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Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon

Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon

Titel: Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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die Erlaubnis des Fährmanns übersetzen wollten. Sie sind für alle Zeit gefangen.«
    Pug sagte leise: »In welche Richtung wollten sie übersetzen?« Tomas antwortete: »Das wissen nur sie selbst.« Das Boot erreichte das andere Ufer, und der Fährmann deutete schweigend zum Land. Sie gingen von Bord, und als sich Pug noch einmal umsah, war das Fährboot verschwunden. Tomas sagte: »Das ist eine Reise, die vielleicht nur in eine Richtung unternommen werden kann. Komm.«
    Pug zögerte. Sie hatten gerade eine Grenze überschritten, die jede Rückkehr unmöglich machte. Doch jedes Sträuben war umsonst. Er warf einen letzten Blick auf den Fluß und folgte Tomas.
     
    Sie machten eine Pause.
    Pug und Tomas waren durch eine leere Ebene aus Grau und Schwarz gegangen, dann hatte sich plötzlich ein riesiges Bauwerk vor ihnen erhoben - falls es wirklich ein Bauwerk war. Es erstreckte sich in beide Richtungen nach rechts und links und verschwand irgendwo am Horizont wie eine Mauer von immenser Ausdehnung. Das Bauwerk erhob sich bis weit in das seltsame Grau hinauf, das an diesem verlorenen Ort den Himmel darstellte, so weit, daß das Auge seine Oberkante nicht erkennen konnte. Es war wie eine Mauer in dieser Realität, allerdings mit einer Tür.
    Pug sah über seine Schulter und nahm nichts außer der leeren Ebene wahr. Er und Tomas hatten nur wenige Worte gewechselt, seit sie, wann auch immer, vom Fluß aufgebrochen waren. Es hatte nichts gegeben, über das man hätte reden können, und irgendwie schien es nicht angebracht, die Stille zu stören. Pug sah wieder nach vorn und bemerkte, daß Tomas' Blick auf ihm lag.
    Tomas zeigte nach vorn, und Pug nickte; dann stiegen sie die einfachen Steinstufen zu dem riesigen offenen Portal vor ihnen hinauf. Als sie auf der Schwelle waren, blieben sie stehen, weil sie von einem Anblick empfangen wurden, der ihre Sinne verwirrte. In allen Richtungen, auch hinter ihnen, dehnte sich ein marmorner Fußboden aus, auf dem Reihen von Katafalken aufgestellt waren. Auf jedem ruhte ein Leichnam. Pug ging zum nächstgelegenen und betrachtete die Gesichtszüge des Leichnams. Die Gestalt schien zu schlafen, doch die Brust bewegte sich nicht. Es war ein Mädchen, das nicht älter als sieben Jahre alt sein konnte.
    Überall lagen Männer und Frauen jeder Art, vom Bettler in Lumpen bis hin zu Leuten, die königliche Gewänder trugen. Manche Gesichter waren alt und zerfurcht, andere zerschmettert oder bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Säuglinge, die bei der Geburt gestorben waren, lagen neben verhutzelten Weibern. Ja, sie hatten die Hallen der Toten erreicht.
    Tomas sagte leise: »Es scheint egal zu sein, in welche Richtung wir gehen.«
    Pug schüttelte den Kopf. »Wir sind jetzt innerhalb der Grenzen der Ewigkeit. Ich glaube, wir müssen einen Weg finden, oder wir werden für lange Zeit im Kreis wandern. Ich weiß nicht, ob die Zeit hier irgendeine Bedeutung hat, doch falls es so ist, können wir es uns nicht erlauben, sie ungenutzt verstreichen zu lassen.« Pug schloß die Augen und konzentrierte sich. Über seinem Kopf sammelte sich leuchtender Nebel, der sich zu einer pulsierenden Kugel formte und sich dann schnell zu drehen begann. Darin konnte man ein schwaches weißes Licht sehen, dann verschwand der Zauber in eine Richtung. Tomas sah schweigend zu.
    Er wußte, Pug setzte eine magische Sehfähigkeit ein, mit der er in wenigen Augenblicken auskundschaften konnte, was zu Fuß Jahre gedauert hätte. Endlich schlug Pug die Augen wieder auf und zeigte in eine Richtung. »Da entlang.«
     
    Vor dem Portal zur nächsten Halle warteten stille Gestalten. Dieser Ort hatte etwas Wunderliches; aus einem Blickwinkel sah es so aus, als wären in allen Richtungen weitere Leichname aufgebahrt, die ein regelrechtes Schachbrettmuster formten, aus einem anderen war plötzlich eine neue Mauer sichtbar, die ebenfalls ein riesiges Portal hatte. Davor standen schweigend mehr als tausend Männer und Frauen, Jungen und Mädchen. Während Pug und Tomas näher kamen, richtete sich eine der ruhenden Gestalten auf und stieg von ihrem Katafalk herunter, um an ihnen vorbei zu den Wartenden an der Tür zu gehen. Pug sah zurück und entdeckte eine weitere Gestalt, die sich aus einer anderen Richtung näherte. Er warf einen Blick auf den nun leeren Katafalk und bemerkte, wie darauf anstelle des vorherigen ein anderer Leichnam erschien. Pug und Tomas gingen an denen vorbei, die sich vor der Tür aufhielten. Niemand nahm von den

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