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Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11

Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11

Titel: Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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verfügte über die Fähigkeit des Gedankenlesens, aber
sie hatte keinen eindringenden Geist wahrgenommen, und nur die allerschwächsten
Menschen konnte man telepathisch scannen, ohne dass sie etwas davon mitbekamen.
    „Woher können Sie …“
    Dann verstand sie plötzlich, und
es erklärte zugleich das seltsame Summen ihrer Sinne, als er sie früher am
Abend berührt hatte, und die anhaltende Hitze, die seine Finger auf ihrer Haut
hinterlassen hatten. Er konnte alle Gefühle sehen. Er sah sie entblößt, ohne
Schutz und Fassade.
    „Tut mir leid“, sagte er. „Es
ist etwas, das ich nicht kontrollieren kann.“
    Elise blinzelte ihre
Verlegenheit weg. Sie wusste, was es hieß, mit einer solchen Gabe geschlagen zu
sein. Ihre eigene übernatürliche Fähigkeit hatte sie zu einer Gefangenen der
Dunklen Häfen gemacht -  unfähig, das Bombardement der negativen Gedanken zu
ertragen, die auf sie einstürmten, wann immer sie unter Menschen war.
    Aber der Umstand, dass sie die
Last einer ähnlichen Heimsuchung mit diesem Krieger verband, machte seine
Gegenwart für sie nicht angenehmer. Und die Sache mit Camden -  das tiefe
Elend, das sie befiel, wenn sie daran dachte, was er da draußen trieb,
verstrickt in die Gewalt der Rogues -  sie musste dringend allein sein.
    „Ich sollte jetzt gehen“, sagte
sie mehr zu sich selbst als zu Tegan. „Ich sollte … ich muss hier weg. Ich kann
hier nicht bleiben.“
    „Willst du nach Hause?“
    Sie zuckte die Achseln,
schüttelte dann den Kopf, unschlüssig, was sie wollte. „Irgendwohin“, flüsterte
sie. „Ich möchte einfach nur weg.“
    Tegan war näher herangekommen,
ohne dass sich auch nur die Luft bewegt hatte. „Ich fahre dich“, sagte er.
    „Oh nein, ich meine nicht …“
    Sie blickte den Korridor entlang
in die Richtung, aus der sie gekommen war. Sie sollte wohl versuchen, Sterling
zu finden.
    Ein Teil von ihr nahm bereits
Anstoß daran, dass sie überhaupt in Gesellschaft dieses Kriegers war. Allein,
ohne Begleitung, mit ihm irgendwohin zu gehen schien undenkbar.
    „Hast du Angst, ich könnte dich
beißen, Elise?“, fragte er.
    Dabei kräuselte sich ganz leicht
ein Winkel seines sinnlichen Mundes -  das allererste Anzeichen dafür, dass er
womöglich so etwas wie Gefühle besaß.
    „Es ist spät“, bemerkte sie und
suchte nach einer höflichen Ausrede, um sein Angebot abzulehnen. „Es muss
bereits kurz vor Sonnenaufgang sein. Ich möchte nicht, dass Sie sich in Gefahr
begeben …“
    „Dann fahre ich ganz schnell.“
Jetzt lächelte er, ein breites Grinsen, das deutlich sagte: Er wusste genau,
dass sie ihm auszuweichen versuchte, und er gedachte nicht lockerzulassen. „Na,
komm. Lass uns mal ein Weilchen verschwinden.“
    Bei allem, was ihr heilig war -  als
er ihr die Hand entgegenstreckte, zögerte sie nur eine Sekunde, dann griff sie
zu.

32
     
    Dante war jetzt schon bedeutend
länger als ein paar Minuten weg, und das Warten machte Tess verrückt. Sie hatte
so viele Fragen, so viel in ihrem Geist zu sortieren. Und ungeachtet des
belebenden Summens tief in ihrem Körper fühlte sie sich äußerlich ausgelaugt,
zerschlagen.
    Eine heiße Dusche in Dantes
weiträumigem Badezimmer half einen Teil dieses Gefühls wegzuwaschen. Auch die
frische Wäsche, die er für sie im Schlafzimmer bereitgelegt hatte, tat wohl.
Unter den Augen von Harvard, der sich auf dem Bett zusammengerollt hatte,
schlüpfte Tess in die braune Cordhose und das braune Strickhemd und setzte sich
dann hin, um ihre Schuhe anzuziehen.
    Die Kratzer und kleinen
Blutspritzer darauf waren ein sichtbares Protokoll des Überfalls, den sie
durchlitten hatte. Ein Überfall, das wollte sie Dante gern glauben, ausgeführt
von nichtmenschlichen Kreaturen mit einem Durst -  einer Sucht -  nach Blut.
    Vampire.
    Es musste doch eine
vernünftigere Erklärung geben, eine, die sich auf Fakten stützte, nicht auf
Folklore. Tess wusste, dass so etwas unmöglich war, und doch wusste sie, was
sie erlebt hatte.
    Sie wusste, was sie gesehen
hatte, als ihr erster Angreifer in Bens Stockwerk vom Balkon sprang und
elastisch wie eine Katze auf den Füßen landete. Sie wusste, was sie gefühlt
hatte, als dieser Mann und der zweite, der zu ihm gestoßen war, sie vom
Bürgersteig in den alten Schuppen zerrten. Sie hatten sie gebissen wie rasende
Raubtiere. Sie hatten ihr mit riesigen Fängen die Haut durchbohrt und ihr das
Blut ausgesaugt, sich an ihr satt getrunken wie in einem Horrorfilm.
    Wie die Vampire, als

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