Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon

Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon

Titel: Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
Vom Netzwerk:
den Sitz ihres Bewußtseins zu erreichen. Wie für die Lösung jedes anderen Problems brauchte er auch hier einen Bezugsrahmen, und den konnte ihm nur das Mädchen selbst liefern. Pug konnte lediglich auf das reagieren, was ihm ihr wahnsinniger Verstand vorspiegelte.
    Abrupt tauchte er in eine Dunkelheit, und eine Stille, nur mit der des Todes vergleichbar, umgab ihn. Schließlich drang ein seltsames Geräusch an sein Ohr. Einen Moment später folgte ein zweites, aus einer anderen Richtung. Dann bewegte sich die Luft. Immer häufiger spürte er jetzt in der Dunkelheit Luftbewegungen und hörte seltsame Geräusche. Zum Schluß war die Schwärze von an- und abschwellendem Lärm und stinkenden Gerüchen erfüllt. Ein seltsamer Wind blies ihm ins Gesicht, ungewöhnliche, leichte Gegenstände berührten ihn und waren wieder verschwunden, ehe er noch danach greifen konnte. Er machte Licht und fand sich in einer großen Höhle wieder, die jener, in der Tomas und er gerade wirklich standen, sehr ähnelte. Nichts rührte sich. Er rief in die Illusion der Höhle hinein. Keine Antwort.
    Das Bild erzitterte und verwandelte sich, und er stand auf einem wunderschönen Rasen, der von zierlichen Bäumen umsäumt war - viel zu vollkommen, um wirklich zu sein. Die Bäume bildeten zwei Linien, die wie eine Allee zu einem prächtigen Palast führten, der aus weißem Marmor gebaut und mit Gold und Türkisen, Bernstein und Jade, Opalen und Chalzedon verziert war. Dieser Ort war atemberaubend schön, und Pug blieb in stiller Verzückung stehen. Der Anblick rief das Gefühl wach, dieser Ort sei der vollkommenste im ganzen Universum, ein Heiligtum, in das keine Ärgernisse eindrangen und wo man in ungestörter Zufriedenheit das Ende der Unendlichkeit abwarten konnte.
    Wieder verwandelte sich das Bild, und er stand mitten in einem Saal des Palastes. Vom Marmorboden bis hin zu den Ebenholzsäulen war es der verschwenderischste Reichtum, den er je gesehen hatte. Dieser Anblick übertraf sogar den Palast des Kriegsherrn in Kentosani. Die Decke bestand aus geschliffenem Quarz, welcher das Sonnenlicht rötlich glühend zurückwarf, und die Wände waren mit schweren Teppichen verhängt, in die Gold- und Silberfaden eingewoben waren. Alle Türen waren aus Ebenholz und mit Verzierungen aus Elfenbein und Beschlägen aus Edelsteinen geschmückt, und wohin Pug auch blickte, überall entdeckte er Gold. Im Zentrum dieses Prunks erleuchtete ein weißer Lichtkreis ein Podest, auf dem zwei Gestalten standen: eine Frau und ein Mädchen.
    Er schritt auf sie zu. Plötzlich wuchsen vor ihm aus dem Marmor Krieger wie Pflanzen aus der Erde, jeder eine mächtige Kreatur von schrecklichem Aussehen. Einer erinnerte an einen zum Menschen gewordenen Keiler, ein anderer an eine riesige Heuschrecke. Ein dritter trug den Kopf eines Löwen auf dem Körper eines Mannes. Ein vierter hatte ein Gesicht wie ein Elefant. Jeder von ihnen trug Waffen und Rüstung aus edlen Metallen, mit Juwelen geschmückt, und jeder brüllte furchteinflößend. Pug blieb still stehen.
    Die Krieger griffen ihn an, doch Pug bewegte sich nicht. Die alptraumhaften Kreaturen schlugen auf ihn ein, doch ihre Waffen fuhren durch Pug hindurch, und die Krieger lösten sich in Luft auf. Als sie verschwunden waren, schritt Pug auf das Podest zu, auf dem die beiden Gestalten standen.
    Das Podest begann sich zu bewegen, als hätte es kleine Räder oder Beine, und es wurde zunehmend schneller. Pug ging darauf zu, willens, es einzuholen. Die Umgebung flog verwischt an ihm vorbei; die Illusion des Palastes mußte Meilen groß sein. Pug wußte, er hätte das Podest mit den beiden Gestalten zum Stillstand bringen können, doch damit tat er dem Mädchen vielleicht etwas zuleide. Jeder offensichtliche Akt der Gewalt konnte dauerhaften Schaden anrichten, selbst wenn er den beiden Flüchtenden nur befahl, anzuhalten.
    Das Podest bewegte sich auf einem schwankenden, wankenden Kurs durch die Zimmer, und Pug mußte sich immer wieder ducken, um Gegenständen auszuweichen, die ihm in den Weg wirbelten. Er hätte diese Gegenstände auch zerstören können, doch der Effekt wäre genauso gefährlich gewesen, als hätte er die beiden auf dem Podium zum Halten gezwungen. Nein, dachte er, wenn man in die Realität eines anderen eindringt, muß man sich auch an deren Regeln halten.
    Dann kam das Podest zum Stehen, und Pug holte die beiden ein. Die Frau stand still da und betrachtete den Magier eingehend, während das Mädchen zu

Weitere Kostenlose Bücher