Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron
ist ein guter Beginn. Aber nach allem, was ich weiß, braucht ihr wohl noch mehrere zum Züchten.«
»Wir werden so viele bekommen, wie wir benötigen.«
»Kasumi, wie können eure Anführer im Krieg auf diese Tiere verzichten? Ihr müßt euch doch darüber im klaren sein, daß ihr schnell berittene Einheiten aufbauen müßt, wenn ihr euren Eroberungszug fortsetzen wollt.«
Kasumis Gesicht nahm einen traurigen Ausdruck an. »Die meisten unserer Anführer sind an die Tradition gebunden, Pug. Sie weigern sich einzugestehen, daß es klug wäre, eine Kavallerie aufzubauen. Sie sind Narren. Eure Reiter reiten unsere Krieger über den Haufen, und dennoch tun sie so, als könnten wir nichts von euch lernen, und nennen euer Volk Barbaren. Ich habe einstmals ein Schloß in deiner Heimat belagert. Die Verteidiger brachten mir viel über Kriegsführung bei.
Viele würden mich als Verräter bezeichnen, weil ich das sage, aber wir haben nur durchgehalten, weil wir so viele waren. Eure Generäle sind besser, geschickter und klüger. Wenn man versucht, seine Soldaten am Leben zu erhalten, anstatt sie in den Tod zu senden, dann deutet das auf ein gewisses Geschick hin.
Nein, die Wahrheit ist, daß uns Männer anführen, die -« Er brach ab, als er erkannte, daß er nahe daran war, gefährliche Dinge auszuplaudern. »Die Wahrheit ist«, endete er schließlich, »daß wir ein ebenso hartnäckiges Volk sind wie ihr.«
Er musterte Pugs Gesicht einen Moment, ehe er lächelnd sagte: »Im ersten Jahr griffen wir an, um Pferde zu bekommen. Die Erhabenen des Kriegsherrn sollten die Tiere untersuchen und feststellen, ob sie so intelligente Verbündete waren wie unsere Cho-jas oder bloß Tiere. Es war eine ziemlich komische Sache. Der Kriegsherr bestand darauf, der erste zu sein, der versuchte, ein Pferd zu reiten. Ich vermute, daß er eines aussuchte, das diesem Grauen hier ähnlich war. Nun, auf jeden Fall griff das Pferd ihn an, und es hätte ihn fast umgebracht. Seine Ehre läßt es nicht zu, daß irgend jemand sonst reitet, wenn er versagt hat. Und ich glaube, er fürchtete sich, es noch einmal mit einem anderen Tier zu versuchen. Unser Kriegsherr, Almecho, ist selbst für einen Tsurani ein überaus stolzer und launischer Mann.«
»Wie kann dein Vater dann weiterhin gefangengenommene Pferde erstehen? Und wie kannst du sie reiten, trotz des ergangenen Befehls?«
Kasumis Lächeln wurde noch breiter. »Mein Vater ist ein Mann von beträchtlichem Einfluß im Rat. Unsere Politik ist merkwürdig verflochten, und es gibt immer Mittel und Wege, um einen Befehl zu umgehen, selbst den des Kriegsherrn oder des Hohen Rates. Und auch einen Befehl kann man mißachten, außer er kommt vom Licht des Himmels persönlich. Aber in erster Linie geht das einfach, weil die Pferde hier sind und der Kriegsherr nicht.«
Seit sie zum Landsitz der Shinzawai gekommen waren, hatte Pug sich Sorgen gemacht, was Kasumi und sein Vater wohl planten. Er zweifelte nicht daran, daß sie in eine politische Intrige der Tsuranis verwickelt waren, aber er hatte keine Ahnung, was das wohl sein könnte. Ein mächtiger Herrscher wie Kamatsu würde sich nicht soviel Mühe machen, um eine Laune zu befriedigen, selbst nicht die eines so geliebten Sohnes wie Kasumi. Aber Pug wußte, daß es besser war, wenn er sich nicht noch weiter in die Sache einmischte. So wechselte er das Thema. »Kasumi, ich habe eine Frage.«
»Ja?«
»Wie lautet das Gesetz hinsichtlich einer Ehe unter Sklaven?«
Kasumi schien von seiner Frage überrascht. »Mit der Genehmigung ihres Herrn dürfen Sklaven heiraten. Aber diese Erlaubnis wird selten erteilt. Wenn sie einmal verheiratet sind, dürfen Mann und Frau nicht getrennt werden, und auch die Kinder können nicht verkauft werden, solange die Eltern leben. So will es das Gesetz. Sollte ein verheiratetes Paar lange leben, könnten drei oder vier Generationen von Sklaven einen Besitz zu sehr belasten. Das könnte mehr sein, als er wirtschaftlich tragen kann. Aber gelegentlich wird doch die Erlaubnis gewährt. Warum fragst du? Willst du Katala zur Frau nehmen?«
Pug schien überrascht. »Du weißt es?«
Ohne überheblich zu wirken, erwiderte Kasumi: »Auf dem Besitz meines Vaters geschieht nichts, von dem er nicht informiert ist. Und er vertraut sich mir an. Das ist eine große Ehre.«
Pug nickte nachdenklich. »Ich weiß noch nicht. Ich empfinde viel für sie, aber irgend etwas hält mich zurück. Es ist, als ob…« Er zuckte mit den Achseln.
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