Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron
besuchen kamt, Calin – wurde die Unterhaltung von zwei Knaben belauscht, die sich in einem Heuwagen verborgen hatten.«
Tomas und Pug sahen den Prinzen beide verständnislos an. »Ihr erinnert euch nicht, oder?« fragte Arutha. »Ein blonder, dünner Kerl saß rittlings auf einem kleineren Knaben und erklärte, eines Tages würde er ein großer Krieger sein, den man in Elvandar willkommen heißen würde.«
Pug und Tomas lachten laut. »Ich erinnere mich«, meinte Pug.
»Und der andere versprach, er würde der größte Magier im Königreich werden.«
Katala bemerkte: »Vielleicht wird auch William seinen Traum verwirklichen, wenn er erwachsen ist.«
Arutha lächelte, und seine Augen funkelten verschmitzt. »Dann gebt gut auf ihn acht. Wir haben uns lange unterhalten, ehe er eingeschlafen ist, und er hat mir erzählt, daß er ein Zwerg werden will, wenn er erwachsen ist.« Alle lachten, außer Katala, die ihren Sohn mit besorgtem Gesicht betrachtete. Doch dann fiel auch sie in das fröhliche Gelächter ein.
Arutha und Calin wünschten den anderen eine gute Nacht, und Tomas sagte: »Auch ich werde jetzt zu Bett gehen.«
»Kommst du mit uns nach Krondor?« wollte Pug wissen.
»Nein, das geht nicht. Ich möchte zu meiner Frau zurück. Aber wenn das Kind geboren ist, müßt ihr unsere Gäste sein, denn es wird eine große Feier geben.« Sie versprachen ihm zu kommen.
Tomas sagte: »Morgen früh brechen wir nach Hause auf. Die Zwerge werden in ihre Dörfer zurückkehren, denn auch dort gibt es viel Arbeit. Zu lange schon sind sie von ihren Familien getrennt gewesen. Außerdem ist jetzt, nach der Rückkehr von Tholins Hammer, die Rede von einer Volksversammlung. Sie wollen Dolgan zum König im Westen ernennen.« Er senkte die Stimme und fügte hinzu: »Obwohl mein alter Freund diesen Hammer höchstwahrscheinlich dazu benutzen wird, ihn dem ersten Zwerg an den Kopf zu werfen, der das in seiner Gegenwart vorschlägt.« Er legte eine Hand auf Pugs Schulter und sagte: »Nur gut, daß wir beide das überstanden haben. Selbst in den schlimmsten Zeiten meines Wahnsinns habe ich dich niemals vergessen.«
»Ich dich auch nicht, Tomas.«
»Wenn ihr dieses Geheimnis auf dem Eiland des Zauberers enthüllt habt, werdet ihr uns doch eine Nachricht senden?«
Pug versprach es. Sie umarmten und verabschiedeten sich, und Tomas schritt davon. Dann jedoch blieb er nochmals stehen und wandte sich mit jungenhaftem Funkeln in seinen Augen um.
»Aber ich wäre doch gern dabei, wenn du Carline wiedersiehst, mit Frau und Sohn im Schlepp.«
Pug errötete, denn er sah dem Wiedersehen mit gemischten Gefühlen entgegen. Er winkte Tomas zu, als dieser ihren Blicken entschwand. Dann ertappte er Katala, die ihn mit verschlossenem Gesicht anstarrte. Ruhig fragte sie: »Wer ist Carline?«
Lyam blickte auf, als Arutha sein Zelt betrat. Der jüngere Bruder sagte: »Ich dachte, du hättest dich inzwischen niedergelegt. Du bist erschöpft.«
»Ich brauchte Zeit zum Nachdenken, Arutha. Ich hatte bisher nur wenig Zeit für mich, und ich wollte einiges in Ordnung bringen.« Seine Stimme klang müde und besorgt.
Arutha ließ sich neben seinem Bruder nieder. »Was für Dinge?«
»Dieser Krieg, Vater, du, ich« – er dachte an Martin –, »andere Dinge… Arutha, ich weiß nicht, ob ich König sein kann.«
Arutha zog die Brauen hoch. »Du hast keine Wahl, Lyam. Du wirst König werden, also mach das Beste daraus.«
»Ich könnte die Krone zugunsten meines Bruders ablehnen«, erklärte Lyam langsam, »so, wie Erland zugunsten Rodrics zurückgetreten ist.«
»Was sich ja auch als wunderbar erwiesen hat! Wenn du einen Bürgerkrieg heraufbeschwören möchtest – das wäre eine Möglichkeit dazu. Das Königreich kann sich einen Streit im Kongreß der Herrscher nicht erlauben. Noch gibt es zu viele Wunden zwischen Ost und West, die geheilt werden müssen. Und Bas-Tyra ist immer noch auf freiem Fuß.«
Lyam seufzte. »Du würdest einen besseren König abgeben, Arutha.«
Arutha lachte. »Ich? Mir gefällt nicht einmal der Gedanke, Prinz von Krondor zu werden. Schau, Lyam, als wir noch Knaben waren, habe ich dich oft darum beneidet, wie leicht du die Zuneigung anderer erringen konntest. Die Leute haben dich immer mir vorgezogen. Du hast einfach etwas an dir, das in den Menschen Liebe und Zutrauen erweckt. Das ist eine gute Eigenschaft für einen König. Ich habe dich nie darum beneidet, daß du Vaters Nachfolger als Herzog sein würdest, und ich
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