Midkemia Saga 03 - Die Gilde des Todes
Arutha: »Baru tötete einen Lindwurm, so verdiente er sich diesen Namen.«
Arutha blickte Martin an. »Um Drachen und ihre Brut zu erlegen, braucht man Mut, einen starken Arm und Glück.« Lindwürmer waren mit den Drachen nahe verwandt. Der Unterschied lag nur in der Größe. Sich einem zu stellen, bedeutete, sich Geifer, Krallen, Fängen, Flinkheit zu stellen.
Der Hadati lächelte zum ersten Mal. »Ihr seid ein Jäger, so wie Euer Bogen es verrät, Herzog Martin.« Bei diesem Titel weiteten sich Roalds Augen. »Am meisten braucht man Glück!«
Roald starrte Martin an. »Herzog Martin…« Sein Blick wanderte zu Arutha. »Dann müßt Ihr…«
»Er ist Fürst Arutha«, warf der Hadati ein. »Lord Borrics Sohn und unseres Königs Bruder. Wußtet Ihr das nicht?«
Roald schüttelte heftig verneinend den Kopf. Nun erst schaute er Laurie strafend an. »Das ist das erste Mal, daß du je nur einen Teil einer Geschichte erzählt hast!«
»Es ist auch eine sehr lange Geschichte«, erwiderte Laurie. Zu Baru sagte er: »Ich sehe, daß Ihr aus dem hohen Norden seid, aber Euer Clan ist mir nicht bekannt.«
Der Hadati legte eine Hand auf sein Schultertuch. »Das zeigt an, daß ich zu Ordwins Familie vom Eisenbergclan gehöre. Meine Sippe wohnt in der Nähe des Ortes, den Ihr Stadtleute Himmelssee nennt.«
»Ihr seid auf Blutrache?«
Der Hadati deutete auf sein Stirntuch. »Ich suche. Ich bin Wegfinder.«
Roald warf ein: »Er ist so etwas wie ein heiliger Mann… Hoheit.«
»Ein seiner Aufgabe geweihter Krieger«, erklärte Laurie. »Das Tuch führt die Namen aller seinen Ahnen auf. Sie können keine Ruhe finden, bis seine Aufgabe erfüllt ist. Er hat den Schwur geleistet, Blutrache zu üben oder zu sterben.«
»Woher kennt Ihr mich?« fragte Arutha den Mann.
»Ich sah Euch auf dem Weg zum Friedenstreffen mit den Tsuranis am Ende des Krieges. Diese Tage wird keiner meines Clans vergessen.« Er blickte in die Nacht. »Als unser König uns rief, kamen wir, um gegen die Tsuranis zu kämpfen, und über neun Jahre taten wir es. Sie waren starke Gegner, bereit für ihre Ehre zu sterben – Männer, die ihren Platz am Ewigen Rad kannten. Es war ein würdiger Kampf. Dann, im Frühjahr des letzten Kriegsjahres, kamen die Tsuranis in großer Zahl. Drei Tage und drei Nächte kämpften wir unentwegt. Wir fügten dem Feind schwere Verluste zu für jeden Fuß Boden, den wir aufgeben mußten. Am dritten Tag wurden wir umzingelt. Jeder, aber auch jeder streitbare Mann unseres Clans bot dem Gegner die Stirn und wäre gestorben, hätte nicht Lord Borric uns gerettet, als er sah, in welcher Lage wir uns befanden. Ohne Eures Vaters Durchbruch zu uns wären unsere Namen ein Flüstern im Wind von gestern.«
Arutha erinnerte sich, daß Lyams Brief über den Tod ihres Vaters Hadati erwähnt hatte. »Was hat meines Vaters Tod mit mir zu tun?«
Baru zuckte die Schultern. »Das weiß ich nicht. Ich stellte einige Fragen am Tor. Viele kommen dort aus allen Windrichtungen hindurch, und ich dachte, ich fände nützliche Hinweise. Dann sah ich Euch. Es reizte mich zu erfahren, weshalb der Fürst von Krondor eine seiner eigenen Städte als einfacher Krieger betrat. Es herauszufinden würde mir die Zeit vertreiben, bis ich auf meine eigenen Fragen Antwort bekam. Da tauchte der Assassine auf, und ich konnte doch nicht untätig zusehen, wie er Euch meuchelte! Euer Vater rettete die Männer meines Clans und ich Euch Euer Leben. Vielleicht ist damit wenigstens ein kleiner Teil der Schuld beglichen. Wer kann schon wissen, wie das Ewige Rad sich dreht?«
»Im Gasthof sagtet Ihr, daß da noch andere wären…«
»Der Mann, der Euch zu töten versuchte, folgte Euch in die Wirtsstube, beobachtete Euch kurz, dann kehrte er ins Freie zurück und sprach mit einem Straßenjungen. Er gab ihm Geld, und das Bürschchen rannte los. Da kamen die drei herbei, mit denen ihr alle die Schlägerei hattet. Er hielt sie auf, sprach mit ihnen – was, konnte ich nicht verstehen – und deutete auf den Gasthof. Gleich darauf traten die drei ein.«
»Dann war die Schlägerei also von vornherein geplant!« sagte Arutha.
Jimmy warf ein: »Ich glaube eher, er kannte Longlys Gemütsart und erzählte ihm, daß jemand an seinem Stammtisch saß, um sicher zu sein, daß er auch wirklich das Nordland besuchte und nicht irgendeine andere Schenke.«
»Vielleicht wollte er, daß wir anderweitig beschäftigt und abgelenkt würden, bis seine Verstärkung kam, doch dann glaubte er
Weitere Kostenlose Bücher