Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter
erinnerte, fügte er hinzu: »Mein Großvater baute dann die beiden Gebäude an, und damit war nur noch wenig Platz. Vater hat immer geplant, irgendwann die Mauer einzureißen … aber er ist nie dazu gekommen.« Er legte Nicholas die Hand auf die Schulter. »Ich finde auch nie Zeit dafür.«
Ein großer schwarzhäutiger Mann ging mit dem kleinen grauhaarigen zwischen den beiden Reihen von Soldaten hindurch und kam zu Nicholas. Beide Männer verbeugten sich vor dem Prinzen.
Amos grinste den kleinen Mann an. »Schwertmeister Charles.«
Martin sagte: »Hoheit, mein Schwertmeister Charles und mein Pferdemeister Faxon.«
Nicholas erwiderte ihren Gruß mit einer leichten Neigung des Kopfes und sagte zu Charles ein paar Sätze in einer fremden Sprache. Der Schwertmeister verbeugte sich und antwortete in derselben Sprache. Dann meinte er in der Sprache des Königreichs:
»Ihr sprecht ein außerordentlich gutes Tsurani, Hoheit.«
Nicholas errötete. »Nur einige wenige Worte. Doch alle am Hof haben von Onkel Martins Schwertmeister von Kelewan gehört.« An den dunkelhäutigen Mann gewandt sagte er: »Pferdemeister Faxon.«
Faxon erwiderte: »Euer Hoheit.«
Daraufhin stellte Martin die weiteren Mitglieder seines Hofes vor, und nachdem die förmliche Begrüßung erledigt war, nahm er Nicholas am Arm. »Wenn Euer Hoheit mit mir kommen würde.«
Martin und Nicholas stiegen die Stufen zum Eingang hoch, und Marcus, Margaret und Abigail folgten ihnen, da sie sich auf ihre Zimmer begeben wollten.
Briana wandte sich an Amos. »Wir geben heute abend einen Empfang, doch in der Zwischenzeit kann ich dir dein Zimmer zeigen.«
»Sag mir nur, welches Zimmer. Ich habe hier schon sehr viel Zeit verbracht und werde mich kaum verirren.«
Briana lächelte. »Du bekommst natürlich wieder dein altes Zimmer.«
Amos sah zum Burgtor und bemerkte zwei Wachen. »Vielleicht solltest du den beiden Kerlen dort drüben erklären, daß hier gleich ein paar unmögliche Burschen auftauchen. Der eine ist ein kleiner Verrückter aus Shing Lai und heißt Nakor, der andere ist ein großer Söldner aus Kesh und heißt Ghuda Bulé. Laß sie herein, denn sie sind Begleiter von Nicky«
Briana zog als Antwort eine Augenbraue hoch. Zu Schwertmeister Charles meinte sie: »Kümmert Euch bitte darum.«
Er salutierte und eilte zum Tor.
Briana fragte: »Was sind das für Männer?«
»Solche, wie man sie sonst nirgendwo trifft.«
Briana legte Amos die Hand auf die Schulter. Sie hatten zusammen in Armengar gekämpft, Brianas Heimat, und Amos hatte bei der Verteidigung der Stadt gegen die Armeen der Bruderschaft des Dunklen Pfades sein Leben eingesetzt. »Ich bin mir sicher, da ist noch mehr dran, nicht wahr?«
Amos schüttelte den Kopf. »Nur … Arutha hat mir etwas gesagt, ehe wir in See stachen.« Er sah zum Eingang der Hauptgebäude, den Martin und Nicholas gerade erreicht hatten. »Er sagte, wenn irgend etwas passieren sollte, müßten wir auf Nakor hören.«
Briana schwieg einen Moment lang und dachte nach. »Ohne Zweifel bedeutet dieses ›irgend etwas‹ Schwierigkeiten.«
Amos lachte gezwungen. »Nun, vermutlich hat er damit keine Überraschungsfeier gemeint.«
Briana lächelte. Sie nahm Amos in die Arme, drückte ihn und küßte ihn auf die Wange. »Wir haben dich und deinen Humor vermißt, Amos.«
Amos sah sich um und schien sich an etwas zu erinnern. »Auf diesen Mauern habe ich zu viele Männer sterben sehen, um Crydee wirklich zu vermissen, Briana.« Er küßte sie ebenfalls auf die Wange. »Aber dich und Martin habe ich verdammt vermißt.«
Arm in Arm gingen die große Herzogin und der kräftige Admiral die Treppe zur Burg Crydee hoch.
Martin bot Nicholas einen Platz an und setzte sich selbst an den großen Schreibtisch. Nicholas sah sich um. Im Vergleich zu dem seines Vaters war das Arbeitszimmer des Herzogs klein.
Hinter Martin hing das Banner von Crydee, die Seemöwe, an der Wand. Über dem Kopf des Vogels hatte man ein aufgenähtes Stück Stoff entfernt, doch man konnte noch die blassen Umrisse einer Krone erkennen. Nicholas wußte, in diesem Zimmer hatte einst sein Großvater gearbeitet, und der hatte in der Thronfolge an zweiter Stelle gestanden. Jetzt trug Onkel Lyam die Krone. Doch Martin war wegen seiner illegitimen Geburt aus der königlichen Erbfolge ausgeschlossen, und deshalb hatte man alle Hinweise darauf von den Wappen der Familie entfernt.
Martin sagte, wobei er das förmliche Ihr des Empfangs nun durch das
Weitere Kostenlose Bücher