Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon

Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon

Titel: Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
Vom Netzwerk:
Getrappel von Pferdehufen hallte durch den Wald, und der gar hielt die Schnauze in die Luft und schnüffelte. Aus seiner Kehle löste sich ein fragendes Grunzen, als er sich auf die Hintertatzen stellte. Dann brüllte er wütend; er hatte Pferde und Menschen gewittert. »Verdammt«, sagte Martin. Er stand da und hielt den Bogen bereit. Zwar hatte er auf einen besseren Schuß gehofft, doch das Tier konnte sich jeden Moment umdrehen und fliehen.
    Der Pfeil schnellte über die Lichtung und traf den Bären in die Schulter. Das war kein Schuß, der sofort tötete. Das Tier tapste nach dem Schaft, sein Knurren wurde zu einem blubbernden Stöhnen. Martin umrundete den Teich und zog sein Jagdmesser. Seine drei Gefährten waren ein Stück hinter ihm. Garret, der jetzt Jagdmeister von Crydee war, schickte seinen Pfeil, während Martin auf den Bären zurannte. Er traf das Tier in die Brust, wieder eine schwere, doch keinesfalls tödliche Wunde. Martin sprang den Bären an, der immer noch mit den Tatzen nach den Pfeilschäften langte, die aus seinem dichten Pelz ragten. Das lange Jagdmesser des Herzogs von Crydee traf das verwirrte Tier in die Kehle. Der Bär starb, noch während er zusammenbrach.
    Baru und Charles liefen herbei; sie hielten die Bögen noch immer schußbereit. Charles - ein kleiner Kerl mit O-Beinen - trug dieselbe grüne Lederkleidung wie Garret: die Uniform der Förster in Martins Diensten. Baru - ein großer und muskulöser Mann - trug um die Schulter einen grün-schwarzen Tartan, der seine Hadati-Herkunft aus dem Clan der Eisenbergs bezeugte, dazu eine Lederhose und Hirschlederstiefel. Martin kniete sich neben das Tier. Er machte sich mit dem Messer an der Schulter des Bären zu schaffen und drehte den Kopf zur Seite, als ihm der süße Geruch der Verwesung aus der schwärenden Wunde entgegenschlug. Er richtete sich wieder auf und hielt eine blutige, eiterbedeckte Pfeilspitze hoch. Angewidert sagte er zu Garret: »Als ich noch Jagdmeister in den Diensten meines Vaters war, habe ich in schlechten Jahren oft ein wenig Wilderei zugelassen. Wenn Ihr jedoch den Mann findet, der diesen Bären angeschossen hat, dann will ich ihn am Galgen sehen. Und falls er irgend etwas von Wert besitzt, gebt Ihr es der Witwe des Bauern. Der Wilderer hat den Bauern auf dem Gewissen, als hätte er ihn mit dem Pfeil getroffen, und nicht den Bären.«
    Garret sah sich die Pfeilspitze genau an. »Diese Pfeilspitze ist selbstgemacht. Seht Euch nur diesen seltsamem Grat an, der hier über die Pfeilspitze läuft, Hoheit. Der Mann, der die gegossen hat, feilt die Spitzen nicht. Er ist bei der Herstellung von Pfeilen schlampig wie auf der Jagd. Sollten wir irgendwo einen Köcher mit solchen Pfeilen finden, haben wir unseren Mann. Ich werde den Fährtenlesern Bescheid geben.« Dann meinte der Jagdmeister mit dem langen Gesicht mißbilligend: »Wenn Eure Hoheit den Bären erreicht hätte, bevor ich ihn getroffen habe, hätte der Wilderer vielleicht einen zweiten Toten auf dem Gewissen gehabt.«
    Martin lächelte. »Ich habe nicht daran gezweifelt, daß Ihr Euer Ziel treffen würdet, Garret. Ihr seid der einzige Mann, den ich kenne, der besser schießt als ich. Das ist einer der Gründe, warum Ihr mein Jagdmeister seid.«
    Charles sagte: »Und weil er der einzige Fährtenleser ist, der mit Euch Schritt halten kann, wenn Ihr auf der Jagd seid.«
    »Ihr könnt wirklich einen ganz schönen Schritt vorlegen«, stimmte Baru zu. »Nun«, meinte Garret, den Martins Antwort noch nicht völlig beschwichtigt hatte, »wir hätten vielleicht besser getroffen, wenn der Bär nicht geflohen wäre.«
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Ich wollte ihn lieber hier auf der Lichtung stellen, wo Ihr drei dicht hinter mir wart, als ihn selbst mit drei Pfeilen im Pelz - durch das Unterholz zu verfolgen.« Er zeigte auf das Dickicht vor ihnen. »Hätte ein wenig eng werden können da drin.«
    Garret blickte zu Charles und Baru. »Darüber will ich nicht streiten, Euer Hoheit.« Und dann fügte er hinzu: »Obwohl es wirklich ein bißchen eng hätte werden können.«
    Aus der Nähe hörten sie jemanden rufen. Martin stand auf. »Seht doch mal nach, wer da diesen Lärm macht. Der hätte uns beinahe unsere Beute gekostet.« Charles eilte davon.
    Baru betrachtete den toten Bär und schüttelte den Kopf. »Der Mann, der dieses Tier verwundet hat, ist kein Jäger.«
    Martin ließ den Blick über den Wald schweifen. »Ich vermisse das alles hier, Baru. Ich könnte dem

Weitere Kostenlose Bücher