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Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron

Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron

Titel: Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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ergründen. Sie hatte nicht nur einen starken Willen, sondern begriff auch schnell. Er mußte ihr eine Sache nur einmal erklären, und schon hatte sie ihn verstanden. Er lernte ihren trockenen Humor lieben, eine Eigenschaft, die ihrem Volk, den Thuril, angeboren war. In ihrem Fall war er durch ihre Gefangennahme noch verschärft worden. Sie beobachtete aufmerksam alles, was um sie her geschah, und dann gab sie ihren gnadenlosen Kommentar zu den Schwächen eines jeden Haushaltsmitglieds ab. Pug fand das ungemein amüsant. Sie bestand auch darauf, etwas von Pugs Sprache zu lernen. Also fing er an, ihr die der Könige beizubringen. Sie erwies sich als gute Schülerin.
    Zwei Monate verstrichen, ohne daß etwas geschah. Dann, eines Abends, wurden Pug und Laurie ins Speisezimmer des Herrn des Hauses gerufen. Laurie war mit der Arbeit an der Laute fertig.
    Obwohl er in hundert kleinen Dingen noch unzufrieden damit war, glaubte er doch, darauf spielen zu können. Heute abend sollte er den Herrn der Shinzawai eine musikalische Vorführung darauf geben.
    Sie betraten den Raum und sahen, daß der Herr einen Gast hatte, einen Schwarzgewandeten Mann, den Erhabenen, den sie schon vor Monaten hier gesehen hatten. Pug blieb neben der Tür stehen, während Laurie sich am Fuß des niedrigen Eßtisches niederließ. Er rückte das Kissen zurecht, auf dem er saß, und fing zu spielen an.
    Nach ein paar gezupften Tönen begann er zu singen. Es war eine alte Weise, die Pug gut kannte.
    Sie handelte von den Freuden der Ernte und dem Reichtum des Landes und wurde in allen Dörfern des Königreiches gern gesungen. Außer Pug verstand nur Kasumi die Worte, wenngleich sein Vater das eine oder andere wiedererkannte, das er im Verlauf seiner Schachpartien mit Pug gelernt hatte.
    Pug hatte Laurie nie zuvor musizieren hören und war jetzt ehrlich beeindruckt. Der Troubadour hatte zwar geprahlt, aber er war wirklich besser als alle, die Pug jemals erlebt hatte. Seine Stimme war klar und rein und ausdrucksvoll. Als er fertig war, schlugen die Speisenden höflich mit dem Messer auf den Tisch. Pug vermutete, daß dies die Tsurani-Art war, zu applaudieren.
    Laurie stimmte ein anderes Lied an, eine fröhliche Weise, die man bei Festlichkeiten im gesamten Königreich hören konnte. Pug erinnerte sich, wann er sie zum letztenmal gehört hatte. Es war beim Banapis-Fest gewesen, im Jahr ehe er Crydee verließ, um nach Rillanon zu reisen. Er sah das vertraute Heim fast vor sich. Zum erstenmal seit Jahren verspürte Pug eine tiefe Traurigkeit und Sehnsucht, die ihn fast überwältigte.
    Pug schluckte, seine Kehle war wie zugeschnürt. Heimweh und Hoffnungslosigkeit kamen in ihm auf. Er merkte, wie seine mühsam erworbene Selbstbeherrschung ihn zu verlassen drohte.
    Hastig griff er auf eine der Beruhigungsübungen zurück, die Kulgan ihm beigebracht hatte. Ein Gefühl von Wohlsein lullte ihn ein, und er entspannte sich. Während Laurie seine Kunst darbot, setzte Pug all seine Konzentration ein, um die Erinnerungen an daheim zu vertreiben. Mit all seinem Können schuf er sich eine Aura der Ruhe, in der er bleiben konnte.
    Mehrmals während des Vortrags fühlte Pug den Blick des Erhabenen auf sich ruhen. Der Mann schien ihn mit einer Frage in den Augen zu mustern. Als Laurie geendet hatte, beugte sich der Magier vor und sprach mit dem Gastgeber.
    Der Herr der Shinzawai winkte Pug herbei. Als er am Tisch saß, sprach der Erhabene: »Ich muß dich etwas fragen.« Seine Stimme war klar und kräftig, und sein Ton erinnerte Pug an Kulgan, wenn dieser ihn auf den Unterricht vorbereitete. »Wer bist du?«
    Die direkte, einfache Frage überraschte alle bei Tisch Anwesenden. Auch der Herr des Hauses schien von ihr verunsichert Und wollte antworten: »Er ist ein Sklave -«
    Die Hand des Erhabenen fuhr empor und unterbrach ihn. Pug sagte: »Man nennt mich Pug, Herr.«
    Wieder musterten ihn die dunklen Augen des Mannes eindringlich. »Wer bist du?«
    Pug war verwirrt. Er war nie gern im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gestanden, und diesmal drehte sich alles um ihn, mehr als je zuvor.
    »Ich bin Pug, ehemals Mitglied des Hofstaats des Herzogs von Crydee.«
    »Wer bist du, daß du hier stehst und die Macht ausstrahlst?« Bei diesen Worten zuckten alle drei Männer aus dem Haushalt der Shinzawai zusammen, und Laurie schaute Pug verwirrt an.
    »Ich bin ein Sklave, Herr.«
    »Gib mir deine Hand.«
    Pug streckte den Arm aus, und der Erhabene ergriff seine Hand. Die Lippen des

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