Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Midkemia Saga 03 - Die Gilde des Todes

Midkemia Saga 03 - Die Gilde des Todes

Titel: Midkemia Saga 03 - Die Gilde des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
Vom Netzwerk:
Schenkenschlägerei übertönt hätte. Außerdem würde auch der unbeholfenste Tritt nach dem Glas ihm einen weiteren Schlag auf den Kopf von Jack einbringen. Während einer kurzen Pause im Gesang vernahm er ein Geräusch in der Nähe. Es verriet ihm, daß Jack einen Bolzen in die Armbrust einlegte.
    Nun verstummte das Singen ganz, und Jimmy konnte hören, wie Tully zu Braut und Bräutigam sprach. Jack richtete die Armbrust auf das Podest. Jimmy war in der Enge zusammengekrümmt und wurde durch den knienden Jack gegen das Glas gedrückt. Der Assassine warf dem Jungen, der sich zu drehen versuchte, einen flüchtigen Blick zu. Leider war Jimmy nicht einmal in der Lage, nach Jack zu treten, der sich offenbar überlegte, ob er zuerst schießen oder lieber zunächst Jimmy ganz zum Verstummen bringen sollte. Trotz all des Pomps war die Trauung selbst kurz, also hielt Jack es offenbar für besser, sich einstweilen noch nicht um den Jungen zu kümmern.
    Jimmy war jung, wieder in bester körperlicher Verfassung und durch seine Kletterkunststücke auf den Dächern Krondors ein wahrer Akrobat. Er handelte, ohne lange zu überlegen, und spannte lediglich seinen ganzen Körper, so daß er sich nach oben bog und Kopf und Füße sich gegen die Seiten der Wölbung stemmten. Halb rollte, halb schnellte er sich, und mit einem Mal saß er mit dem Rücken zum Fenster. Jack wirbelte zu dem Jungen herum und fluchte stumm. Er konnte es sich nicht leisten, seinen Schuß zu vergeuden. Ein schneller Blick nach unten versicherte ihm, daß niemand durch die Bewegung des Jungen alarmiert worden war. So hob Jack erneut seine Armbrust und zielte.

    Jimmys Blickfeld schien sich zusammenzuziehen, und er sah nur noch Jacks Finger am Abzug der Armbrust. Als dieser Finger sich zu krümmen begann, stieß er mit den gefesselten Füßen heftig zu. Die nackten Sohlen glitten von dem Assassinen ab, und der Schuß ging los. Erschrocken drehte Jack sich um, und wieder trat Jimmy mit beiden Füßen nach ihm. Einen Augenblick noch schien Jack ruhig am Rand der Fensterkuppel zu sitzen, dann begann er nach außen zu fallen, und seine Hände griffen wild nach dem Sims.
    Jacks gegen die Seiten der Wölbung gepreßte Hände hielten den Fall auf. Er hing in der Luft, bewegte sich einen Augenblick nicht, doch dann fingen seine Handflächen an dem Stein zu rutschen an.
    Jimmy fiel auf, daß irgend etwas seltsam war, bis ihm klar wurde, daß der Gesang, der mit der Zeremonie wieder eingesetzt hatte, nun verstummt war. Während Jacks Hände weiterglitten, klangen Geschrei und Rufe aus dem Thronsaal herauf.
    Dann spürte Jimmy einen Ruck, und sein Kopf schlug auf den Stein. Seine Beine fühlten sich an, als würden sie ihm ausgerissen.
    Jack hatte nach dem einzigen gegriffen, was er noch erreichen konnte: Jimmys Fußgelenke. Der Junge wurde nach außen gezerrt, als Jacks Gewicht sie beide in den Tod zu ziehen drohte. Jimmy stemmte sich mit aller Kraft gegen die Wölbung und krümmte sich, um weniger schnell zu rutschen, aber es nutzte ihm so wenig, als hätte er Eisen an den Füßen hängen gehabt. Knochen und Muskeln schmerzten, aber er konnte sich nicht von Jack befreien. Langsam wurde er nach außen gezogen. Seine Beine, Hüften und der Rücken schleiften über den Stein, doch der Stoff seiner Hose und des Wappenrocks schützte seine Haut. Dann riß Jack ihn aus dem Gleichgewicht, er war plötzlich aufrecht und hing am Rand der Wölbung.
    Und nun fielen sie. Jack ließ den Jungen los, doch Jimmy bemerkte es nicht. Der Steinboden raste ihnen entgegen, um sie in seiner harten Umarmung zu zermalmen. Da glaubte Jimmy, daß zu guter Letzt sein Verstand versagte, denn mit einemmal wurde der Steinboden viel langsamer, als dehne eine höhere Gewalt die letzten Sekunden des Jungen unendlich aus. Und schließlich wurde ihm klar, daß tatsächlich eine Kraft ihn erfaßt hatte, die seinen Sturz milderte.

    Er landete zwar nicht gerade sanft auf dem Boden, aber er lebte, und seine Knochen schienen heil geblieben zu sein, nur ein wenig benommen war er.
    Wächter und Priester umgaben ihn, und Hände hoben ihn hoch, während er noch über das Wunder staunte. Er sah, wie der Magier Pug die Hände in der Luft bewegte, und spürte wie die seltsame Verlangsamung endete. Gardisten schnitten seine Fesseln auf. Er krümmte sich vor Schmerzen, als das Blut brennend in Hände und Füße zurückfloß. Fast hätte er wieder die Besinnung verloren. Zwei Wachen griffen nach seinen Armen und

Weitere Kostenlose Bücher