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Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron

Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron

Titel: Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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eine Menge Leute getroffen, und in den sieben Jahren habe ich viel Klatsch über Euch gehört. Vor einiger Zeit nun habe ich die Stücke zusammengesetzt und bin auf eine Antwort gestoßen. Sie erklärt, warum ich immer sehe, daß eine Veränderung mit Euch vorgeht, in Eurem Verhalten – nicht stark, nur ein wenig, aber doch so, daß man sie bemerken kann –, wenn Ihr in Aruthas Nähe seid. Und noch deutlicher ist sie zu erkennen, wenn die Prinzessin bei Euch ist.«
    Martin lachte. »Ach, Amos, das ist doch ein altes Märchen. Glaubt Ihr wirklich, ich würde an Liebeskummer wegen der kleinen Prinzessin leiden? Glaubt Ihr, daß ich Carline liebe?«
    Amos seufzte. »Das glaube ich allerdings. So, wie jeder Bruder seine Schwester liebt.«
    Martin hatte sein Messer schon halb gezogen, als Amos seine Hand packte. Der untersetzte Seemann hielt das Handgelenk des Jagdmeisters wie in einem Schraubstock umfangen, und Martin konnte seinen Arm nicht rühren. »Bezwingt Euren Zorn, Martin. Ich würde Euch nicht gern über die Reling tauchen müssen, damit Ihr Euch beruhigt.«
    Martin wehrte sich nicht länger gegen Amos und steckte sein Messer in die Scheide zurück.
    Amos hielt das Handgelenk des Jägers noch einen Moment länger, dann ließ er ihn los. Nach einer Weile meinte Martin: »Sie weiß nichts davon, ebensowenig wie ihre Brüder. Bis heute dachte ich, nur der Herzog und ein oder zwei andere würden davon wissen. Wie habt Ihr es erfahren?«
    »Das war nicht schwer. Meistens sehen die Leute einfach nicht, was direkt unter ihren Augen vorgeht.« Amos drehte sich um und betrachtete die Segel über sich. Während er weitersprach, überprüfte er jede Einzelheit an Bord und bei der Mannschaft. »Ich habe ein Gemälde in der großen Halle gesehen, das den Herzog darstellt. Wenn Ihr Euch einen Bart wachsen lassen würdet, wie er ihn trägt, dann würde die Ähnlichkeit zwischen Euch zum Himmel schreien. Alle im Schloß reden immer nur davon, wie Arutha seiner Mutter von Jahr zu Jahr weniger und seinem Vater immer mehr ähnlich wird. Seit ich Euch zum erstenmal begegnet bin, habe ich mich gefragt, warum niemand bemerkt, daß er Euch ebenso ähnlich sieht. Ich vermute, sie sehen es nicht, weil sie es nicht wollen. Dabei erklärt es so vieles: daß Ihr vom Herzog dem alten Jagdmeister zugeteilt worden seid und daß Ihr dann zum neuen Jagdmeister gewählt worden seid, als einer benötigt wurde. Ich habe es schon seit einiger Zeit vermutet, aber heute abend war ich mir sicher. Als ich vorhin hier heraufkam und ihr euch beide umgedreht habt, wußte ich für einen Augenblick nicht, wer von euch wer war.«
    Martin sprach völlig gefühllos und verdeutlichte nur eine Tatsache. »Es kostet Euch das Leben, wenn Ihr irgend jemandem gegenüber ein Wort davon verlauten lassen solltet.«

    Amos machte es sich bequem. »Mir kann man nicht drohen, Martin Langbogen.«
    »Es ist eine Sache der Ehre.«
    Amos verschränkte die Arme vor der Brust. »Lord Borric ist nicht der erste Adlige, der Vater eines Bastards ist. Vielen von ihnen sind Rang und Würden verliehen worden. Wie also könnte es die Ehre des Herzogs von Crydee gefährden?«
    Martin umklammerte die Reling. Wie eine Statue stand er in der Nacht. Seine Worte schienen aus weiter Ferne zu kommen. »Nicht seine Ehre, Käpt’n. Meine.« Er sah Amos offen an. In der dunklen Nacht schienen seine Augen ein eigenes Leben zu haben und von innen heraus zu leuchten, als sie das Licht zurückwarfen, das von der Laterne ausging, die hinter dem Seemann hing. »Der Herzog weiß von meiner Geburt. Aus Gründen, die nur ihm bekannt sind, hat er beschlossen, mich nach Crydee zu holen, als ich kaum den Kinderschuhen entwachsen war. Ich bin sicher, daß Pater Tully Bescheid weiß, denn er genießt das Vertrauen des Herzogs. Möglicherweise ist es auch Kulgan bekannt. Aber keiner von ihnen vermutet, daß ich es weiß. Sie glauben, ich hätte keine Ahnung.«
    Amos strich sich den Bart. »Ein dummes Problem, Martin. Geheimnisse über Geheimnisse. Nun, Ihr habt mein Wort – aus Freundschaft, nicht wegen Eurer Drohung –, daß ich zu niemandem etwas davon verlauten lassen werde, außer Ihr erlaubt es mir. Trotzdem, wenn ich Arutha richtig einschätze… Ich glaube, er sollte es besser wissen.«
    »Das muß ich entscheiden, Amos, niemand sonst. Eines Tages werde ich es ihm vielleicht erzählen, vielleicht auch nicht.«
    Amos stieß sich von der Reling ab. »Ich muß noch viel erledigen, ehe ich schlafen

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