Midkemia Saga 03 - Die Gilde des Todes
waren. In der Mitte befand sich eine Anordnung von fünf rötlichen Sternen, einer in der Mitte der anderen, und die Linien, die sie miteinander verbanden, bildeten ein leuchtendrotes X. »Was ist es, was ich da sehe?« fragte er. Er machte für Martin Platz, der nun durch das Gerät blickte.
Der Abt erklärte: »Man nennt diese fünf Sterne die Blutsteine.«
»Ich kenne sie«, murmelte der ehemalige Jagdmeister. »Doch nie habe ich sie in dieser Stellung gesehen.«
»Das werdet Ihr auch in den nächsten elftausend Jahren nicht mehr – das ist allerdings nur eine Schätzung, um sicher sein zu können, müssen wir warten, bis sie wieder eintritt.« Diese lange Zeitspanne beeindruckte ihn offenbar nicht, im Gegenteil, er schien durchaus bereit zu sein, so lange zu warten. »Diese Stellung wird Feuerkreuz oder Kreuz des Feuers genannt. Eine uralte Prophezeiung befaßt sich damit.«
»Was ist sie? Und was hat sie mit mir zu tun?« erkundigte sich Arutha. »Ich sagte schon, daß sie uralt ist, vielleicht aus der Zeit der Chaoskriege. Sie lautet folgendermaßen: ›Wenn das Kreuz des Feuers die Nacht erhellt und der Lord des Westens tot ist, wird die Macht wiederkehren!‹ In der Übersetzung verliert es viel, im Original jedoch klingt es sehr poetisch. Wir sind nunmehr der Meinung, daß etwas, jemand, was immer, Euch töten muß, damit diese Prophezeiung in Erfüllung gehen kann, oder zumindest, um andere überzeugen zu können, daß diese Prophezeiung ihrer Verwirklichung nahe ist. Eine sehr bedeutsame Tatsache ist, daß sie zu den raren Überlieferungen gehört, die wir von dem panthatianischen Schlangenvolk haben. Wir wissen wenig von diesen Wesen, hauptsächlich nur, daß es Unheil nachzieht, wenn sie sich sehen lassen, was selten genug der Fall ist, und daß sie ohne Zweifel Kreaturen des Bösen sind und auf etwas hinarbeiten, das nur sie allein verstehen. Außerdem spricht die Prophezeiung davon, daß der Lord des Westens auch der ›Schrecken der Finsternis‹ genannt wird.«
»Also will jemand Aruthas Tod, weil er vom Schicksal bestimmt ist, ihn oder sie zu vernichten, wenn er am Leben bleibt?« fragte Martin.
»Das glauben sie zumindest«, erwiderte der Abt.
»Aber wer oder was steckt dahinter?« fragte Arutha. »Daß jemand mich tot sehen will, ist mir nicht neu. Was könnt Ihr mir sonst noch sagen?«
»Nicht viel, fürchte ich.«
»Jedenfalls bringt es ein wenig Licht in den Angriff der Nachtgreifer«, meinte Laurie.
»Religiöser Fanatiker«, brummte Jimmy kopfschüttelnd, dann blickte er erschrocken den Abt an. »Verzeiht, Vater.«
Der Abt tat, als habe er die Bemerkung gar nicht gehört. »Wichtig ist zu wissen, daß sie es immer und immer wieder versuchen werden. Ihr werdet keine Ruhe vor ihnen finden, bis der Auftraggeber nicht mehr ist.«
»Wir wissen auch, daß die Bruderschaft des Düsteren Pfades in die Sache verwickelt ist«, warf Martin ein.
»Im Norden«, sagte Micah. Arutha und die anderen blickten ihn fragend an.
»Eure Antwort liegt im Norden, Arutha. Seht Euch dort um.« Aus seiner Stimme klang immer noch der alte Befehlston. »Im Norden sind die Gebirgszüge – alles Barrieren gegen die Bewohner der Nordlande. Im Westen über Elbenheim erheben sich die Großen Nordberge, im Osten der Wächter des Nordens, die Hohe Weite und das Traumgebirge, und über die Mitte erstreckt sich die mächtigste Bergkette überhaupt, die Zähne der Welt – dreizehnhundert Meilen fast unbezwingbarer Felsschroffen. Wer weiß schon, was dahinter liegt? Wer, von Gesetzlosen oder Waffenschmugglern abgesehen, hat sich je dorthin gewagt und ist zurückgekehrt, um von den Nordlanden zu erzählen?
Unsere Vorfahren gründeten vor langer Zeit die jetzt so benannten Baronien, um die Bergpässe Hohenburg, Wächter des Nordens und Eiserner Paß zu sichern. Die Soldaten des Herzogs von Yabon schützen den einzigen weiteren großen Paß zum Westen von der Höllendonnersteppe. Und kein Kobold oder düsterer Bruder wagt es, einen Fuß in die Steppe zu setzen, wenn er nicht lebensmüde ist, denn dort sind die Nomaden unsere Wächter. Kurzum, wir wissen nichts über die Nordlande. Dort jedoch hausen die Moredhels, und dort werdet Ihr Eure Antworten finden.«
»Oder gar nichts«, entgegnete Arutha. »Ihr mögt Euch Gedanken über Prophezeiungen und Zeichen machen, doch ich will nur die Lösung des Rätsels Silberdorn. Ehe nicht Anita gesund ist, werden meine Bemühungen lediglich ihrer Heilung gelten.«
Das schien
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