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Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon

Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon

Titel: Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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ihren Füßen saß. Im Gegensatz zu seinem wirklichen Aussehen war das Mädchen nun wunderschön, war in weiche, durchscheinende Seide gekleidet, und sein Haar war mit Nadeln aus Gold und Silber hochgesteckt, von denen jede ein Juwel trug. War es bei dem vor Dreck starrenden Mädchen in der Höhle kaum abzuschätzen gewesen, wie es unter dem Schmutz aussah, hatte er jetzt eine erstaunlich schöne junge Frau vor sich.
    Dann stand das Mädchen auf und wuchs vor seinen Augen zu gigantischen Ausmaßen heran. Riesige behaarte Arme sprossen aus den weichen Schultern, der Kopf wurde zu dem eines wütenden Adlers. Blitze schossen aus den rubinroten Augen, und mächtige Krallen schlugen auf Pug nieder.
    Er rührte sich nicht. Die Krallen fuhren wirkungslos durch ihn hindurch, weil er sich dieser Realität verweigerte. Plötzlich verschwand das Ungeheuer, und vor ihm lag das Mädchen, so wie er es in der Höhle kennengelernt hatte: nackt, verfilzt, wahnsinnig.
    Pug sah die Frau an und sagte: »Ihr seid das Orakel.«
    »Das bin ich.« Sie wirkte fürstlich, stolz und fremdartig. Doch sie sah aus wie ein Mensch. Pug hielt sie für einen Teil der Illusion. In Wirklichkeit würde sie etwas anderes sein ... oder gewesen sein, als sie noch lebte. Langsam begriff Pug.
    »Wenn ich sie befreie, was ist dann mit Euch?«
    »Ich muß eine andere finden, und zwar schnell, oder ich werde aufhören zu existieren. So ist es immer gewesen, und so soll es immer sein.«
    »So wird eine andere dieser Krankheit erliegen.«
    »So ist es immer gewesen.«
    »Und wenn ich sie befreie, was wird dann aus ihr?«
    »Sie wird die sein, als die sie hierhergebracht wurde. Sie ist noch jung und wird wieder genesen.«
    »Werdet Ihr mir Widerstand leisten?«
    »Ihr wißt, das kann ich nicht. Ihr seht nur Illusionen. Ihr wißt, die Ungeheuer und die Schätze sind nur Wesen der Vorstellung. Doch ehe Ihr sie von mir befreit, müßt Ihr mir zuhören, Magier.
    Im Ursprung der Zeit, als das Universum seine Vielfältigkeit ausbildete, wurden wir geboren, wir, die von Aal. Als dein Gefährte, der Valheru, und sein Geschlecht die Himmel regierten, waren wir schon so alt und weise, wie es sich die Drachenlords kaum vorstellen konnten. Ich bin die letzte weibliche Angehörige meiner Art, obwohl das eher eine Umschreibung ist. Die in der Höhle sind gewissermaßen die Männer. Wir kämpfen darum, unser großes Erbe zu bewahren, die Kraft des Orakels, weil wir die Diener der Wahrheit und die Mägde des Wissens sind. Dieses Erbe wurde vor vielen Zeitaltern begründet, und ich konnte meine Existenz nur im Geist von anderen fortsetzen, doch diese müssen dafür den hohen Preis des Wahnsinns bezahlen. So ist es ein notwendiges Übel, daß Mitglieder niedrigerer Lebensformen dazu überredet werden, der Kraft von Aal den Fortbestand zu sichern. Wir wünschten, es gäbe einen anderen Weg, doch dem ist nicht so, denn ich kann einzig in einem lebenden Verstand existieren. Ihr mögt das Mädchen nehmen, doch wißt, schon bald werde ich den nächsten Geist brauchen, um darin zu wohnen. Sie ist ein Nichts, einfach ein Kind unbekannter Herkunft. In ihrer Welt hätte sie sich bestenfalls als Bäuerin schinden dürfen, schlimmstenfalls als Hure den Männern zu deren Vergnügen dienstbar sein müssen. In ihrer Vorstellung habe ich für sie Reiche geschaffen, von denen selbst die mächtigsten Könige nicht zu träumen wagen. Was könnt ihr dem Mädchen statt dessen bieten?«
    »Sein eigenes Schicksal. Doch ich glaube, es war von einer anderen Rettung die Rede: einer für euch beide.«
    »Ihr seid sehr aufmerksam, Magier. Der Stern, um den diese Welt kreist, steht kurz vor seinem Untergang. Das ist auch der Grund für die Verwüstung dieses Planeten. So erleben wir in diesem Zeitalter wieder Ausbrüche von Vulkanen. So etwas hat es hier seit Äonen nicht mehr gegeben. Innerhalb einer kurzen Spanne von Jahren wird diese Welt ihr infernalisches Ende finden. Dies ist bereits die dritte Welt, die den Aal als Heim gedient hat. Nun jedoch ist unser Volk in den Zeiten dahingegangen, und wir haben nicht die Mittel, mit denen wir eine vierte Welt finden könnten. Wenn wir Eure Fragen beantworten sollen, müßt Ihr uns zuerst mit Rat und Tat zur Seite stehen.«
    »Es bereitet mir keine Schwierigkeiten, Euch zu einer anderen Welt zu bringen. Es gibt kaum mehr ein Dutzend von Euch. Ich bin einverstanden. Vielleicht entdecken wir sogar - einen Weg, der es nicht mehr notwendig macht, den Verstand eines

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