Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Midkemia Saga 03 - Die Gilde des Todes

Midkemia Saga 03 - Die Gilde des Todes

Titel: Midkemia Saga 03 - Die Gilde des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
Vom Netzwerk:
seine Gedanken anderswo. Jimmy faßte ihn am Arm und schüttelte ihn. »Seht doch!« schrie er, als der Mönch endlich die Augen öffnete.
    Micahs Blick folgte dem deutenden Finger. Etwas, hinter dem der ganze große Mond verschwand, flog mit gewaltigen kräftigen Schwingen auf das Kloster zu. Sofort schob Micah den Jungen zur Seite. »Lauf!«
    Der Stoß schickte Jimmy in die dem Kloster entgegengesetzte Richtung. So raste er über den Hof zu einem mit Viehfutter beladenen Wagen und tauchte unter ihn. Er rollte sich herum, lag ganz still und beobachtete.
    Etwas Grauenvolles, Schreckenerregendes kam vom Himmel herab. Schwingen mit einer Spannweite von gut fünfzig Fuß flatterten gemächlich, als es sich zu dem alten Mönch hinabließ. Es war eine zwanzig Fuß große Mischung aus allem, was den Ekel eines normalen Sterblichen erregen mußte. Schwarze Krallen ragten aus merkwürdigen Vogelzehen an Beinen wie die einer Ziege. Wo die Schenkel sein sollten, schwabbelten gewaltige Fettwülste, die bis zu einer menschenähnlichen Brust reichten.
    Über den Rumpf sickerte etwas Schleimiges in einzelnen Rinnsalen. Aus der Mitte der Brust starrte ein blaues, aber ansonsten völlig menschlich wirkendes Gesicht mit grauengeweiteten Augen, das unentwegt zuckte und wie zur Begleitung des eigenen Gebrülls des Ungeheuers schrie und wimmerte. Die Arme des Schreckenswesens waren muskulös, lang und ähnlich denen von Affen. Ein schwacher Schein ging von ihm aus, der in rascher Reihenfolge die Farbe wechselte: rot zunächst, dann orange, gelb, das ganze Spektrum durch, bis es wieder rot war. Und ein Gestank ging von ihm aus, als wären alle üblen Gerüche von Verwesendem, Verrottendem und Schwärendem zusammengemischt und der Kreatur verdichtet eingegeben worden.
    Das Schrecklichste von allem aber war der Kopf, denn in unüberbietbarer Grausamkeit hatte der Schöpfer dieses gräßlichen Ungeheuers es mit einem Frauenkopf ausgestattet, zu groß, um zu dem Körper zu passen, doch ansonsten normal. Und damit hatte sein Schöpfer sich den schlimmsten Spaß erlaubt, er hatte ihm die Züge von Prinzessin Anita verliehen! Wilde Strähnen schienen in alle Richtungen zu flattern und rahmten das Gesicht in einer Wolke roten Haares ein. Und der Ausdruck des Gesichts war der einer billigen Hure, lüstern und lasterhaft, während das Ungeheuer geil die Lippen leckte und Arutha mit rollenden Augen anblickte. Die blutroten Lippen öffneten sich zu einem breiten Grinsen, das statt menschlicher Eckzähne lange Fänge offenbarte.
    Ein solcher Ekel stieg in Arutha hoch, daß er jeden klaren Gedanken verdrängte und nur den einen Wunsch hatte, dieses abscheuliche Ungeheuer zu töten. »Nein!« schrie er und griff nach seinem Degen.
    Sofort stürzte Gardan sich auf ihn, warf ihn zu Boden und setzte seine ganze Kraft ein, ihn festzuhalten. »Gerade das ist es, was sie wollen!« schrie er.
    Nun kam auch Martin Gardan zu Hilfe. Gemeinsam zerrten sie den Fürsten von der Tür weg. Das Ungeheuer blickte durch die Tür und spreizte abwesend die Krallen. Schmollend wie ein kleines Mädchen schaute es Arutha an, dann streckte es die Zunge heraus und rollte sie auffordernd. Schließlich richtete es sich mit schallendem Gelächter zu seiner vollen Größe auf, brüllte zu den Sternen empor und streckte die Arme über den Kopf. Mit nur einem Schritt hatte es fast die Tür erreicht, wo der Fürst wartete. Doch plötzlich schwankte es, schrie gellend vor Schmerzen und drehte sich um.
    Arutha und seine Begleiter sahen einen blauweißen Blitz zu Bruder Micahs Hand zurückkehren. Er hatte zugeschlagen, als das Ungeheuer abgelenkt war. Erneut schmetterte er seinen Hammer. Er traf den gewaltigen schwabbeligen Bauch. Wieder stieß das Ungeheuer einen Schmerzens- und Wutschrei aus, als dampfendes, schwarzes Blut zu Boden zu rinnen begann.
    »So etwas!« erklang eine Stimme erstaunt hinter Arutha.
    Laurie sah, daß Bruder Anthony von den Gewölben heraufgekommen war und nun interessiert die Kreatur betrachtete.
    »Was ist das für ein Ungeheuer?« fragte Laurie ihn.
    Offenbar ohne jegliche andere Gefühlsregung als Neugier antwortete der Archivar: »Ich glaube, es ist ein durch Zauber entstandenes Geschöpf oder künstlich hergestellt aus allem möglichen und dann mit Magie belebt. Wir haben Dutzende verschiedener Werke, die beschreiben, wie es bewerkstelligt wird.
    Allerdings könnte es auch eine natürliche Monstrosität sein, aber das erscheint mir denn doch zu

Weitere Kostenlose Bücher