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Midkemia Saga 01 - Der Lehrling des Magiers

Midkemia Saga 01 - Der Lehrling des Magiers

Titel: Midkemia Saga 01 - Der Lehrling des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
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Teil des belagerten Tales vorgestoßen. Sie überraschten eine Tsurani-Patrouille nicht weit von den Minen und töteten sie. Aber im Verlaufe des Kampfes war Tomas durch drei Tsurani-Krieger von den Zwergen abgeschnitten worden. Als sie sich mit hoch erhobenen Schwertern auf ihn stürzten, fühlte er, wie etwas von ihm Besitz ergriff. Wie ein Wahnsinns-Akrobat hatte er sich zwischen sie gestürzt und hatte mit einem Streich seines Schwertes zwei von einer Seite zur anderen aufgeschlitzt. Der dritte war flink von hinten genommen worden, ehe er sich noch von der schnellen Bewegung erholen konnte.

    Nach diesem Kampf war Tomas von einem Glücksgefühl ergriffen gewesen, das ihm fremd war und ihn auch irgendwie ängstigte. Während des ganzen Rückzugs nach der Schlacht war er von einer unbekannten Energie erfüllt gewesen.
    Jede folgende Schlacht hatte ihn mit derselben Kraft umgeben, mit derselben Geschicklichkeit im Umgang mit der Waffe. Aber die gehobene Stimmung war immer drängender geworden, und die beiden letzten Male waren noch Visionen dazugekommen. Jetzt kamen diese Visionen zum ersten Mal unerwünscht. Sie waren durchsichtig wie ein Bild, das sich über ein anderes legte.
    Er konnte die Zwerge dahinter sehen, ebenso wie den Forst in der Ferne. Aber vor ihnen spielte eine Szene und er sah Menschen, die schon lange tot waren, und Stätten, die aus dem Gedächtnis der Lebenden geschwunden waren. Hallen mit goldenen Decken wurden von Fackeln erleuchtet, die tanzende Schatten an die Wände warfen. Die Tische waren mit Kristall gedeckt. Kelche, die niemals von Menschenhand berührt worden waren, wurden an Lippen geführt, die sich daraufhin zu unbekanntem Lächeln verzogen. Vor seinen Augen speisten große Herren einer längst verstorbenen Rasse. Sie waren ihm fremd und doch vertraut, menschenähnlich, aber mit Eibenohren und -äugen. Groß wie das Elbenvolk, aber breiter in den Schultern und mit dickeren Armen. Die Frauen waren schön, aber auf fremdartige Weise.
    Wie nie zuvor nahm der Traum Gestalt an. Tomas strengte sich an, um das schwache Gelächter zu hören, die fremdartige Musik, die Worte, die diese Wesen sprachen.
    Dolgans Stimme riß ihn aus seinen Träumen. »Möchtest du nichts essen, Bürschchen?« Er konnte nur mit einem Teil seines Bewußtseins antworten, als er sich erhob und zu den anderen ging, um seine Schüssel mit Suppe in Empfang zu nehmen. Als seine Hand die Schüssel berührte, verging die Vision, und er schüttelte den Kopf.
    »Ist alles in Ordnung, Tomas?«
    Tomas setzte sich langsam und schaute seinen Freund einen Augenblick lang an. »Ich bin mir nicht sicher. Da ist etwas. Ich… ich bin wirklich nicht sicher. Wahrscheinlich nur müde, denke ich.«
    Dolgan betrachtete den Jungen. Die Spuren des Kampfes zeigten sich auf seinem jungen Gesicht. Schon sah er weniger wie ein Junge denn wie ein Mann aus. Aber hinter der Härte, die man nach solchen Kämpfen erwarten konnte, zeigte sich noch etwas. Etwas ging mit Tomas vor. Noch war sich Dolgan nicht darüber im klaren, ob es eine Veränderung zum Guten oder zum Schlechten war - oder ob man sie überhaupt mit solchen Worten umschreiben konnte.

    Sechs Monate lang hatte er Tomas nun beobachtet, aber das reichte nicht aus, um zu einem Schluß zu kommen.
    Seitdem er das Geschenk des Drachen erhalten hatte, war Tomas ein Kämpfer von legendärer Kraft geworden. Und der Junge… nein, der junge Mann, nahm zu, obwohl das Essen oft knapp bemessen war. Es war, als wollte ihn etwas so groß werden lassen, damit er in die Rüstung paßte. Auch seine Züge nahmen einen seltsamen, fremdartigen Schnitt an. Seine Nase war ein wenig eckiger, aber auch feiner geworden als zuvor. Seine Brauen waren gewölbter, seine Augen lagen tiefer in den Höhlen. Er war immer noch Tomas, aber mit leicht veränderter Erscheinung, als würde er den Ausdruck eines anderen zeigen.
    Dolgan zog heftig an seiner Pfeife und betrachtete den weißen Heroldsrock, den Tomas trug. Siebenmal hatte er ihn in der Schlacht getragen, und immer noch wies er keinen Flecken auf. Schmutz, Blut und alles andere weigerten sich, in das Material zu dringen. Und das Zeichen des goldenen Drachen leuchtete noch immer so hell darauf wie damals, als sie es gefunden hatten.
    Genauso war es mit dem Schild, den er in der Schlacht trug. Er war häufig getroffen worden, und doch wies er nicht eine einzige Kerbe auf. Die Zwerge waren in dieser Hinsicht mißtrauisch, denn ihre Rasse hatte schon seit

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