Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron
Hocho schicken lassen. Meine ›geheimnisvolle‹ Forschung war eine intensive Studie der Spaltenergien. Vielleicht weiß ich jetzt mehr darüber als irgendein anderer Magier in der Versammlung. Ich verstehe, daß es eine verzweifelte, vielleicht zerstörerische Aktion wäre, von der midkemianischen Seite aus, aber dieser Krieg muß ein Ende haben.«
»Dann reise in deine Heimat und warte. Der Kaiser wird bald handeln, dessen bin ich ganz sicher. Man hätte dem Kriegsherrn keinen schlimmeren Schlag versetzen können, wenn er den Krieg verloren hätte. Wenn das Licht des Himmels den Frieden befiehlt, dann können wir vielleicht mit der Frage des Spaltes fertig werden. Halte dich im Zaum, bis du weißt, wie der König auf das Friedensangebot reagiert hat.«
»Dann spielst du also auch das Große Spiel?«
Fumita lächelte. »Ich bin nicht der einzige Magier, der sich dazu herabläßt, in der Politik mitzuspielen, Milamber. Hochopepa und ich haben dabei von Anfang an mitgemacht. Jetzt geh, und mögen die Götter bei dir sein. Ich wünsche dir eine sichere Reise und ein langes, glückliches Leben in deiner Heimatwelt.«
Dann ging er an Milamber und seiner Familie vorüber. Kaum war er außer Sichtweite, als Milamber das Gerät in Betrieb nahm.
Der Soldat sprang auf. Einen Augenblick hatte er unter einem Baum gesessen, geschützt vor der Hitze der untergehenden Sonne, und im nächsten Augenblick war plötzlich ein Magier mit Frau und Kind vor ihm aufgetaucht. Bis er auf die Füße kam, bewegten sie sich schon auf die Spaltmaschine zu, ein paar hundert Meter entfernt von ihm. Als sie die Maschine erreichten – eine Plattform mit hohen Pfählen auf beiden Seiten, zwischen denen ein schimmerndes ›Nichts‹ zu erkennen war-, nahm ein Offizier Haltung an, der für den Durchzug der Truppen verantwortlich war.
»Ruft diese Männer von der Plattform zurück.«
»Euer Wille geschehe, Erhabener.« Er bellte seine Befehle, und die Männer zogen sich zurück.
Milamber nahm Katala bei der Hand und führte sie durch den Spalt.
Ein Schritt, ein Augenblick der Verwirrung, und schon standen sie mitten in einem Tsurani-Lager im Tal der Grauen Türme. Es war Nacht, und die Lagerfeuer brannten hell. Ein paar Offiziere waren überrascht von den ungewöhnlichen Ankömmlingen, sie machten ihnen aber Platz.
»Habt Ihr erbeutete Pferde?« fragte Milamber sie.
Einer der Offiziere nickte benommen.
»Dann bringt zwei, sofort. Und gesattelt.«
»Euer Wille geschehe, Erhabener«, sagte der Mann und eilte davon.
Bald brachte ihm ein junger Soldat zwei Pferde. Als er näher kam, erkannte Milamber Hokanu.
Der jüngere Shinzawai schaute sich kurz um, als er Milamber die Zügel überreichte. »Erhabener, wir haben soeben Nachricht erhalten, daß etwas Entsetzliches bei den kaiserlichen Spielen vorgefallen ist, aber die Berichte sind sehr unklar. Ich vermute, daß Euer plötzliches Auftauchen damit zu tun hat. Ihr müßt schnell aufbrechen, denn die Männer hier im Lager sind Untergebene des Kriegsherrn, und wenn sie zum selben Schluß kommen wie ich, dann wage ich nicht zu sagen, was sie riskieren könnten.«
Milamber hielt William, während Katala mit Hokanus Hilfe aufs Pferd stieg. Er reichte ihr den Sohn hinauf und bestieg sein eigenes Roß. »Hokanu, ich habe gerade deinen Vater gesehen. Begib dich zu ihm. Er braucht dich jetzt.«
»Ich werde zum Besitz meines Vaters zurückkehren, Erhabener.« Der junge Tsurani zögerte, ehe er hinzufügte: »Solltet Ihr meinen Bruder treffen, so sagt ihm, daß ich lebe, denn er weiß es nicht.«
Milamber versprach es. Dann wandte er sich Katala zu und nahm die Zügel ihres Pferdes. »Halte dich am Sattelhorn fest, Geliebte, und lege deinen Arm um William.«
Ohne ein weiteres Wort ritten sie aus dem Lager. Einige Male wollten Soldaten sie aufhalten, aber der Anblick der schwarzen Robe hielt sie zurück. Stundenlang ritten sie im Mondschein dahin.
Milamber konnte die Rufe der Soldaten hören, als er seine Familie in die Sicherheit führte.
Katala ertrug all das wie die Krieger, von denen sie abstammte, und Milamber bewunderte sie.
Nie zuvor hatte sie auf einem Pferd gesessen. Sie wurde gnadenlos umhergeworfen, aber sie klagte nicht. Von daheim fortgeholt und in eine fremde, dunkle Welt gebracht zu werden, in der sie niemanden kannte, mußte eine erschreckende Erfahrung für sie sein. Sie enthüllte eine zähe Ader ihres Charakters, die er vorher nur hatte erahnen können.
Nach dem
Weitere Kostenlose Bücher