Midkemia Saga 03 - Die Gilde des Todes
Martin. »Unser Vater nahm Pug in unsere Familie auf.«
Arutha warf ein: »Jimmy, so wie du fragst, scheinst du noch nie etwas mit Magiern zu tun gehabt zu haben.«
»Ich kann nur sagen, was ich weiß. Es gibt durchaus einige Zauberer in Krondor, doch wohl recht fragwürdige. Unter den Spöttern gab es einmal einen Dieb, den man wegen seiner beispiellosen Geschmeidigkeit und Lautlosigkeit Tigerkatze nannte.
Er war sehr kühn in seinem Gewerbe und stahl eines Tages irgendein Kleinod von einem Zauberer, was diesem gar nicht gefiel.«
»Und?« fragte Laurie. »Was geschah?«
»Jetzt ist er eine Tigerkatze.«
Die vier Zuhörer saßen einen Augenblick stumm, dann verstanden sie. Gardan, Laurie und Martin lachten laut. Sogar Arutha schüttelte lächelnd den Kopf.
Alle fühlten sich entspannter und zum ersten Mal, seit sie Krondor verlassen hatten, auch sicher.
Die Glocken des Hauptgebäudes schlugen. Gleich darauf trat ein Mönch in den Schlafsaal. Er bedeutete den Männern stumm, ihm zu folgen. »Wir sollen mitkommen?« erkundigte sich Arutha. Der Mönch nickte. »Zum Abt?« Wieder nickte der Ordensbruder.
Alle Müdigkeit vergessend, sprang Arutha von der Pritsche auf.
Er war nach dem Mönch der erste an der Tür.
Die Kammer des Abtes paßte zu einem, der sein Leben der Vergeistigung gewidmet hatte. Sie war nüchtern in jeder Beziehung, erstaunlich waren allerdings die Bücherregale an den Wänden, Dutzende von Werken an jeder Seite. Der Abt, Vater John, war ein offensichtlich freundlicher Mann reiferen Alters, schlank, ja fast hager. Sein Haar und der Bart waren silbergrau und bildeten einen starken Gegensatz zu der dunklen Haut, die mit ihren Runzeln und Falten sorgfältig geschnitztem Mahagoni ähnelte. Hinter ihm standen zwei Mönche: Bruder Dominic und ein Bruder Anthony, ein Männchen mit hängenden Schultern und von unbestimmbarem Alter, der ständig zu Fürst Arutha schielte.
Der Abt lächelte, und die Runzeln um seine Augen- und Mundwinkel vertieften sich. Unwillkürlich dachte Arutha bei seinem Anblick an Bilder mit dem alten Vater Winter, einem legendären Wohltäter, der den Kindern zum Festtag der Wintersonnenwende Süßigkeiten brachte. Mit tiefer, jugendlicher Stimme sagte der Abt: »Hoheit, seid mit Euren Begleitern im Ishap-Kloster willkommen. Wie können wir Euch behilflich sein?«
Rasch gab Arutha einen kurzen Überblick über die Ereignisse der letzten Wochen.
Bei Aruthas Bericht schwand des Abtes Lächeln. Als er geendet hatte, entgegnete der Abt: »Wir sind zutiefst betroffen über diese Totenerweckung. Und was dieses schreckliche Unglück betrifft, das Eurer jungen Gemahlin widerfuhr – sagt uns, wie wir Euch helfen können.«
Plötzlich fiel es Arutha schwer weiterzusprechen, als überwältige ihn nun die Furcht, daß es keine Hilfe für Anita geben könne. So berichtete Martin: »Der im Auftrag handelnde Assassine behauptet, das verwendete Gift von einem Moredhel bekommen zu haben, und es sei durch Zauberkunst hergestellt. Er nannte es Silberdorn.«
Der Abt lehnte sich zurück, tiefes Mitgefühl sprach aus seiner Miene. »Bruder Anthony?«
»Silberdorn?« murmelte das Männchen. »Ich werde sofort im Archiv nachsehen, Vater.« Schlurfend verließ er die Kammer.
Die anderen schauten ihm nach. Arutha fragte: »Wie lange kann das dauern?«
»Das kommt darauf an«, erwiderte der Abt. »Bruder Anthony hat die erstaunliche Fähigkeit, Wissen geradezu aus der Luft zu ziehen, denn sein Gedächtnis ist schier einmalig. Er erinnert sich selbst an Dinge, die er nebenbei vor vielen Jahren las. Deshalb ist er auch zu unserem Hauptarchivar geworden, unserem Hüter des Wissens. Trotzdem kann die Suche Tage dauern.«
Ganz offensichtlich verstand der Fürst nicht, wovon der Abt sprach, so sagte der alte Geistliche: »Bruder Dominic, habt die Güte und zeigt dem Fürsten und seiner Begleitung ein wenig von dem, was wir hier in Sarth tun.« Er erhob sich, verbeugte sich knapp vor dem Fürsten, als Dominic zur Tür ging. »Dann bringt ihn zum Turm.« Zu Arutha gewandt, fügte er hinzu: »Ich werde Euch in Kürze dort treffen, Hoheit.«
Sie folgten dem Mönch auf den Hauptgang des Klosters. Dominic führte sie durch eine Tür, dann eine Treppe hinunter zu einem Absatz mit Zugang zu vier Korridoren und vorbei an einer Reihe von Türen.
Im Gehen sagte er: »Dieser Berg ist nicht wie die anderen ringsum, wie ihr sicher auf dem Herweg bemerkt habt. Er besteht hauptsächlich aus festem Felsgestein.
Weitere Kostenlose Bücher