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Midkemia Saga 03 - Die Gilde des Todes

Midkemia Saga 03 - Die Gilde des Todes

Titel: Midkemia Saga 03 - Die Gilde des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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maßgeschneidert leisten können. Von seinem Gürtel hing ein edelsteinbesetzter Dolch, und seine Stiefel glänzten wie fleckenloses Metall. Sein strohfarbiges Haar war ordentlich geschnitten.
    Nun hatte Jimmy keinen Zweifel mehr, daß das Bürschchen glaubte, alle müßten vor ihm kuschen. Offenbar hatte er die anderen Junker bereits eingeschüchtert. Ergeben richtete Jimmy den Blick himmelwärts und seufzte. Seine Uniform saß schlecht, die Stiefel waren zu eng, und die heilende Wunde in seiner Seite juckte ständig.
    Da war es wohl am besten, er brachte es schnell hinter sich.
    Langsam ging er auf den anderen Jungen zu, der, wie er wußte, Jerome hieß und dessen Vater der Edle von Ludland war, einer Stadt, die Küste aufwärts von Krondor lag. Sein Titel war zwar gering, brachte seinem Träger jedoch beträchtlichen Reichtum ein. Als Jimmy vor dem Bürschchen stand, sagte er: »Ja?«
    Jerome rümpfte die Nase und erklärte von oben herab: »Es gibt so gut wie nichts an dir, was mir gefällt, Jüngelchen.«
    Jimmy lächelte und stieß Jerome unerwartet die Faust in die Magengrube. Der größere Junge sackte auf den Boden. Einen Moment schlug er um sich, ehe er stöhnend auf die Beine kam.
    »Was…«, begann er, hielt jedoch erschrocken inne, als er sah, daß Jimmy mit einem Dolch in der Hand vor ihm stand. Jerome tastete nach seinem eigenen, fand ihn aber nicht. Er starrte an sich hinunter und blickte danach verzweifelt um sich.
    »Ich glaube, das ist es, was du suchst«, meinte Jimmy fast freundlich und hielt den Dolch nun so, daß der juwelenbesetzte Griff zu sehen war. Jeromes Augen weiteten sich. Mit einer knappen Drehung seines Handgelenks warf Jimmy den Dolch, und die Klinge steckte zitternd im Boden zwischen Jeromes Stiefeln. »Und mein Name ist nicht ›Jüngelchen‹, sondern Junker James. Fürst Aruthas Junker.«
    Schnell verließ Jimmy den Saal. Locklear lief ihm nach und fiel in Schritt mit ihm. »Das war großartig, Junker James. Jerome hat es allen anderen schwergemacht, vor allem den Neuen.«
    Jimmy hielt an. Er war jetzt nicht in der Stimmung, darauf einzugehen. »Das rührte nur daher, weil ihr es zugelassen habt.«
    Locklear wich zurück und begann eine Entschuldigung zu stammeln.
    Jimmy hob die Hand. »Warte, ich hatte nicht vor, dich zu kränken.
    Es liegt daran, daß ich meine eigenen Sorgen habe. Hör zu, Locklear, so heißt du doch, oder?«

    »Meine Freunde nennen mich Locky.«
    Jimmy musterte den Jungen. Er war klein und sah noch eher wie ein Baby aus, das er gewesen war, als der Mann, der er sein würde.
    Er hatte große blaue Augen, und sein braunes Haar war von blonden Fäden durchzogen. Jimmy bezweifelte nicht, daß er noch vor wenigen Wochen mit den bürgerlichen Jungen am Strand nahe der ländlichen Burg seines Vaters gespielt hatte. »Locky«, sagte er, »wenn dieser Dummkopf sich mit dir anlegen will, dann tritt ihn dorthin, wo es am wehesten tut. Dadurch verschaffst du dir schnell Respekt bei ihm. Tut mir leid, daß ich mich jetzt nicht länger mit dir unterhalten kann, aber ich muß mich zum Empfang des Königs beeilen.«
    Jimmy eilte weiter und ließ einen sehr erstaunten Jungen zurück.

     
    Jimmy fühlte sich unbehaglich. Er steckte den Finger in den viel zu engen Kragen seines neuen Wappenrocks. Etwas hatte er von Jerome gelernt: Er brauchte sich nicht mit einer schlecht sitzenden Uniform abzufinden. Sobald wie möglich würde er sich für ein paar Stunden aus dem Schloß stehlen und seine drei Verstecke aufsuchen, die er gut in der Stadt verteilt hatte. Dort hatte er mehr Gold als ihn ein Dutzend neue, maßgeschneiderte Uniformen kosten würden. Ein Edelmann zu sein, hatte Nachteile, die er zuvor nicht bedacht hätte.
    »Was hast du denn, Junge?«
    Jimmy blickte auf und sah, daß ein hochgewachsener, älterer Mann mit dunklem Grauhaar ihn erfahrenen Blickes musterte. Jimmy erkannte ihn als Schwertmeister Fannon, ein Gefährte Aruthas aus Crydee. Er war mit der gestrigen Abendflut per Schiff angekommen.
    »Es ist der verflixte Kragen, Schwertmeister. Und diese neuen Stiefel schmerzen ebenfalls.«
    Fannon nickte. »Auch wenn man sich nicht wohl fühlt, muß man den Schein wahren. Ah, hier kommt der Fürst!«
    Arutha trat aus dem Haupteingang des Schlosses und stellte sich in die Mitte der Höflinge, die sich hier zum Empfang des Königs versammelt hatten. Eine breite Freitreppe führte zum Paradeplatz.
    Dahinter, außerhalb des eisernen Tors, war der große Platz von

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