Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11
falls es Männer
waren - , die vom Balkon sprangen und sie verfolgten. Sie sah ihre
schrecklichen Gesichter, fühlte die gewaltige Kraft ihrer Hände, als sie sie
packten und in die Dunkelheit verschleppten, wo die eigentliche brutale
Unmenschlichkeit erst begann. Sie konnte noch immer das Entsetzen des
Augenblicks fühlen, als einer der Kerle ihre Arme festhielt und der andere sie
mit dem Gewicht seines riesigen muskulösen Körpers nach unten drückte. Sie
hatte geglaubt, sie würde vergewaltigt und geschlagen werden, aber die Absicht
ihrer Angreifer war eine ganz andere, wenn auch nicht weniger entsetzlich.
Sie hatten sie gebissen.
Die zwei grausamen Monster
drückten sie auf dem Boden eines dunklen, verfallenen Schuppens nieder wie
geschlagene Beute. Dann bissen sie sie in Hals und Handgelenk und begannen ihr
das Blut auszusaugen.
Sie war sicher, dort zu sterben,
aber dann geschah etwas Wunderbares. Dante kam. Er tötete beide; eine Tatsache,
die Tess mehr gespürt als gesehen hatte. Auf dem rauen Sperrholzboden des
Schuppens - der Geschmack ihres eigenen Blutes erstickte ihre Wahrnehmungen - fühlte
sie Dantes Gegenwart.
Sie fühlte, wie sein Zorn den
kleinen Raum füllte wie ein Hurrikan aus schwarzer Hitze.
„Du … du warst auch da, Dante.“
Tess setzte sich aufrecht.
Ihr Körper schien wie durch ein
Wunder gekräftigt, sie empfand keine nachklingenden Schmerzen ihrer Marter.
Nun, da ihr Geist langsam aufklarte, fühlte sie sich energiegeladen und
erfrischt, als wäre sie aus einem tiefen Verjüngungsschlaf erwacht.
„Du hast mich dort gefunden. Du
hast mich gerettet, Dante.“
Sein Lächeln wirkte gequält, als
wäre er sich dessen nicht sicher oder als fühlte er sich bei ihrer Dankbarkeit
nicht wohl. Aber er legte seine Arme um sie und hauchte ihr einen zärtlichen
Kuss auf die Lippen. „Du bist am Leben, und nur darauf kommt es an.“
Tess hielt ihn fest und fühlte
sich auf seltsame Weise als Teil von ihm. Sein Herzschlag hallte wie ein Echo
ihres eigenen Herzschlags wider, die Wärme seines Körpers schien durch ihre
Haut und ihre Knochen zu sickern und sie von innen zu wärmen. Sie fühlte sich
ihm im tiefsten Innern verbunden. Das Gefühl war so außergewöhnlich, so
gewaltig, dass es ihr die Sprache verschlug.
„Jetzt, wo du wach bist“,
flüsterte Dante in ihr Ohr, „gibt es da nebenan jemanden, der dich gern sehen
würde.“
Bevor sie antworten konnte,
hatte Dante das große Bett verlassen und ging ins angrenzende Zimmer. Als sie
ihn von hinten sah, konnte sie nicht umhin, seine männliche Geschmeidigkeit zu
bewundern. Es war unwiderstehlich sexy, wie die bunten Ranken seiner Tattoos
auf Rücken und Schultern spielten und sich bei jedem Schritt anmutig bewegten.
Er verschwand im Nebenzimmer, dann hörte Tess ein leises Winseln, das sie auf
Anhieb erkannte.
„Harvard“, rief sie, als Dante
mit dem zappelnden kleinen Terrier auf den Armen zurück ins Schlafzimmer kam.
„Du hast ihn ebenfalls gerettet?“
Dante schüttelte den Kopf. „Ich
habe ihn allein herumlaufen sehen, kurz bevor ich dich fand und hierher
brachte. Als ich dich in Sicherheit wusste, habe ich jemanden losgeschickt, um
ihn zu holen.“
Er setzte den Hund aufs Bett,
und das freche Fellknäuel stürzte sich sofort auf Tess. Harvard leckte ihr wild
die Hände und das Gesicht, und sie hob ihn hoch, um ihn an sich zu drücken. Sie
hatte schon geglaubt, dass sie ihn vor Bens Apartment verloren hatte. Nun war
sie außer sich vor Freude, ihn wiederzuhaben.
„Ich danke dir“, sagte sie und
lächelte Dante durch einen Schleier von Glückstränen an. „Ich muss gestehen,
dass ich in das kleine Biest total verliebt bin.“
„Glücklicher Hund“, sagte Dante
gedehnt. Er saß auf der Bettkante und sah zu, wie Tess’ Kinn einer gründlichen,
begeisterten Waschung unterzogen wurde. Seine Miene war zu sorgfältig
beherrscht, zu ernst, als ihre Blicke sich trafen. „Es gibt …
Dinge, über die wir reden
müssen, Tess. Ich hatte zuerst gehofft, dass du nicht damit behelligt werden
musst, aber offenbar ziehe ich dich immer tiefer hinein. Nach dem, was heute
Nacht passiert ist, musst du verstehen, was geschehen ist, und warum.“
Sie nickte schweigend, ließ von
Harvard ab und begegnete Dantes düsterem Blick. Ein Teil von ihr ahnte bereits,
wohin die Unterredung führen würde - auf fremdes Territorium, das ganz
bestimmt in keiner Karte verzeichnet war. Alles, was sie heute Nacht erlebt
hatte, führte zu dem
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