Midkemia Saga 03 - Die Gilde des Todes
reichten.
Trommler und Hornbläser formten nun eine Gasse, durch die Fußsoldaten marschierten. Jeder von diesen trug einen Spitzhelm mit Kettenhalsschutz und einen metallenen Harnisch. Weite Pluderhosen steckten in kniehohen schwarzen Stiefeln. Jeder hielt einen Rundschild mit Metallspitze, und in der Gürtelschärpe steckte ein langer Krummsäbel. Jemand hinter Jimmy murmelte:
»Hundesoldaten.«
»Weshalb nennt man sie so?« fragte Jimmy den Schwertmeister Fannon.
»Weil sie in früherer Zeit in Kesh wie Hunde behandelt wurden, getrennt von allen anderen, bis es Zeit war, sie auf jemanden zu hetzen. Jetzt behauptet man, daß sie sich wie eine Meute Hunde benehmen, wenn man ihnen die Gelegenheit gibt. Sie sind zähe Kämpfer, aber wir besiegten sie mehr als einmal.«
Die Hundesoldaten marschierten auf den Platz und bildeten ihrerseits eine Gasse, um jemanden hindurchzulassen. Sie zogen ihre Krummsäbel und salutierten, als der vorderste Mann in Sicht kam.
Wie sie war er zu Fuß, ein Riese von Mann, größer als der König und mit noch breiteren Schultern. Die Sonne spiegelte sich auf seiner schwarzen Haut, denn außer den gleichen Pluderhosen und Stiefeln wie die Soldaten trug er nur eine ärmellose, metallbeschlagene Weste. Sein Kopf war unbedeckt, und bewaffnet war er mit einem eineinhalb mal so großen Krummschwert wie die Säbel seiner Leute.
Doch statt des Schildes hielt er einen reichverzierten Amtsstab. Vier Reiter, auf den kleinen, aber schnellen Pferden der Wüstensöhne von Jal-Pur, folgten ihm. Sie trugen auch die Gewandung der Wüstensöhne, wie man sie in Krondor selten sah: knielange, wallende Umhänge aus blauer Seide, vorne offen, so daß man die weißen Kittel und Beinkleider sehen konnte. Dazu trugen sie die Schaftstiefel der Reiter, und um den Kopf hatten sie blaue Stoffstreifen so gewunden, daß nur ihre Augen herausschauten. In der Gürtelschärpe steckte ein Zierdolch von beachtlicher Länge, dessen Griff und Scheide kunstvoll aus Elfenbein geschnitzt waren.
Als dieser große dunkle Mann die Treppe hinaufstieg, konnte Jimmy seine tiefe Stimme vernehmen: »…vor ihm, und die Berge erzittern. Die Sterne halten in ihrer Bahn inne, und die Sonne bittet um die Erlaubnis, aufgehen zu dürfen. Er ist das Reich, und aus seinen Nüstern wehen die vier Winde. Er ist der Drache des Tales der Sonne, der Adler der Gipfel der Ruhe, der Löwe von Jal-Pur…« Der Sprecher näherte sich der Stufe, auf der der König stand, Jimmy dahinter, und er wich ein wenig zur Seite, als die vier Reiter absaßen und ihm die Treppe hoch folgten. Einer davon schritt vor den anderen und war offenbar der, von dem der Riese sprach, der sich nunmehr tief vor dem König verneigte und sagte: »Eure Majestät, ich habe die große Ehre, Euch Seine Exzellenz Abdur Rachman Memo Hazara-Khan, Bei der Benni-Sherin, Lord von Jal-Pur, Prinz des Reiches und Botschafter von Groß-Kesh zum Königreich der Inseln vorstellen zu dürfen.«
Die vier Würdenträger verbeugten sich auf keshianische Weise, die drei hinter dem Botschafter knieten sich nieder und drückten flüchtig die Stirn auf den Steinboden. Der Botschafter legte die Rechte auf das Herz und verbeugte sich aus der Taille, während er die Linke nach hinten ausstreckte. Nachdem alle sich wieder aufgerichtet hatten, drückten sie kurz den Zeigefinger an Herz, Lippen und Stirn. Diese Geste versinnbildlichte: ein großzügiges Herz, eine ehrliche Zunge und einen Geist ohne betrügerische Absichten.
Lyam dankte: »Wir heißen den Lord von Jal-Pur an unserem Hof willkommen.«
Der Botschafter legte seine Gesichtsbedeckung ab und offenharte ein hageres, bärtiges und nicht mehr junges Gesicht, das zu einem schwachen Lächeln verzogen war. »Eure königliche Majestät, Ihre kaiserliche Majestät, Ihr Name sei gesegnet, schickt Ihrem Bruder von den Inseln Ihre Grüße.« Seine Stimme zu einem Flüstern senkend, fügte er hinzu: »Ich hätte einen weniger formellen Einzug vorgezogen, Majestät, aber…« Er zuckte mit den Schultern und wies mit einer leichten Neigung des Kopfes auf den keshianischen Zeremonienmeister, um anzudeuten, daß er keinen Einfluß auf das Protokoll habe. »Der Mann ist ein Tyrann.«
Lyam mußte lachen. »Wir erwidern die herzlichen Grüße an Groß-Kesh, möge es immer blühen und gedeihen.«
Der Botschafter neigte dankend den Kopf. »Wenn Eure Majestät gestatten, dürfte ich meine Begleiter vorstellen?« Lyam nickte, und der Keshianer zeigte auf den
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