Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron
mit dir und deinen Männern tun?«
Als sein Name fiel, erwachte Kasumi aus seiner Starrheit. »Hoheit, ich weiß etwas über Eure Art zu leben, denn Laurie hat mir vieles beigebracht. Aber ich bin doch immer noch ein Tsurani. In unserem Land würden die Offiziere zum Tode verurteilt und die Männer zu Sklaven gemacht werden. Ich kann Euch in dieser Angelegenheit nicht raten. Ich weiß nicht, wie man für gewöhnlich in Eurer Welt mit Kriegsgefangenen umspringt.«
Sein Ton war ausdruckslos und verriet keinerlei Gefühl. Lyam wollte etwas sagen, aber ein Zeichen von Pug ließ ihn verstummen. Der Magier wollte offensichtlich etwas hinzufügen.
»Kasumi?«
»Ja, Erhabener?« Tomas schaute bei dieser ehrenvollen Bezeichnung überrascht auf, sagte aber nichts. Als sie zum Lager zurückgekehrt waren, hatten die beiden Freunde nur Zeit gehabt, um ihre Geschichten in groben Zügen auszutauschen.
»Was hättet ihr getan, wenn ihr euch nicht dem Prinzen ergeben hättet?«
»Wir hätten bis zum Tode gekämpft, Erhabener.«
Pug nickte. »Verstehe. Dann bist du also dafür verantwortlich, das Leben von nahezu viertausend deiner Männer gerettet zu haben? Und das Leben von weiteren tausend Soldaten des Königreiches?«
Kasumis Gesicht verriet seine Scham. »Ich habe unter Eurem Volk gelebt, Erhabener. Vielleicht habe ich meine Tsurani-Ausbildung bereits vergessen. Ich habe Unehre über mein Haus gebracht.
Wenn der Prinz sich meiner Männer entledigt hat, werde ich um die Genehmigung ersuchen, mir selbst das Leben nehmen zu dürfen. Aber vielleicht ist es zu viel der Ehre, als daß er es mir gewähren wird.«
Brucal und die anderen sahen sich bei diesen Worten entsetzt an. Lyam verriet keinerlei Gefühl, sondern er sagte nur: »Du hast dich keiner unehrenhaften Tat schuldig gemacht. Nichts wäre anders gewesen, wenn du und deine Soldaten gestorben wären. Es gab keinen Grund zum Kämpfen mehr, nachdem der Spalt zerstört worden war.«
Kasumi widersprach: »So ist es bei uns Sitte.«
»Nicht mehr. Jetzt ist dies hier deine Heimat, denn ihr habt keine andere mehr. Was Kulgan und Pug uns über die Spalten erklärt haben, läßt es als unwahrscheinlich erscheinen, daß ihr je nach Tsuranuanni zurückkehren könnt. Ihr werdet hierbleiben, und es ist meine Absicht, dafür zu sorgen, daß sich dies zum Vorteil für uns alle entwickelt.«
Eine schwache Hoffnung zeigte sich in Kasumis Augen. Der Thronerbe wandte sich Lord Brucal zu und fragte: »Mein Herzog von Yabon, wie lautet Euer Urteil über die Tsurani-Soldaten?«
Der alte Herzog lächelte. »Sie gehören zu den besten, denen ich je gegenübergestanden habe.«
Bei dieser Bemerkung war Kasumi sein Stolz anzumerken. »Sie stehen den Kämpfern der Düsteren Bruderschaft in nichts nach, sind aber von edlerer Gesinnung. Sie sind diszipliniert wie die Hundesoldaten aus Kesh und ausdauernd wie die natalesischen Pfadfinder. Im großen und ganzen sind sie hervorragende Soldaten.«
»Würde eine Armee aus diesen Männern eine zusätzliche Sicherheit für unsere gefährdeten Grenzen im Norden bedeuten?«
Brucal lächelte. »Die Garnison von LaMut zählt zu den am schwersten getroffenen. Dort würden die Tsuranis eine wertvolle Ergänzung darstellen.«
Der Graf von LaMut stimmte dem Herzog zu. Lyam wandte sich an Kasumi. »Würdest du immer noch sterben wollen, auch wenn deine Männer frei und als Soldaten hierbleiben könnten?«
Der Shinzawai-Sohn erwiderte: »Wie ist das möglich?«
»Wenn du und deine Männer der Krone Treue schwören wollt, werde ich Euch dem Kommando des Grafen von LaMut unterstellen. Ihr würdet freie Bürger sein, und ihr würdet die Aufgabe erhalten, unsere nördliche Grenze gegen die Feinde der Menschlichkeit zu verteidigen, die in den Nordlanden hausen.«
Kasumi saß schweigend da. Er wußte nicht, was er sagen sollte. Laurie trat zu ihm. »Darin liegt keine Unehre.«
Kasumis Gesicht verriet seine Erleichterung. »Ich nehme das Angebot an, und ich bin sicher, auch meine Männer werden das tun.« Nach einer kurzen Pause fügte er noch hinzu: »Wir kamen als Ehrengarde für den Kaiser. Nach allem, was ich gehört habe, sind wir ebenso wie alle anderen vom Zauberer ausgenutzt worden. Ich möchte nicht, daß seinetwegen noch mehr Blut vergossen wird.
Ich danke Eurer Hoheit.«
Lord Vandros sagte: »Ich denke, der Rang eines Ritter-Hauptmanns wäre für den Führer von nahezu viertausend Soldaten wohl angemessen. Seid Ihr meiner Meinung, Herzog?«
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