Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon
öffnete sich die Tür abermals. Wer auch immer davor stand, blieb draußen, und nur seine Silhouette war sichtbar. Doch dann ließ sich plötzlich schallendes Gelächter vernehmen, und der Mann trat vor. »Ich will der Sohn eines Heiligen sein! Es ist tatsächlich wahr«, sagte er, und auf seinem Gesicht mit dem graumelierten Bart breitete sich ein feistes Grinsen aus.
Arutha, Martin und Jimmy saßen da und starrten den Mann ungläubig an. Arutha erhob sich langsam und konnte seinen Augen nicht trauen. Vor ihm stand derjenige, von dem er am wenigsten erwartet hätte, ihn hier zu finden. Jimmy sprang auf und rief: »Amos!«
Amos Trask, ehemals Pirat und Kämpfer an Aruthas und Martins Seite im Spaltkrieg, betrat die Zelle. Der stämmige Kapitän umarmte Arutha wie ein Bär, dann wiederholte er das gleiche bei Martin und Jimmy Rasch wurde er den anderen vorgestellt. Arutha fragte: »Wie seid Ihr hierhergekommen?«
»Das ist eine lange Geschichte, mein Sohn, doch jetzt ist nicht der rechte Moment dafür. Der Protektor erwartet das Vergnügen Eurer Gesellschaft, und er hat nicht die Gabe, gnädig zu warten. Wir können die Geschichten hinterher austauschen. Erst einmal müßt Ihr und Martin mit mir kommen. Die anderen werden hier warten.«
Martin und Arutha folgten Amos durch den Gang und die Treppen hinauf zum Hof. Er überquerte ihn rasch auf das Hauptgebäude der Zitadelle zu und begann, noch schneller zu gehen. »Ich kann Euch nicht viel mehr sagen, außer daß wir uns beeilen müssen«, sagte er, als sie eine eigentümliche Plattform in einer Art Turm erreicht hatten. Er bedeutete den anderen, sich neben ihn zu stellen. Daraufhin zog er an einem Seil, und plötzlich hob sich die Plattform.
»Was ist das?« erkundigte sich Martin.
»Eine Plattform zum Heben, ein Aufzug. Damit bringen wir schwere Geschosse zu den Katapulten auf dem Dach. Die Anlage wird von einigen Pferden betrieben, die unten an eine Winde geschirrt sind. Dieses Wunderding bewahrt einen alten Kapitän davor, daß er siebenundzwanzig Stockwerke Treppen steigen muß. Meine Lunge ist auch nicht mehr das, was sie einmal war, Leute.« Seine Stimme wurde ernst. »Nun, hört zu. Ich weiß, Ihr habt hundert Fragen, doch die will im Moment niemand hören. Ich werde Euch alles erklären, nachdem Ihr mit Einauge gesprochen habt.«
»Ist das der Protektor?« fragte Arutha.
»Das ist er. Nun, ich weiß nicht, wie ich es Euch sagen soll, aber es wird eine böse Überraschung für Euch werden. Reißt Euch zusammen, bis Ihr und ich uns setzen und reden können. Martin, werft auch Ihr ein Auge auf diesen Kerl.« Er legte Arutha die Hand auf die Schulter und lehnte sich an ihn. »Schiffskamerad, denkt daran, hier seid Ihr kein Prinz. Ihr seid ein Fremder, und für diese Leute hier heißt das nichts Gutes. Fremde werden in Armengar selten willkommen geheißen.«
Der Aufzug hielt, und sie stiegen aus. Amos eilte einen langen Gang hinunter. Auf der linken Seite erlaubte eine Reihe gewölbter Fenster eine ungehinderte Aussicht über die Stadt und die Ebene dahinter. Martin und Arutha konnten nur einen kurzen Blick erhaschen, doch der war ausgesprochen beeindruckend. Sie beeilten sich, als Amos sich zu ihnen umdrehte und ihnen mit einer Geste zu verstehen gab, daß sie dicht bei ihm bleiben sollten. Der blonde Mann wartete vor einer Tür auf sie. »Warum habt Ihr nichts gesagt?« zischte er Amos an.
Amos deutete mit dem Daumen auf die Tür und meinte: »Er wollte einen vollständigen Bericht von Euch. Ihr wißt, wie er manchmal ist. Keine persönlichen Sachen, solange die Geschäfte nicht abgeschlossen sind. Er zeigt es zwar nicht, aber er nimmt es sehr ernst.«
Der blonde Mann nickte mit grimmigem Gesicht. »Ich kann es kaum glauben. Gwynnath tot. Das ist ein harter Schlag für uns alle.« Er hatte das Kettenhemd abgelegt. Auf seinem Wams blinkte über dem Herzen ein kleines Zeichen in Rot und Gold, doch er war schon durch die Tür verschwunden, bevor Arutha die Einzelheiten des Wappens hatte erkennen können. Amos sagte: »Die Patrouille des Protektors wurde überfallen, und einige seiner Leute sind gefallen. Er ist in selten schlechter Laune, weil er sich selbst die Schuld daran gibt, also seid vorsichtig. Kommt, er schneidet mir die Ohren ab, wenn wir noch länger verweilen.«
Amos drückte die Tür auf und bedeutete den anderen, ihm zu folgen. Sie betraten eine Art Versammlungsraum, der von einem großen runden Tisch in der Mitte beherrscht wurde. An der
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