Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron
Mannes bewegten sich. Ein Schleier fiel vor seine Augen. Pug spürte, wie eine Wärme von seiner Hand ausging und ihn durchflutete. Der Raum schien in einem sanften, weißen Dunst zu glühen. Bald sah er nichts mehr als die Augen des Magiers. Sein Verstand wurde umnebelt, und die Zeit stand still.
Er spürte einen Druck in seinem Kopf, als versuchte etwas, dort einzudringen. Er kämpfte dagegen an, und der Druck ließ nach.
Jetzt konnte er auch wieder klar sehen. Die beiden dunklen Augen schienen sich von seinem Gesicht zurückzuziehen, und er konnte wieder den ganzen Raum erkennen. Der Magier ließ seine Hand los. »Wer bist du?« Ein kurzes Flackern m seinen Augen war das einzige Zeichen seiner tiefen Besorgnis.
»Ich bin Pug, Lehrling des Magiers Kulgan.«
Bei diesen Worten erbleichte der Herr der Shinzawai. Verwirrung zeichnete sich auf seinem Gesicht. »Wie…«
Der schwarzgewandete Erhabene erhob sich und verkündete: »Dieser Sklave ist nicht länger Eigentum des Hauses. Er fällt in den Bereich der Versammlung.«
Schweigen breitete sich im Raum aus. Pug verstand nicht, was hier vorging. Er hatte Angst.
Der Magier zog einen Gegenstand aus seiner Robe. Pug erinnerte sich, daß er so etwas schon einmal gesehen hatte, während ihres Angriffs auf das Lager der Tsuranis, und seine Furcht wurde noch größer. Der Magier nahm das Ding in Betrieb. Es brummte genauso, wie das andere es auch getan hatte. Dann legte er eine Hand auf Pugs Schulter, und der Raum verschwand in grauem Dunst.
Wechselbalg
Der Elbenprinz saß ganz ruhig.
Calin wartete auf seine Mutter. Vieles ging ihm durch den Kopf, und heute abend mußte er mit ihr sprechen. In letzter Zeit hatten sie nur selten Gelegenheit dazu gehabt. Je länger der Krieg andauerte, je wichtiger er wurde, desto weniger Zeit hatte er gefunden, sich in Elvandar einzufinden. Als Kriegsführer der Elben war er nahezu jeden Tag auf dem Feld gewesen, seit damals, als die Außerweltlichen versucht hatten, den Fluß zu überqueren und sie anzugreifen.
Seit der Belagerung von Schloß Crydee vor drei Jahren waren die Außerweltlichen jedes Frühjahr gekommen. Wie Ameisen waren sie über den Fluß geschwärmt. Auf jeden Elb kamen zwölf von ihnen. Jahr für Jahr hatte die Magie der Elben sie geschlagen. Hunderte von ihnen betraten die Schlafschneisen und fielen in endlosen Schlaf. Der Boden zehrte ihre Körper auf, und damit nährten sich die magischen Bäume. Andere folgten dem Ruf der Dryaden, ihren Weisen, bis sie in ihrem Gefängnis für die elementaren Wesen an Durst starben. Dabei befanden sie sich noch immer m der Umarmung ihrer unmenschlichen Geliebten und nährten die Dryaden mit ihrem Leben. Wieder andere starben durch die Bewohner des Waldes, durch gigantische Wölfe, Bären und Löwen, die dem Ruf der Kriegshörner der Elben folgten. Sogar die Zweige und Wurzeln der Bäume des Elbenforstes wehrten sich gegen die Eindringlinge, boten ihnen Widerstand, bis sie sich umdrehten und flohen.
Aber in diesem Jahr waren zum erstenmal die Schwarzen Roben gekommen. Viel von der Magie der Elben war abgewehrt worden. Die Elben hatten standgehalten, aber Calin fragte sich, wie es ihnen ergehen mochte, wenn die Außerweltlichen wiederkehrten.
In diesem Jahr hatten wieder einmal die Zwerge von den Grauen Türmen den Elben geholfen.
Nachdem die Moredhel das Grüne Herz verlassen hatten, waren die Zwerge schnell von ihrem Winterquartier in den Bergen herbeigeeilt und hatten bei der Verteidigung Elvandars geholfen. Zum drittenmal seit der Belagerung von Crydee war es den Zwergen zu verdanken, daß man die Außerweltlichen jenseits des Flusses halten konnte. Und wieder war mit ihnen der Mann gekommen, den sie Tomas nannten.
Calin schaute auf und erhob sich, als seine Mutter sich näherte. Königin Aglaranna nahm auf ihrem Thron Platz und sagte: »Mein Sohn, es ist schön, dich wiederzusehen.«
»Meine Mutter, ich freue mich auch, dich zu treffen.« Er ließ sich zu ihren Füßen nieder und wartete darauf, daß sie die Worte aussprach, deren er bedurfte. Seine Mutter blieb geduldig sitzen.
Sie spürte seine düstere Stimmung.
Endlich sprach er. »Ich mache mir Sorgen um Tomas.«
»Ich ebenfalls«, sagte die Königin nachdenklich.
»Entfernst du dich deshalb vom Hofe, wenn er kommt?«
»Deshalb… und aus anderen Gründen.«
»Wie kann es sein, daß die Magie der Alten nach all den Jahren noch immer so stark ist?«
Eine Stimme ertönte hinter dem Thron. »Also das ist
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