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Middlesex

Middlesex

Titel: Middlesex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Eugenides
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hast du doch schon immer gemocht.«
    »Aber jetzt nicht mehr.«
    »Na schön. Dann nicht. Hungere doch, nur zu. Wenn du nicht magst, was wir dir geben, dann bleibst du eben einfach am Tisch sitzen, bis wir fertig sind.«
    Konfrontiert mit dem Spiegelbeweis, ausgelacht von der eigenen Mutter, umzingelt von sich entwickelnden Klassenkameradinnen, war ich zu einem düsteren Schluss gelangt. Mehr und mehr war ich überzeugt, dass die Mittelmeerkost, die meine Großmutter gegen ihren Willen am Leben erhielt, auf unheimliche Weise auch meine Reife verzögerte. Es war nur folgerichtig, dass das Olivenöl, das Tessie über alles träufelte, die mysteriöse Macht besaß, die Körperuhr anzuhalten, während der Geist, Speiseölen gegenüber unempfindlich, weiterlief. Deshalb hatte Desdemona auch die Verzweiflung und Mattheit einer Neunzigjährigen und die Arterien einer Fünfzigjährigen. Konnte es nicht sein, so fragte ich mich, dass die Omega-3-Fettsäuren und die Drei- Gemüse-Mahlzeiten, die ich verzehrte, der Grund für die Verzögerung meiner sexuellen Reife waren? Hemmte Joghurt zum Frühstück die Entwicklung meiner Brüste? Nicht unwahrscheinlich.
    »Was ist los, Cal?«, fragte Milton, der beim Essen die Abendzeitung las. »Willst du denn nicht hundert werden?«
    »Nicht, wenn ich die ganze Zeit dieses Zeug da essen muss.«
    Aber nun ging Tessie an die Decke, Tessie, die nahezu zwei Jahre lang eine alte Dame gepflegt hatte, die nicht aufstehen wollte. Tessie, die mit einem Mann verheiratet war, der seine Hotdogs mehr liebte als sie. Tessie, die heimlich den Stuhlgang ihrer Kinder überwachte und daher genau wusste, wie das fettige amerikanische Essen die Verdauung durcheinander bringen konnte. »Du kaufst ja nicht ein«, sagte sie unter Tränen. »Du siehst nicht, was ich sehe. Wann warst du denn das letzte Mal in einem Drugstore, kleine Miss Normalessen? Weißt du, womit die Regale voll stehen? Abführmittel! Jedes Mal, wenn ich in den Drugstore gehe, kauft der Mensch vor mir Ex-Lax. Und nicht etwa nur eine Schachtel. Die kaufen das im Dutzend.«
    »Aber bloß alte Leute.«
    »Nein, nicht bloß alte Leute. Ich sehe, wie junge Mütter das kaufen. Ich sehe, wie Teenager das kaufen. Willst du die Wahrheit wissen? Dieses ganze Land kann kein großes Geschäft machen!«
    »Na, jetzt will ich aber wirklich essen.«
    »Geht's dir vielleicht um den BH, Callie? Aber ich hab dir doch gesagt...«
    »Mo-om!«
    Aber es war zu spät. »Was für ein BH?«, fragte Pleitegeier. Und dann, grinsend: »Glaubt die Große Salzwüste, sie braucht einen BH?«
    »Halt die Klappe.«
    »Moment. Meine Brille ist sicher schmutzig. Ich muss sie mal sauber machen. Ah, schon besser. Dann wollen wir mal sehen...«
    »Halt die Klappe!«
    »Nein, ich würde nicht sagen, dass die Große Salzwüste eine geologische Veränd...«
    »Dafür dein Gesicht, du Pickelarsch.«
    »Flach wie immer. Ideal für Geschwindigkeitsrekorde.«
    Aber da brüllte Milton: »Verdammt!« - und übertönte uns beide.
    Wir dachten, er sei unser Gekabbel leid.
    »Dieser verdammte Richter!«
    Er sah nicht uns an. Er starrte auf die erste Seite der Detroit News. Er wurde rot und dann - der hohe Blutdruck, den wir verschwiegen hatten - beinahe lila.
    Am Vormittag hatte Richter Roth am Bezirksgericht einen schlauen Weg ersonnen, um an den Schulen die Rassentrennung aufzuheben. Wenn es in Detroit nicht genügend weiße Schüler gab, die man herumfahren konnte, dann würde er sie eben anderswo auftreiben. Richter Roth hatte sich für den gesamten »Großraum« für zuständig erklärt. Zuständigkeit über die Stadt Detroit und die dreiundfünfzig umliegenden Vorstädte. Einschließlich Grosse Pointe.
    »Da haben wir euch Kinder gerade aus diesem Dreckloch geholt«, brüllte Milton, »da will dieser verdammte Roth euch wieder zurückschicken!«

DIE WOLVERETTE
    »Falls Sie erst jetzt eingeschaltet haben, wir sind hier Zeugen eines gigantischen Feldhockeyspiels! Die letzten Sekunden des letzten Spiels der Saison zwischen den beiden Erzrivalen, den BCDS Hornets und den B & I Wolverettes. Es steht 4 zu 4. Bully im Mittelfeld und... die Hornets haben den Ball! Cham berlain trickst mit dem Stock, passt zu O'Rourke auf den Flügel. O'Rourke täuscht links an, geht rechts vorbei... an einer Wolve rette, an der nächsten... und nun der Querpass auf Amigliato! Außen läuft Becky Amigliato! Noch zehn Sekunden, neun! Im Tor der Wolverettes steht Stephanides und - au weia, sie sieht Amigliato

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