Midkemia Saga 03 - Die Gilde des Todes
nur ein gequälter Laut, halb Gurgeln, halb Würgen, entrang sich ihm. Da wurde Arutha klar, daß der Mann keine Zunge hatte. Der düstere Bruder blickte ihn noch einen kurzen Moment an.
»Versucht durchzukommen!« brüllte Arutha und gab seinem Pferd die Sporen. Schon hatte er den Trupp durchbrochen und die anderen dicht hinter ihm.
Einen Augenblick hatte es den Anschein, als wäre der moredhelgeführte Trupp zu verblüfft, um zu handeln, doch dann nahm er die Verfolgung auf. Von allen Wahnsinnsritten in Aruthas Leben erschien ihm dieser der irrste. Durch die Finsternis der Nacht und den Nebel jagten sie zwischen den Bäumen hindurch, auf einer Straße, die kaum breiter als ein Pfad war. Laurie überholte Arutha und übernahm wieder die Führung.
Lange Minuten flogen sie so durch den Wald dahin und kamen wie durch ein Wunder nicht vom richtigen Weg ab. Da schrie Laurie: »Die Straße zum Kloster!«
Fast hätten Arutha und die anderen hinter Laurie die breitere Straße verfehlt, doch es gelang ihnen noch, auf sie abzubiegen. Und nun schickte auch der aufgehende große Mond seinen ersten Schein herab.
Der Wald lag hinter ihnen, sie galoppierten eine zwischen Äckern hindurchführende Straße entlang. Schaum trat ihren keuchenden Pferden aus, trotzdem mußten sie sie noch weiter antreiben, denn obgleich die schwarzen Reiter den Abstand nicht verringern konnten, fielen sie auch nicht zurück.
Weiter galoppierten sie durch die Dunkelheit, als die Straße sich aus den sanften Hügeln um eine Hochebene wand, die auf das fruchtbare, landwirtschaftlich genutzte Tal nahe der Küste hinabblickte. Als die Straße schmäler wurde, mußten sie hintereinander reiten. Martin drückte sich an die Seite, bis die anderen an ihm vorbei waren.
Der Weg wurde trügerisch, und sie sahen sich gezwungen, langsamer zu reiten, doch jenen hinter ihnen würde es nicht besser ergehen. Arutha gab seinem Pferd zwar wieder die Sporen, doch das Tier hatte bereits alles, was noch an Kraft in ihm gesteckt hatte, bei dem letzten steilen Stück verbraucht.
Die Abendluft war nebelschwer und für die Jahreszeit zu kühl.
Die Hügel hier lagen weit auseinander und hoben sich zu sanften Kuppen. Der höchste, schon fast ein Berg, konnte zweifellos in einer knappen Stunde erklommen werden. Alle waren mit Gras und Gebüsch überwuchert, doch frei von Bäumen, denn auch hier war früher das Land bestellt worden.
Das Kloster duckte sich auf einem zerklüfteten Felsen – kein Hügel, sondern ein Berg mit steilen Granitwänden und oben flach wie eine Tafel.
Gardan blickte nach unten, als sie diesen Berg hocheilten. »Auf diesem Weg möchte ich nicht angreifen müssen, Hoheit. Er ließe sich von sechs mit Besen bewaffneten Großmüttern verteidigen – für immer.«
Jimmy schaute über die Schulter. In der Dunkelheit waren ihre Verfolger jedoch nicht zu sehen. »Dann sagt diesen Großmüttern, sie sollen anfangen damit und die schwarzen Reiter aufhalten!«
Auch Arutha sah sich um. Er befürchtete, jeden Moment von den Verfolgern eingeholt zu werden. Sie bogen nun um eine Kurve, von der aus der Weg geradewegs zum Kloster hinaufführte. Und schon standen sie vor dem Bogentor.
Hinter der Mauer war im Mondschein eine Art Turm zu sehen.
Arutha hämmerte an das Tor und rief: »Hallo! Wir ersuchen um Hilfe!« Dann hörten sie, was sie befürchtet hatten: Hufschlag auf dem harten, glatten Weg. Arutha und seine Begleiter zogen die Waffen und stellten sich ihren Verfolgern entgegen.
Die schwarzen Reiter bogen um die Kurve vor dem Klostertor, und erneut kam es zum Kampf. Die Angreifer schienen von ungewöhnlicher Wildheit zu sein, als dränge sie etwas, Aruthas Trupp umgehend zu bezwingen. Der Narbengesichtige ritt fast Jimmys Pferd über den Haufen, um an Arutha heranzukommen.
Lediglich seiner Nichtachtung verdankte Jimmy sein Leben. Der düstere Bruder hatte es nur auf Arutha abgesehen. Gardan, Laurie und Martin taten ihr Bestes, die schwarzen Reiter in Schach zu halten, doch viel fehlte nicht mehr, daß diese sie überwältigten.
Plötzlich fiel helles Licht auf den Weg. Ein blendendes Leuchten wie zehnfach verstärktes Tageslicht hüllte die Kämpfenden ein.
Arutha und die anderen sahen sich gezwungen, die Augen zu bedecken, die zu tränen begonnen hatten. Sie hörten gedämpftes Stöhnen von den Schwarzgerüsteten um sie, dann das Aufklatschen von Leibern auf den Boden. Arutha blinzelte durch die zusammengekniffenen Lider hinter der vorgehaltenen Hand
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