Midkemia Saga 03 - Die Gilde des Todes
ganz offensichtlich der Anführer der drei, ein großer rotbärtiger Kämpfer, ein Söldner mit einem Oberkörper wie ein Faß, dessen Muskeln unter Schichten von Fett lagen. Bewaffnet war er lediglich mit zwei Dolchen. Sein Lederwams spannte über dem Bauch. Die beiden hinter ihm waren zweifellos ebenfalls Söldner.
Einer trug einen ganzen Satz Messer, angefangen mit einem dünnen Stilett bis zu einem langen Dolch. Der andere hatte ein großes Jagdmesser im Gürtel.
Der Rotbärtige führte seine Begleiter auf Aruthas Tisch zu und schob jeden, der ihm im Weg stand, fluchend grob zur Seite. Er war jedoch nicht nur unfreundlich, sondern wechselte laute rauhe Witze mit mehreren Männern, die ihn offenbar kannten. Alsbald standen die drei vor Aruthas Tisch. Sie blickten die vier dort an, und Rotbart verzog das Gesicht zu einem breiten Grinsen. Seine Sprechweise verriet, daß er von einer der südlichen Freien Städte stammte. »Das ist mein Tisch!« erklärte er.
Er beugte sich über die Platte, stemmte die Fäuste zwischen die noch halbvollen Teller und fuhr fort: »Aber ich verzeihe euch, weil ihr hier fremd seid.« Jimmy wich unwillkürlich zurück, denn der Atem, der ihm von dem Mann entgegenschlug, stank schier umwerfend nach Bier und schlechten Zähnen. »Wenn ihr Ylither wärt, dann wüßtet ihr, daß Longly jeden Abend an diesem Tisch sitzt, wenn er in der Stadt ist. Steht jetzt auf, dann bringe ich euch nicht um.« Er warf den Kopf zurück und lachte schallend.
Jimmy war als erster auf den Füßen. »Das wußten wir nicht, mein Herr.« Er lächelte schwach, während die anderen Blicke wechselten.
Arutha ließ durchblicken, daß er den Tisch verlassen wollte, um eine Prügelei zu vermeiden. Jimmy tat, als hätte der fette Söldner ihm einen Mordsschrecken eingejagt. »Wir suchen uns einen anderen Tisch.«
Der Mann namens Longly faßte Jimmys Arm über dem Ellbogen.
»So ein hübscher Junge, nicht wahr?« Er lachte und schaute seine Begleiter an. »Oder vielleicht ist er ein Mädchen, das als Junge verkleidet ist, hübsch wie er ist.« Wieder lachte er schallend und blickte Roald an. »Ist der Junge dein Freund? Oder dein Liebling?«
Jimmy rollte die Augen himmelwärts. »Ich wollte, das hättet Ihr nicht gesagt.«
Arutha langte über den Tisch und legte die Hand auf des Rothaarigen Arm. »Laßt den Jungen in Ruhe.«
Longly versetzte dem Fürsten mit der freien Hand einen Schlag, daß Arutha nach hinten taumelte.
Roald und Martin tauschten schicksalsergebene Blicke, als Jimmy das rechte Bein hob, um den Dolch im Stiefelschaft zu erreichen. Ehe noch einer sich rühren konnte, drückte der Junge bereits die Dolchspitze gegen Longlys Rippen. »Ich glaube, es ist besser, du suchst dir einen anderen Tisch, Freundchen.«
Der fette Kämpfer blickte hinunter auf den Dieb, der ihm kaum bis zum Kinn reichte, und auf den Dolch. Mit donnerndem Lachen grölte er: »Bürschchen, du bist sehr komisch!« Seine freie Hand schoß vor und packte Jimmys Handgelenk mit unerwarteter Flinkheit. Mit nicht allzu großer Mühe nahm er ihm den Dolch ab.
Schweiß perlte über Jimmys Gesicht, als er sich dem zwingengleichen Griff des Rotbärtigen zu entziehen suchte. Auf der Bühne sang Laurie unbeschwert weiter. Er ahnte nicht, was am Tisch seiner Freunde vorging. Die in der Nähe, die wußten, womit man in Hafenkneipen rechnen mußte, machten eilig Platz.
Benommen von dem unerwarteten Schlag saß Arutha auf dem Boden und lockerte schließlich den Degen in seiner Scheide.
Roald nickte Martin zu. Beide standen bedächtig auf und hielten die Hände sichtbar, um darauf aufmerksam zu machen, daß sie nicht nach Waffen griffen. Roald sagte: »Hört zu, wir wollen keinen Streit. Hätten wir gewußt, daß dies Euer Stammtisch ist, hätten wir uns nicht hierhergesetzt. Wir suchen uns einen anderen. Laßt den Jungen los.«
Rotbart warf erneut den Kopf zurück und lachte. »Ha! Ich glaube, ich behalte ihn. Ich weiß, Fettquegan, der Händler, gibt mir für so einen hübschen Jungen hundert Goldstücke.« Mit plötzlich finsterer Miene schaute er sich um den Tisch um, dann stierte er Roald an.
»Du kannst gehen. Wenn der Junge sagt, daß es ihm leid tut, weil er Longly in die Rippen gestochert hat, laß ich ihn vielleicht auch gehen. Oder ich bring ihn zu Fettquegan.«
Arutha erhob sich langsam. Es war schwer zu sagen, ob Longly es auf einen echten Streit abgesehen hatte, aber der Fürst hatte jetzt genug von dem Burschen. Die
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