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Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron

Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron

Titel: Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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gerettet und einmal das meiner Schwester. Mein Vater war der Meinung, daß dir nur eines fehlte: ein Name, denn niemand kannte deine Eltern. So befahl er, daß ein Dokument ausgestellt wurde, und anschließend ließ er deinen Namen auf die Rollen der Familie conDoin im königlichen Archiv schreiben. Er hat dich in unser Haus aufgenommen.« Lyam zwang sich zu einem Lächeln. »Ich wünschte mir, die Zeit wäre glücklicher, um dir eine solche Neuigkeit mitzuteilen.«
    Überwältigt von seinen Gefühlen, sank Pug neben dem Herzog auf die Knie. Er nahm die Hand des Mannes und küßte den Siegelring, unfähig zu sprechen. Leise sagte Borric: »Ich könnte nicht stolzer auf dich sein, auch wenn du mein eigener Sohn wärst.« Er rang nach Atem. »Trag unseren Namen mit Ehre.«
    Pug drückte die einst kraftvolle, jetzt aber schlaffe Hand. Borrics Augen schlossen sich. Er bekam kaum noch Luft. Pug ließ seine Hand los, und der Herzog bedeutete allen, näher zu kommen.
    Selbst der alte Brucal hatte rote Augen, als sie darauf warteten, daß das Leben aus dem Herzog wich.
    Zu Brucal gewandt, flüsterte er: »Du bist Zeuge, alter Kumpel.«
    Der Herzog von Yabon hob die Brauen und sah fragend zu Kulgan hinüber. »Was meint er damit?«
    »Er möchte, daß Ihr Zeuge seiner Sterbeerklärung seid. Es ist sein Recht.«
    Borric sah Kulgan an. »Sorge für all meine Söhne, alter Freund. Laß die Wahrheit bekannt werden.«
    Lyam wandte sich an Kulgan. »Was meint er mit ›all meine Söhne‹? Welche Wahrheit?«
    Kulgan starrte Borric an, der schwach nickte. Die Worte des Magiers kamen leise über seine Lippen. »Dein Vater erkennt seinen ältesten Sohn an, Martin.«
    Lyam riß die Augen auf. »Martin?«
    Borrics Arm schoß vor, plötzlich wieder ganz kraftvoll, und er packte Lyam am Ärmel. Er zog seinen Sohn zu sich herab und flüsterte: »Martin ist dein Bruder. Ich habe ihm Unrecht getan, Lyam. Er ist ein guter Mann, und ich habe ihn gern.« Zu Brucal krächzte er ein einziges Wort:
    »Zeuge!«
    Brucal nickte. Tränen liefen in seinen weißen Bart hinab, als er schwor: »Dafür bin ich, Brucal, Herzog von Yabon, Zeuge.«
    Plötzlich wurden Borrics Augen leer und rollten. Es röchelte tief in seiner Brust, und dann lag er ganz still.
    Lyam fiel auf die Knie und weinte, und auch die anderen ließen ihrem Kummer freien Lauf. Nie zuvor in Pugs Leben war ein Augenblick gleichzeitig so bitter und so süß gewesen.
    An diesem Abend saßen in dem Zelt von Pug und seiner Familie nur ruhige Menschen. Die Nachricht von Borrics Tod hatte einen Schleier der Trauer über das Lager gelegt, und Kulgan konnte die Freude über die gesunde Rückkehr seines Lehrlings nicht ungetrübt auskosten. Der Tag verging nur langsam. Alle mußten sich erst wieder neu kennenlernen, aber sie sprachen nur leise, und ihre Freude war nicht groß. Gelegentlich verließ einer von ihnen das Zelt und wanderte davon, um mit seinen Gedanken allein zu sein. Neun Jahre waren vergangen, die Ereignisse und Erlebnisse waren ausgetauscht worden, und jetzt erzählte Pug von seiner Flucht aus dem Kaiserreich.
    Katala hatte immer ein Auge auf William gerichtet, der zusammengerollt auf einem Bett lag und einen Arm um Fantus geschlungen hatte. Der Feuerdrache und der Junge hatten auf den ersten Blick beschlossen, Freunde zu sein. Meecham saß neben dem Kochfeuer und betrachtete die anderen.
    Laurie und Kasumi hockten am Boden, m Tsurani-Manier, während Pug seine Erzählung beendete.
    Kasumi war der erste, der sprach. »Erhabener, wie kommt es, daß Ihr das Kaiserreich jetzt verlassen konntet, nicht aber zuvor?«

    Kulgan zog eine Braue hoch. Noch immer hatte er sich nicht ganz an die Veränderungen seines ehemaligen Lehrlings gewöhnt. Sein Gerede vom Erhabenen Pfad und Geringeren Pfad war noch immer schwer zu verstehen, und er konnte die Haltung des Tsurani dem Jungen gegenüber nicht fassen. Er verbesserte sich: dem jungen Mann gegenüber.
    »Nach meinem Zusammenstoß mit dem Kriegsherrn wurde es mir klar, daß ich dem Kaiserreich nur dienen würde, indem ich es verließ, denn meine Anwesenheit konnte nur entzweien, wo das Kaiserreich heilen mußte. Der Krieg muß ein Ende finden und Frieden geschlossen werden, denn das Kaiserreich blutet aus.«
    »Richtig«, stimmte Meecham zu, »wie auch das Königreich. Neun Jahre Krieg – das ist zuviel für uns.«
    Kasumi war entsetzt über den lässigen Ton, den diese Leute Pug gegenüber anschlugen.
    »Erhabener, wenn der Kaiser nun aber

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