Midkemia Saga 03 - Die Gilde des Todes
ganze Zeit, wo ich war!«
»Aber wie?« fragte Jimmy. »Wir legten doch so viele falsche Fährten!«
»Schwarze Magie«, meinte Martin. »Eine finstere Macht hat ihre Hand im Spiel!«
»Kommt!« forderte Arutha seine Begleiter auf. »Sie werden zurückkehren. Das hier hält sie nicht auf. Wir haben allenfalls ein wenig Zeit gewonnen!«
Laurie führte sie den Weg zurück zur Straße nach Norden. Keiner wandte sich zu dem nun laut prasselnden Feuer um.
Sie gönnten sich kaum eine Rast, während sie den Rest des Tages weiterritten. Ihre Verfolger sahen sie nicht mehr, aber Arutha fühlte, daß sie ganz in der Nähe sein mußten. Gegen Sonnenuntergang kam leichter Nebel auf, als sie sich wieder der Küste näherten, wo die Straße an der Bucht der Schiffe nach Osten bog. Nach Lauries Schätzung mußten sie das Kloster nach Sonnenuntergang erreichen.
Martin trieb sein Pferd an, um neben Gardan und Arutha zu reiten.
Letzterer starrte in die Schatten und lenkte geistesabwesend sein Pferd. »Denkst du an die Vergangenheit?«
Arutha blickte seinen Bruder nachdenklich an. »An einfachere Zeiten, Martin. Nur an einfachere Zeiten. Alles in mir drängt danach, dieses Rätsel Silberdorn schnellstens zu lösen, damit ich Anita wieder zurückbekomme. Nach nichts sehne ich mich mehr!« sagte er heftig. Dann seufzte er, und seine Stimme wurde sanfter. »Ich frage mich, was Vater an meiner Stelle getan hätte.«
Martin warf einen flüchtigen Blick auf Gardan. Der Hauptmann bemerkte: »Das gleiche, was Ihr jetzt tut, Arutha. Als Junge und Mann kannte ich Lord Borric, und so weiß ich, daß kein anderer ihm im Wesen ähnlicher ist als Ihr. Ihr alle seid wie er: Martin in seiner Art, wie er alles genau beobachtet. Und Lyam ist so, wie er in seiner unbeschwerten Zeit war, als seine Lady Catherine noch bei ihm weilte.«
»Und ich?« fragte Arutha.
Es war Martin, der antwortete: »Du denkst wie er, kleiner Bruder.
Mehr als Lyam oder ich. Ich bin dein ältester Bruder, und ich höre auf dich – nicht, weil du als Fürst von Krondor höhergestellt bist denn ich als Landesvater von Crydee, sondern weil du besser als jeder, seit Vater, die richtigen Entscheidungen triffst.«
Aruthas Blick weilte in weiter Ferne, als er sagte: »Ich danke dir. Das ist ein großes Lob.«
Vom Weg hinter ihnen kam ein Geräusch – gerade laut genug, um es zu hören, doch ohne sich ein Bild machen zu können, woher es rührte. Laurie bemühte sich, die anderen so schnell wie möglich weiterzuführen, doch Dunkelheit und Nebel machten selbst seinem Richtungssinn zu schaffen. Die Sonne war schon fast untergegangen, so drang kaum Licht in die Tiefe des Waldes. Laurie vermochte nur ein kurzes Stück des Weges vor sich zu sehen. Zweimal mußte er sogar anhalten, um sich zu vergewissern, daß er nicht versehentlich auf einen abzweigenden Pfad geraten war. Arutha ritt an seine Seite und mahnte: »Laß dir Zeit, lieber kriechen wir dahin, als daß wir uns verirren.«
Gardan wartete, bis Jimmy ihn erreicht hatte. Der Junge spähte unentwegt um sich, um vielleicht etwas hinter den Bäumen zu entdecken, doch es waren nur graue Nebelschwaden zu sehen.
Da brach donnernd ein Pferd aus dem Unterholz. Vor einem Augenblick war es noch nicht da gewesen, im nächsten warf es Jimmy fast aus dem Sattel. Das Pferd des Jungen wurde herumgerissen, als der Schwarzgerüstete sich vorbeidrängte. Gardan schlug zu spät nach ihm und verfehlte ihn.
»Hierher!« brüllte Arutha und versuchte sich an einem zweiten Gegner vorbeizudrängen, der den Weg überquerte, und sah sich dem großen Moredhel Angesicht zu Angesicht gegenüber. Er erblickte zum ersten Mal die drei tiefgeschnittenen Narben in jeder Wange des düsteren Bruders. Die Zeit schien stehenzubleiben, während die beiden sich ansahen. Arutha wußte, vor ihm stand sein fleischgewordener Feind. Nicht länger hatte er es mit im Dunkeln unsichtbaren Assassinen zu tun oder mit geheimnisvollen finsteren, unstofflichen Mächten. Hier war jemand, den er mit gutem Grund mit all seinem aufgestauten Grimm bedenken konnte. Stumm schwang der riesenhafte Moredhel einen kraftvollen Streich nach Aruthas Kopf. Der Fürst entging seiner Enthauptung nur, indem er sich schnell über den Hals seines Pferdes duckte. Fast gleichzeitig stieß er mit dem Degen zu und spürte, daß die Spitze einen fleischigen Körper durchbohrte. Er kam hoch und sah, daß sie dem Moredhel tief durch die narbenverunstaltete Wange geschnitten hatte. Doch
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