, wie meine Aufmerksamkeit immer mehr nachließ. Ich konzentrierte mich auf Lilians Mundbewe-gungen, aber ich bekam nicht mehr mit, was sie sagte.
    Sie nahm mich an der Hand und führte mich in mein Zimmer. Als ich im Bett lag, streichelte sie über mein Haar und flüsterte: »Schon in Ordnung. Ich bin ja bei dir. Es wird alles gut werden.«
    Einige Stunden später wachte ich erfrischt auf und folgte Mrs. Catanze, als sie die Treppe hinabhüpfte, um mein Rad in Augenschein zu nehmen. Schon bald schüttelte ich angewidert den Kopf. »Das hat Stan gemacht«, sagte ich. »Der große Bastler! Seine Art, sich an mir zu rächen.«
    »David«, sagte Lilian mit fester Stimme, »die Frage lautet: Willst du jetzt hier rumsitzen und Trübsal blasen, oder willst du etwas unternehmen?« Sie hielt einen Augenblick inne, so als müsse sie über einen Plan nachdenken. »Weißt du, wenn du willst ... dann könntest du dir vielleicht ein wenig Geld verdienen und davon dein Fahrrad reparieren. Aber nur, wenn du das willst.«
    Ein paar Minuten später ging ich wieder die Treppe hinauf und ließ mich im Wohnzimmer aufs Sofa fallen.
    Der Gedanke an die Fahrradreparatur ging mir nicht 98

    mehr aus dem Kopf. Als Big Larry von der Arbeit nach Hause kam, lief ich in sein Zimmer, um ihn um Rat zu fragen. Den ganzen Abend lang schmiedeten Larry und ich Pläne, wie ich mein Ziel am schnellsten erreichen könnte. Es war schon nach zehn Uhr, als wir den perfekten Plan entwickelt hatten - einen Plan, der so fehlerlos war, dass ich nach
    Larrys Meinung mein Fahrrad garantiert in weniger als einem Monat wieder fahrbereit hätte. Larry, der sich für einen »Meisterstrategen« hielt - ich hatte allerdings keine Ahnung, was das heißen sollte -, prahlte schon, dass Mom und Dad bestimmt bereitwillig Geld rausrücken würden, wenn sie mich nur kommen sähen.
    »Wow«, staunte ich, »das ist ja total cool!«
    Ehe wir zu Bett gingen, gaben Larry und ich unserem Plan einen Namen: »Operation >Eltern nerven<«.
    Am nächsten Morgen wich ich Lilian nicht von der Seite und bat sie ständig um Extraarbeiten. Nach einer Stunde ergab sie sich: »Schon gut! Ich gebe auf! Hier, nimm diesen Lappen und putz das Badezimmer. Du weißt doch, wie man ein Badezimmer putzt, oder?«
    Ich lächelte und sagte mir: So gut, wie du dir's nicht träumen lassen würdest! Während ich sie fest ansah, neigte ich den Kopf ein wenig. »Wie viel?«
    Lilian blinzelte. »Was?«
    »Wie viel kriege ich, wenn ich das Badezimmer putze?«, fragte ich, so ernst ich konnte.
    Mrs. Catanze nickte: »Oh, ich

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