Midkemia Saga 03 - Die Gilde des Todes
und sah, wie die feindlichen Reiter steif aus ihren Sätteln stürzten – alle, außer dem großen Moredhel, der die Augen gegen das grelle Licht beschirmte, und drei Schwarzgewandeten. Der Zungenlose bedeutete seinen drei noch berittenen Begleitern ihm zu folgen. Sie wendeten ihre Pferde und flüchteten den Weg zurück. Kaum waren die schwarzen Reiter außer Sicht, ließ das grelle Licht allmählich an Leuchtkraft nach.
Arutha wischte sich die Tränen aus den Augen und machte sich an die Verfolgung, doch Martin rief: »Halt! Komm zurück! Wenn du sie wirklich einholst, wäre es dein Tod! Hier haben wir Verbündete!«
Arutha zügelte sein Pferd. Es behagte ihm nicht, seinen Feind entkommen zu lassen, doch er kehrte zu den anderen zurück, die sich die Augen rieben. Martin saß ab und beugte sich über einen gefallenen schwarzen Reiter. Er zog ihm den Helm vom Kopf, dann wich er zurück. »Es ist ein Moredhel, und er stinkt, als wäre er schon einige Zeit tot!« Er deutete auf die Brust der Leiche. »Das ist einer von denen, die ich an der Brücke tötete. Mein abgebrochener Pfeil steckt noch in seinem Herzen.«
Arutha blickte auf das Kloster. »Das Licht ist erloschen. Wer immer auch unser unsichtbarer Wohltäter ist, glaubt zweifellos, daß wir es nicht mehr brauchen.« Das Tor in der Mauer vor ihnen öffnete sich langsam. Martin hob den Helm und reichte ihn Arutha, damit er ihn sich ansehe. Er war von ungewöhnlicher Machart, auf dem Oberkopf war ein Drache in Basrelief gearbeitet, dessen hängende Schwingen die Seiten bedeckten. Der Gesichtsteil wies zwei Augenschlitze und vier kleine Löcher zum Atmen auf. Arutha warf Martin den Helm wieder zu. »Eine nichts Gutes verratende Schmiedearbeit. Nimm ihn mit. Und jetzt wollen wir das Kloster aufsuchen.«
»Kloster!« sagte Gardan, als er näher heranritt. »Es sieht eher wie eine Festung aus!« Das hohe Tor war aus dickem, eisenbeschlagenem Holz. Rechts erstreckte sich eine etwa zwölf Fuß hohe Steinmauer offenbar bis zum anderen Bergrand. Links wich die Mauer zurück am Rand einer Steilwand entlang, die gut hundert Fuß zu einer scharfen Biegung der Straße abfiel. Hinter der Mauer erhob sich ein Turm mehrere Stockwerke hoch. »Wenn das kein Festungsturm ist, habe ich nie einen gesehen!« bemerkte der Hauptmann. »Dieses Kloster möchte ich wahrhaftig nicht stürmen müssen, Hoheit. Eine Festung, die sich besser verteidigen läßt, dürfte es nicht so leicht geben. Seht selbst, nirgends ist mehr als fünf Fuß Abstand zwischen der Mauer und der Steilwand.« Er richtete sich im Sattel auf, augenscheinlich bewundernd in die verteidigungsmäßig unübertreffliche Bauweise der Klosterfestung vertieft.
Arutha lenkte sein Pferd vorwärts. Das Tor war nun weit offen, und da er nichts sah, was dagegen sprach, führte er seine Begleiter hindurch.
Sarth
Das Kloster wirkte verlassen.
Auf dem Hof fanden sie die Bestätigung ihrer Vermutung, daß dies hier einst eine Festung gewesen war – und auch als Kloster noch war. Um den alten Turm herum waren ein größeres einstöckiges Gebäude sowie zwei Nebengebäude der ursprünglichen Festung hinzugefügt worden. Eines der Nebengebäude, das ein Stück seitwärts hinter dem Turm hervorragte, schien eine Stallung zu sein.
Doch nichts rührte sich irgendwo.
Da überraschte sie eine Stimme von hinter einem der Eingänge.
»Willkommen im Ishap-Kloster von Sarth.«
Arutha zog seinen Degen aus der Scheide, doch ehe er halb frei war, fügte die Stimme hinzu: »Ihr habt nichts von uns zu befürchten.«
Der Sprecher trat aus dem Eingang, Arutha schob seine Waffe zurück. Während die anderen absaßen, musterte der Fürst den Mann.
Er war untersetzt, kräftig, von mittlerem Alter, doch mit jugendlichem Lächeln. Sein braunes Haar war kurz und ungleichmäßig geschnitten, und sein Gesicht bartlos. Er trug eine braune Kutte, um die Mitte mit einem Lederband gerafft, und davon hingen ein Beutel und ein heiliges Zeichen herab. Er war unbewaffnet, Arutha fand jedoch, daß er sich wie einer bewegte, der mit Waffen sehr wohl umzugehen vermochte. Schließlich machte er sich bekannt: »Ich bin Arutha, Fürst von Krondor.«
Des Mönches Miene wirkte leicht belustigt, obwohl er nicht lächelte. »So seid denn willkommen im Ishap-Kloster von Sarth, Hoheit.«
»Glaubt Ihr meinen Worten nicht?«
»O doch, Hoheit. Es ist nur so, daß wir vom Ishap-Orden wenig Verbindung mit der Außenwelt haben und kaum Besuch bekommen, schon gar nicht
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