Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter
Soldaten.
»Dabei hat er die Verteidigungsanlagen ausgekundschaftet.«
Amos sagte: »Das wird ja immer komplizierter. Piraten aus Durbin würden eine solche Kaperfahrt nicht unternehmen. Das ist gleichbedeutend mit einer Kriegserklärung. Ihr Ruf ist nur deshalb einigermaßen gut, weil sie anständig mit ihren Opfern umgehen und alles vermeiden, was einen Rachefeldzug nach sich zieht. Und einen Überfall dieser Größenordnung begeht man nur, wenn man nicht will, daß man verfolgt wird. Und das scheinen sie zu fürchten.«
Martin wirkte verwirrt. »Was meinst du?«
»Eure Leute haben Sklavenhändler aus Durbin gesehen. Was, wenn die gar nicht echt waren? Was, wenn die Piraten nur wollten, wir sollten glauben, sie würden sich nach Durbin aufmachen? Natürlich würdest du dann Reiter über die Berge zu den Freien Städten schicken, und ein schnelles Schiff würde nach Krondor fahren, und dann wäre eine Flotte in Durbin eingetroffen, ehe die Piraten die Küste runtergesegelt und die Straße der Finsternis passiert hätten. Nein, die wollen nicht nach Durbin, und sie wollen nicht, daß wir ihnen folgen.«
Nicholas sagte: »Aber wie sollten wir ihnen folgen? Ich meine, auf dem Wasser gibt es keine Spuren.«
Amos grinste. »Aber ich weiß trotzdem, wohin sie zuerst fahren, Nicky«
Martin richtete sich auf. »Wohin haben sie meine Tochter gebracht, Amos?«
»Nach Frihaven. Render gehört jetzt zu den Inseln des Sonnenuntergangs – zumindest, nach allem, was ich zuletzt von ihm gehört habe –, und mit den Booten, die ihr gesehen habt, können sie auch nicht viel weiter als bis dort segeln.«
»Warum nicht«, meinte Marcus. »Was ist mit den Booten.«
Amos sagte zu Martin: »Weißt du noch, als ich gesagt habe, es würde keinen Sinn ergeben?«
Martin nickte.
Amos fuhr fort: »Ich habe die Boote gemeint. Es waren Barkassen. Kleine, schmale Boote mit einem Mast, den man abbauen kann. Ein größeres Schiff hätte sich Crydee nicht unbemerkt nähern können, um so eine Streitmacht auszusetzen. Das wäre auf jeden Fall von deinen Wachen entdeckt worden, sei es vom Langen Punkt aus oder von Seglers Gram. Nachdem, was du mir erzählt hast, waren es fast tausend Männer, und wir hatten in Barran noch zweihundert weitere auf dem Hals. Der einzige Ort, von dem diese Art Boote kommen kann, ohne daß der Abschaum darauf während der Überfahrt verhungert, sind die Sonnenuntergangsinseln.«
Marcus wandte ein. »Aber die Piraten von den Inseln des Sonnenuntergangs sind seit Jahren ruhig.«
Amos nickte. »Vielleicht hat sie jemand in Bewegung gesetzt.
Aber da ist noch eine andere Sache, die mir Sorgen macht.«
»Und die wäre?« fragte Martin.
»Wenn jede schwarze Seele, die auf den Sonnenuntergangsinseln lebt, seit ich dort zum ersten Mal als Junge angelandet bin, noch ihre Oma und die Katze ihrer Oma mitbrächte, dann hätten sie immer noch keine fünfhundert Leute zusammen. Und wir haben es hier mit mehr als doppelt so vielen zu tun, einschließlich dieser meuchelmordenden Tsurani und einigen, vielleicht wirklich aus Durbin stammenden Sklavenjägern. Und einen Verräter aus Queg.«
Martin nickte. »Also, wo kommen diese ganzen Banditen her, und wer hat sie geschickt?«
»Könnte nicht dieser Render dahinterstecken?« fragte Nicholas.
Amos schüttelte den Kopf. »Nein, außer er hätte sich vollkommen verändert. Nein, diese Kaperfahrt wurde von jemandem ausgeheckt, der größeres im Sinne hat als Render. Und so etwas kostet einen Haufen Geld. Man muß diese Tsuraniassassinen durch den Spalt holen … da wurden Leute bestochen, vermutlich auf beiden Seiten.
Und die Sklavenjäger aus Durbin haben sicherlich Garantien verlangt. Selbst, wenn jedes hübsche Mädchen und jeder hübsche Junge, den sie gefangen haben, mit größtmöglichen Gewinn verkauft wird, haben sie die Kosten für dieses Unternehmen noch nicht heraus.«
Martin sagte. »Wir müssen aufbrechen.«
Amos nickte. »Wir brauchen einige Tage, um das Schiff klar zu machen.«
»Und wohin geht die Reise?« fragte Nicholas.
Amos sagte. »Zu den Sonnenuntergangsinseln. Dort werden wir ihre Spur aufnehmen, Nicholas.«
Später in dieser Nacht bat Martin Harry und Nicholas mit sich, Marcus und Amos nach draußen. Als niemand außer ihnen mehr in Hörweite war, sagte Martin. »Nicholas, ich habe entschieden, daß Ihr und Harry hier in Crydee bleibt. Leutnant Edwin wird Hilfe brauchen, und wenn ein Schiff von Tulan oder Krondor hierherkommt, dann könnt
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