Midkemia Saga 03 - Die Gilde des Todes
Regale mit Aufstellungen. Braucht ihr ein Werk eines bestimmten Sachgebiets, findet ihr es in der Auflistung, die euch sagt, in welchem Bibliotheksraum es aufbewahrt wird – wir befinden uns hier in Gewölbe 17 –, dazu die Nummer des Regals und des Faches. Wir versuchen jetzt auch noch, jedes Werk zusätzlich nach dem Verfasser – wo bekannt – und dem Titel aufzulisten. Das ist eine sehr langwierige Arbeit und wird bestimmt noch ein Jahrhundert dauern.«
Wieder war Arutha überwältigt, von der Größe eines solchen Vorhabens diesmal. »Zu welchem Zweck sammelt ihr all diese Schriftwerke?«
Dominic antwortete: »Nun, zunächst einmal, um des Wissens als solches wegen. Doch gibt es noch einen anderen Grund. Aber den zu erklären, überlasse ich dem Abt. Kommt, gehen wir jetzt wieder zu ihm.«
Jimmy verließ das Gewölbe als letzter und schaute an der Tür noch einmal auf die Bücher zurück. Er hatte das Gefühl, irgendwie einen Blick in Welten und Vorstellungen zu werfen, von denen er zuvor nicht einmal etwas geahnt hatte. Er bedauerte, daß er nie auch nur einen Teil von allem, was unter dem Kloster lag, ganz verstehen würde. Diese Erkenntnis kränkte sein Selbstbewußtsein. Zum ersten Mal empfand Jimmy seine Welt als klein, hinter der sich eine viel größere verbarg, die er erst noch entdecken mußte.
Arutha und seine Begleiter warteten in einem großen Gemach auf den Abt. Mehrere Fackeln warfen tanzende Schatten an die Wände.
Eine andere Tür als die, durch die sie gekommen waren, öffnete sich.
Der Abt trat mit Bruder Dominic und einem zweiten Mann ein, der Arutha unbekannt war. Ein alter Mann, groß und straffe Haltung, der trotz seiner Kutte eher an einen Soldaten als einen Mönch denken ließ – ein Eindruck, den der Streithammer an seinem Gürtel noch erhöhte. Sein graumeliertes schwarzes Haar war schulterlang, aber ordentlich geschnitten und gepflegt wie sein Bart. »Es ist Zeit, offen zu sprechen«, sagte der Abt.
»Das würden wir zu schätzen wissen«, entgegnete Arutha mit bitterem Unterton.
Der nicht vorgestellte Mönch grinste breit. »Ihr habt Eures Vaters Gabe, zu sagen, was Ihr meint, Arutha.«
Überrascht über dessen Worte, betrachtete Arutha den Mann erneut. Da erst erkannte er ihn. Seit er ihn das letzte Mal gesehen hatte, waren zehn Jahre oder mehr vergangen. »Dulanic!«
»Nicht mehr, Arutha. Nun bin ich ganz einfach Bruder Micah, Beschützer des Glaubens – was bedeutet, daß ich jetzt für Ishap Schädel einschlage, wie ich es früher für Euren Onkel Erland getan habe.« Er tätschelte den Hammer an seiner Seite.
»Wir hielten Euch für tot!« Herzog Dulanic, ehemaliger Feldmarschall von Krondor, war verschwunden, als Guy du Bas-Tyra während des letzten Jahres des Spaltkriegs die Herrschaft über Krondor an sich gerissen hatte.
Der jetzt Micah genannte Mann schien überrascht zu sein. »Ich dachte, jeder wüßte es. Mit Guy auf dem Thron von Krondor und Erland dem Tod durch die Hustenkrankheit nah, befürchtete ich einen Bürgerkrieg. Ich trat von meinem Amt zurück, um nicht gegen Euren Vater auf dem Feld kämpfen oder meinen König verraten zu müssen, sowohl das eine wie das andere wäre undenkbar für mich gewesen. Aber ich machte kein Geheimnis aus meinem Rücktritt.«
»Da Lord Barry tot war, wurde angenommen, ihr wäret beide durch Guys Hand gefallen. Niemand wußte, was aus Euch geworden war.«
»Sehr seltsam! Barry starb an einem Herzanfall, und ich selbst sagte Bas-Tyra, daß ich vorhatte, den heiligen Eid abzulegen, Radburn stand an seiner Seite, als ich mein Amt niederlegte.«
»Das erklärt es!« warf Martin ein. »Jocko Radburn ertrank an der keshianischen Küste, und Guy ist des Landes verwiesen. Wer wäre da sonst noch im Land, der die Wahrheit kennt?«
»Als sorgengeprüfter Mann kam Bruder Micah durch einen Ruf Ishaps zu uns«, sagte der Abt nun. »Wir nahmen ihn zur Probe auf, und er erwies sich als würdig. So gehört nun sein früheres Leben als Edler des Königreichs der Vergangenheit an. Ich bat ihn, an dieser Unterredung teilzunehmen, da er sowohl ein geschätzter Ratgeber ist als auch ein Mann mit großem militärischem Geschick, der uns vielleicht helfen kann zu verstehen, welche Kräfte jetzt am Werk sind.«
»Sehr gut. Nun, worum geht es noch, abgesehen davon, daß wir ein Heilmittel für Anita finden müssen?«
»Darum, das zu erkennen und zu verstehen, was für ihre Verwundung verantwortlich ist und was Euch nach dem Leben
Weitere Kostenlose Bücher