Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron
behalten.«
Arutha und Martin setzten sich, und Amos fuhr fort: »Arthur – gewöhnt Euch an diesen Namen! –, von Städten versteht Ihr so gut wie gar nichts, und das ist immer noch doppelt soviel wie Martin.
Ihr tätet gut daran, die Rolle des Sohnes eines kleinen Adligen zu spielen, der aus irgendeinem abgelegenen Nest kommt. Martin, Ihr seid ein Jäger aus den Bergen von Natal.«
»Ich spreche deren Sprache ganz passabel.«
Arutha lächelte leicht. »Besorgt ihm einen grauen Umhang, und er wird einen prächtigen Pfadfinder abgeben. Ich spreche weder die Sprache von Natal noch einen keshianischen Dialekt.
Also muß ich der Sohn eines kleinen Adligen aus dem Osten sein, der sich hier erholen will. Nur wenige in Krondor können die Barone des Ostens kennen.«
»Wenn es nur nicht zu dicht bei Bas-Tyra liegt. Es wäre eine schöne Sache, wenn man unter Guys Offizieren plötzlich einen Cousin hätte.«
Aruthas Gesicht verfinsterte sich. »Ihr hattet recht, was meine Sorgen angeht, Amos. Ich werde Krondor nicht verlassen, ehe ich nicht genau herausgefunden habe, was Guy hier tut und was das für den Krieg bedeutet.«
»Selbst wenn ich schon morgen ein Schiff für uns finden würde, was sehr unwahrscheinlich ist, hättet Ihr noch Zeit genug, um herumzuschnüffeln. Wahrscheinlich werdet Ihr mehr herausfinden, als Ihr wissen wollt. Die Stadt ist kaum der rechte Ort für Geheimnisse. Auf dem Markt werden Gerüchte umgehen, und jeder einfache Bürger in der Stadt wird genug wissen, um Euch etwas von dem zu vermitteln, was hier vorgeht. Denkt einfach bloß daran, die Ohren offen und den Mund geschlossen zu halten. Gerüchtekrämer verkaufen Euch, was Ihr zu wissen wünscht, und dann drehen sie sich um und verkaufen der Stadtwache die Neuigkeit, daß Ihr danach gefragt habt. Und das Ganze geht so schnell, daß Euch vom Zuschauen schon ganz schwindlig wird.« Amos reckte sich. »Es ist noch früh, aber ich glaube, wir sollten jetzt etwas Warmes essen und dann schlafen gehen. Wir haben eine Menge Arbeit vor uns.« Mit diesen Worten erhob er sich, öffnete die Tür, und die drei Männer kehrten m den Schankraum zurück.
Arutha kaute an einem fast kalten Stück Pastete. Er senkte den Kopf und zwang sich, die fettige Ware des Straßenhökers weiter zu verzehren. Er wollte nicht darüber nachdenken, was sich zusätzlich zu dem Rind- und Schweinefleisch, von dem der Händler gesprochen hatte, noch innerhalb der klitschigen Kruste befand.
Aus dem Augenwinkel musterte Arutha das Tor, durch das man in Prinz Erlands Palast gelangte.
Nachdem er die Pastete gegessen hatte, lief er schnell über den Platz zu einem Stand, an dem Bier verkauft wurde. Er bestellte einen großen Krug, um den Nachgeschmack fortzuspülen. In der letzten Stunde war er, scheinbar ohne Ziel, von einem Verkaufsstand zum nächsten geschlendert, hatte dies und das gekauft und dabei die Rolle eines kleinen Landadligen gespielt. Und in dieser Stunde hatte er eine ganze Menge erfahren.
Martin und Amos tauchten fast eine Stunde vor der verabredeten Zeit auf. Beide hatten grimmige Gesichter und schauten sich immer wieder nervös um. Ohne ein Wort machte Amos Arutha ein Zeichen, ihnen zu folgen, als sie an ihm vorbeigingen. Sie drängten sich durch die mittägliche Menge und entfernten sich schnell von dem großen Platz. Dann erreichten sie ein Gebiet, das weniger einladend aussah, aber ebenso belebt war. Auch hier gingen sie weiter, bis Amos schließlich auf ein Gebäude zeigte. Sie traten ein.
Er war kaum in der Tür, da wurde Arutha auch schon von einer heißen, dampfigen Atmosphäre empfangen. Ein Bediensteter kam, um ihn zu begrüßen. »Ein Badehaus?« fragte Arutha.
Ganz ernst erwiderte Amos: »Du mußt einiges von dem Straßenschmutz loswerden, Arthur.« An den Bediensteten gewandt, befahl er dann: »Ein Dampfbad für uns alle.«
Der Mann führte sie in einen Raum, in dem sie sich auskleiden konnten. Dann reichte er jedem ein grobes Tuch und einen Beutel für ihre Habe. Arutha stand still dabei, als erst Amos, dann auch Martin sich auszogen. Dann folgte er ihrem Beispiel. Sie hüllten sich in die Tücher und trugen ihre Kleider und ihre Waffen in den Beuteln in den Dampfraum.
Der große Raum war völlig mit Fliesen ausgelegt, aber die Wände und der Boden waren schmutzig, und hier und da zeigten sich grüne Flecken. Die Luft war stickig. Ein kleiner, halbnackter Knabe hockte in der Mitte des Raumes vor den Steinen, von denen der Dampf
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