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Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon

Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon

Titel: Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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geweiht sind, hat er sich bislang am gerissensten erwiesen, wenn es darum ging, meine Gastfreundschaft abzulehnen. Nein, um Macros den Schwarzen zu finden, müßt Ihr an anderer Stelle suchen.«
    Tomas dachte nach. »Und dürfen wir erfahren, wo?«
    Die Dame auf dem Thron beugte sich zu ihnen vor. »Es gibt selbst für mich Grenzen, Valheru. Richtet den Verstand auf Eure Aufgabe, und Ihr werdet wissen, wo sich der schwarze Zauberer aufhält. Es gibt nur eine einzige Antwort auf diese Frage.« Sie wandte ihren Blick wieder Pug zu. »So schweigsam, Magier? Ihr habt noch gar nichts gesagt.«
    Leise sagte Pug: »Ich bin voller Verwunderung. Dennoch, wenn ich mir erlauben darf«, er deutete mit der Hand auf die Umstehenden, »gibt es in diesem Reich auch irgendwelche Freuden?«
    Einen Moment lang betrachtete die Dame auf dem Thron die schweigenden Reihen der Leute, die sich vor ihr aufgestellt hatten. Es war, als wäre ihr diese Frage neu. Dann sagte sie: »Nein, hier im Reich der Toten gibt es keine Freuden.« Wieder sah sie den Magier an. »Aber bedenkt, es gibt auch keinen Kummer. Und nun müßt Ihr gehen, weil sich die Lebenden hier nur eine kurze Weile aufhalten dürfen. Und außerdem gibt es auch Wesen in meinem Reich, die Euch großen Schmerz bereiten könnten. Also geht.«
    Tomas nickte, verbeugte sich steif und führte Pug fort. Sie eilten an den langen Reihen vorbei, und der Glanz der Göttin verblaßte langsam hinter ihnen. Stundenlang schienen sie zu gehen. Plötzlich blieb Pug wie gelähmt stehen. Ein junger Mann mit welligem braunem Haar stand schweigend in der Reihe und hatte die Augen starr nach vorn gerichtet. Flüsternd sagte Pug: »Roland.«
    Tomas blieb stehen und betrachtete das Gesicht seines Gefährten aus Crydee, der schon fast seit drei Jahren tot war. Der Junker nahm von seinen beiden früheren Freunden keine Notiz. Pug sagte: »Roland, ich bin es, Pug.« Wieder kam keine Antwort. Pug schrie den Junker aus der Familie des Tulans an, und in dessen Augen flackerte es kaum wahrnehmbar, als hätte er aus der Ferne eine Stimme rufen hören. Pug stand der Schmerz ins Gesicht geschrieben, als sein Jugendfreund und Rivale um die Gunst von Carline in der langen Reihe derer, die auf das Urteil der Göttin warteten, einen Schritt vorwärts machte. Pug überlegte hastig, was er ihm sagen könnte. Dann schließlich schrie er Roland laut zu: »Carline geht es gut, Roland. Sie ist glücklich.«
    Einen Moment lang geschah nichts, dann zuckten Rolands Mundwinkel leicht. Doch Pug meinte erkennen zu können, wie sein Blick jetzt friedlicher nach vorn starrte. Mit einem Mal wurde Pug sich bewußt, daß Tomas' Hand auf seinem Arm lag, und der kräftige Krieger zog seinen Freund von Roland fort. Pug rang einen Moment lang mit sich, doch was nutzte das? Endlich folgte er Tomas. Einen Augenblick später ließ Tomas seinen Arm los. Leise sagte er: »Sie sind alle hier, Pug. Roland, Lord Borric und Lady Catherine. Die Männer, die im Grünen Herz gestorben sind, und jene, die der Geist in Mac Mordain Cadal erwischt hat. König Rodric. Und alle, die im Spaltkrieg gefallen sind. Sie sind alle hier. Das sind jene, von denen Lims-Kragma sagte, daß sie uns Schmerzen bereiten würden, wenn wir sie treffen.«
    Pug nickte nur. Wieder einmal spürte er ein tiefes Gefühl des Verlustes für diejenigen, die ihm das Schicksal genommen hatte. Er lenkte seine Gedanken wieder auf den eigentlichen Grund ihrer befremdlichen Reise und sagte: »Und wohin wenden wir uns jetzt?«
    »Indem sie uns nicht geantwortet hat, hat uns die Göttin des Todes doch die Antwort gegeben. Es gibt nur einen einzigen Ort außerhalb ihrer Macht, ein Ort, der nicht in unserem Universum liegt. Wir müssen die Ewige Stadt finden, jenen Ort, der jenseits aller Zeit existiert.«
    Pug blieb stehen. Er sah sich um und stellte fest, daß sie sich wieder auf der unendlichen Ebene der Katafalke befanden, die alle in ordentlichen Reihen angeordnet waren. »Dann stellt sich nur noch die Frage, wie wir diesen Ort finden.«
    Tomas streckte den Arm aus und legte Pug die Hand vor die Augen. Eine schreckliche Kälte durchfuhr den Magier, und seine Lunge wollte explodieren, als er tief Luft holte. Seine Zähne klapperten, er zitterte, sein Körper wand sich schlotternd vor Schmerzen. Er bewegte sich und merkte, daß er auf kaltem Marmor lag. Tomas hatte seine Hand zurückgezogen, und Pug schlug die Augen auf. Er lag auf dem Boden des Tempels der vier verlorenen Götter, kurz

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