Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11
Gesicht
explodieren.
„Vielleicht kannst du in der
Klinik klarer denken“, sagte Ben.
Auf sein Zeichen trat der Fahrer
aufs Gas, und der Wagen rollte die Straße entlang. Sie fuhren vom North End zu
ihrer Klink im Osten von Boston. Bens Lieferwagen stand hinter dem Gebäude,
daneben parkte Noras alter Käfer.
„O Gott“, murmelte Tess. Der
Anblick des Wagens ihrer Assistentin machte ihr Angst. „Was habt ihr mit ihr
gemacht, Ben?
Sag mir, dass du ihr nichts
getan hast …“
„Komm mit, Doc“, sagte er,
ignorierte ihre Frage und öffnete die Tür, während er sie mit dem Messer
antrieb, sich in Bewegung zu setzen.
Wie befohlen stieg Tess aus,
gefolgt von Ben und den beiden Schlägern, die ihn begleiteten. Sie brachten sie
durch den Hintereingang in die Klinik, durch den Lagerraum und die leere
Hundezwingerabteilung. Ben stieß sie weiter vorwärts bis in den Empfangsbereich
der Klinik. Alles war verwüstet, Karteikästen umgestoßen und auf den Boden
entleert, Möbel zerborsten, Chemikalien und Medikamente überall verstreut. Die
Zerstörung war vollständig, aber erst als Tess Nora sah, schluchzte sie würgend
auf.
Ihre junge Assistentin lag
hinter dem Empfangstresen am Boden und hob den Kopf, als Tess hereingebracht
wurde. Sie hatten sie an Händen und Füßen mit Telefonkabel gefesselt und ihren
Mund mit Mullbinden aus dem Notfallkasten geknebelt.
Nora weinte, ihr Gesicht
aschfahl, die Augen geschwollen und rot von offensichtlich stundenlanger
Tortur. Aber sie lebte noch, und das allein bewahrte Tess davor, sich
vollständig aufzugeben.
„Ach, Nora“, sagte sie
gebrochen. „Es tut mir so leid. Ich hol dich da raus, ich verspreche es.“
Neben ihr kicherte Ben. „Ich bin
so froh, dich das sagen zu hören, Doc. Denn das Schicksal der kleinen Nora
hängt jetzt ausschließlich von dir ab.“
„Was? Wie meinst du das?“
„Du wirst uns jetzt helfen, das
Flashdrive zu finden, oder du wirst zusehen, wie ich der kleinen Schlampe die
Kehle aufschlitze.“
Hinter dem Knebel in ihrem Mund
schrie Nora auf. Sie begann wild an ihren Fesseln zu zerren, alles umsonst.
Einer von Bens breiten Kumpanen kam herüber und zerrte sie auf die Füße. Er hielt
Nora in einem schmerzhaften Griff und zog sie näher heran, bis nur noch ein
paar Handbreit die beiden Frauen trennten. Nora bettelte mit den Augen, nackte
Panik ließ sie im harten Griff ihres Fängers zittern wie Espenlaub.
„Lass sie gehen, Ben. Bitte.“
„Reich mir das Flashdrive rüber,
und ich werde sie gehen lassen, Tess.“
Nora stöhnte, es klang
flehentlich, verzweifelt. Tess wusste jetzt, was echte Verzweiflung war, eine
knochentiefe Qual, die sich nur noch tiefer in sie bohrte, als sie ihrer
Freundin in die Augen sah und begriff, dass Ben und diese anderen Männer es
todernst meinten. Sie würden Nora töten - voraussichtlich auch Tess - , wenn
sie ihnen nicht gab, was sie haben wollten. Und sie konnte es ihnen nicht
geben, weil sie es nicht hatte.
„Ben, bitte. Lass Nora gehen und
nimm stattdessen mich. Ich bin es, die das Flashdrive genommen hat, nicht sie.
Sie ist überhaupt nicht verwickelt in …“
„Sag mir, wo du das Flashdrive
gelassen hast, und ich lasse sie vielleicht gehen. Wie ist das, Doc? Fair genug
für dich?“
„Ich habe es nicht“, murmelte
sie. „Ich habe es unterm Untersuchungstisch gefunden, wo du es versteckt
hattest, aber ich habe es nicht mehr.“
Er fixierte sie mit diesem
gefühllosen Starren, ein Muskel zuckte an seinem Kinn. „Was hast du damit
gemacht?“
„Lass sie gehen“, wand sich
Tess. „Lass sie gehen, und ich erzähle dir alles, was du wissen willst.“
Ben hob einen Mundwinkel. Er
begutachtete das Messer, das er hielt und mit dessen rasiermesserscharfen
Klinge er herumspielte. Dann, in einer blitzartigen Bewegung, fuhr er herum und
stach Nora damit in den Bauch.
„Nein!“, schrie Tess. „Oh Gott -
nein!“
Ben schwang zurück zu ihr, so
ruhig, wie man nur sein konnte. „Das ist nur eine Wunde in den Eingeweiden,
Doc. Sie kann das überleben, wenn sie schnell genug Hilfe bekommt, also fang
lieber an zu reden.“
Tess’ Knie gaben nach. Nora
blutete heftig, die Augen verdreht vom Schock.
„Gott verdamme dich, Ben. Ich
hasse dich.“
„Und ich kümmere mich nicht
länger darum, was du von mir denkst, Tess. Alles, worum ich mich kümmere, ist
das Flashdrive zurückzubekommen. So. Wo zum Teufel ist es?“
„Ich habe es jemandem gegeben.“
„Wem?“
„Dante.“
Das
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