Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11
sie wieder in
Ordnung kommt, und wenn dieser Krieger sich etwas in den Kopf gesetzt hat,
bringt ihn nichts davon ab.“
„Wohl wahr“, lachte Gideon
leise. Er hatte einen kleinen Digitalrekorder in der Hand, den er jetzt
einschaltete. „Hör zu, ich habe heute Abend per Satellitenkamera einige
Rogue-Aktivitäten aufgezeichnet. Mehr als eine dieser Personen scheinen
Zivilisten aus dem Dunklen Hafen zu sein. Hast du eine Minute Zeit, um einen
Blick darauf zu werfen? Vielleicht kannst du den einen oder anderen für uns
identifizieren.“
„Selbstverständlich.“
Chase schaute auf den kleinen
Bildschirm. Gideon rief das Programm auf und spulte im schnellen Vorlauf zu
einem bestimmten Punkt. Die digitale Nachtsicht-Aufzeichnung zoomte auf ein
altersschwaches Gebäude in einem der Industrie-Slums der Stadt und zeigte vier
Personen, die aus dem Hintereingang kamen. Dem Gang und der Größe nach mutmaßte
Chase, dass es sich um Vampire handelte. Der Mensch, dem sie nachstellten, war
ahnungslos.
Der mitgeschnittene Raubzug
wurde weiter abgespielt, und Chase sah voller Abscheu zu, wie die vier
Jugendlichen aus dem Dunklen Hafen sich an ihr Opfer heranpirschten. Dann
griffen sie an, schnell und wild wie blutrünstige Raubtiere, was sie ja auch
waren. Dass Angriffe auf Menschen in Gruppen begangen wurden, war für
Stammesmitglieder kaum denkbar. Nur Vampire, die zu Rogues geworden waren,
jagten und töteten auf diese Art.
„Kannst du diesen Abschnitt
näher heranholen?“, fragte er Gideon. Er wollte eigentlich nichts mehr von
diesem Blutbad sehen, aber er konnte nicht wegschauen.
„Glaubst du, du hast einen von
ihnen erkannt?“
„Ja“, sagte Chase. Sein Magen
zog sich zusammen, als die ungepflegte und verwilderte Erscheinung von Camden
ins Bild kam. Es war das zweite Mal in nur wenigen Stunden, dass der Junge auf
einem Beutezug gesichtet wurde, ein unwiderlegbarer Beweis, dass er nicht mehr
zu retten war.
„Sie stammen alle aus dem
Dunklen Hafen von Boston. Der da heißt Camden. Er ist der Sohn meines Bruders.“
„Scheiße“, flüsterte Gideon.
„Einer dieser Rogues ist dein Neffe?“
„Er hat angefangen, Crimson zu
nehmen, und wird seit fast zwei Wochen vermisst. Er ist der wahre Grund, warum
ich den Orden aufgesucht habe. Ich brauchte Hilfe, denn ich wollte ihn
ausfindig machen und zurückbringen, bevor so etwas wie das da passiert.“
Das Gesicht des anderen Kriegers
war tiefernst. „Du weißt, dass alle an diesem Raubzug beteiligten Personen
Rogues sind?
Sie sind jetzt Junkies, Chase.
Hoffnungslose Fälle.“
„Ich weiß. Ich habe Camden heute
Abend gesehen, als ich mit Dante und Tegan bei Sullivans Wohnung war. Als ich
in seine Augen sah, begriff ich, was er ist. Das hier bestätigt es nur.“
Gideon war eine ganze Weile
still und schaltete schließlich das Gerät aus. „Was Rogues betrifft, sind
unsere Regeln eindeutig. Das müssen sie sein. Es tut mir leid, Chase, aber wenn
uns bei einer Patrouille welche von diesen Jungs über den Weg laufen, gibt es
nur eine einzige Option.“
Chase nickte. Er kannte die
unverrückbare Haltung des Ordens in Bezug auf Auseinandersetzungen mit Rogues.
Nachdem er die letzten Nächte mit Dante auf Patrouille gewesen war, wusste er
auch, dass es sein musste. Camden war verloren. Es war jetzt nur noch eine
Frage der Zeit, bis die blutgierige Hülle, die von seinem Neffen noch geblieben
war, ein gewaltsames Ende fand; sei es im Kampf mit den Kriegern oder durch
seine eigenen skrupellosen Handlungen.
„Ich muss an die Oberfläche und
etwas für Dante erledigen“, sagte Chase. „Aber ich müsste innerhalb einer
Stunde zurück sein. Dann kann ich dir alle Informationen geben, die du
brauchst, damit wir diese Rogues von der Straße kriegen.“
„Danke.“ Gideon klopfte ihm auf
die Schulter. „Hey, es tut mir leid. Ich wünschte, die Dinge lägen anders. Wir
alle haben geliebte Freunde und Angehörige in diesem verfluchten Krieg
verloren. Das macht es nicht leichter.“
„Stimmt. Bis später“, sagte
Chase und ging zum Fahrstuhl, der ihn zum Fuhrpark des Ordens an der Oberfläche
bringen würde.
Als er hinauffuhr, dachte er an
Elise. Er hatte, was Camden betraf, Dante und den anderen reinen Wein
eingeschenkt, aber Elise gegenüber hielt er mit der Wahrheit immer noch hinterm
Berg. Sie musste es erfahren. Sie musste darauf vorbereitet werden, was mit
ihrem Sohn passiert war, und sie musste verstehen, was es bedeutete. Chase
würde Camden nicht nach
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