Midnight Breed 03 - Geschöpf der Finsternis-neu-ok-13.11.11
Ladens, und Elise zu finden war für sie ein Kinderspiel.“
„Was ist das, ein Tagebuch?“,
fragte Gabrielle und spähte an Lucan vorbei in die aufgeblätterten Seiten.
„Scheint so“, sagte Tegan.
„Offenbar gehörte es einer Familie namens Odolf. Hast du von denen schon mal
gehört, Lucan?“
Der Vampir schüttelte den
dunklen Kopf und blätterte wieder durch das Tagebuch. Bevor Tegan ihn auf das
beunruhigende Symbol am Ende des Textes hinweisen konnte, hatte Lucan die Seite
schon selbst aufgeschlagen. Sobald sein Blick auf die handgezeichnete Dermaglyphe
fiel, stieß er einen Fluch aus.
„Zur Hölle noch mal, ist das
etwa, was ich denke, das es ist?“
Tegan nickte grimmig. „Du
erkennst das Muster?“
„Dragos“, sagte Lucan. Auf
diesem einen Wort schien ein dunkles, unheilvolles Gewicht zu lasten.
„Wer ist Dragos?“, fragte
Gabrielle und spähte wieder an Lucan vorbei auf die Glyphe, die auf die Seite
gekritzelt war.
„Dragos ist ein sehr alter
Stammesname“, erklärte ihr Lucan.
„Er war einer der
Gründungsmitglieder des Ordens - ein Vampir der ersten Generation. Wie Tegan
und ich selbst wurde Dragos von einer der uralten Kreaturen gezeugt, von der
wir Vampire alle abstammen. Dragos hat damals an unserer Seite gekämpft, als
der Orden unseren außerirdischen Vätern den Krieg erklärte.“
Gabrielle nickte, sie zeigte keinerlei
Überraschung oder Verwirrung. Offenbar hatte Lucan sie schon über die
außerirdischen Ursprünge des Vampirvolkes aufgeklärt und ihr auch von dem
blutigen Krieg erzählt, der im vierzehnten Jahrhundert menschlicher
Zeitrechnung innerhalb des Stammes ausgebrochen war.
Es waren stürmische Zeiten
gewesen, voll Verrat und sinnloser Gewalt - die meiste davon verursacht von den
langlebigen wilden Kreaturen von einem fernen Planeten, die nachts auf Beutezug
gingen, wahllos Nahrung zu sich nahmen und manchmal ganze Dörfer entvölkerten.
Die Alten waren ausgehungert und brutal gewesen und unangreifbar in ihrer
Macht.
Bevor es den Orden gab, der
gegen sie vorging, waren sie eine blutgierige Pest, der die Menschheit hilflos
ausgeliefert war. Im Vergleich zu den Alten waren selbst die übelsten Rogues
die reinsten Waisenknaben.
Gabrielle sah von Lucan zu
Tegan. „Was ist mit Dragos geschehen?“
„Er fiel in einer Schlacht gegen
die Alten, ein paar Jahre nach Kriegsbeginn“, steuerte Tegan bei.
„Könnt ihr euch da sicher sein?“,
fragte sie. „Bis letzten Sommer dachten noch alle, dass auch Marek tot wäre …“
Lucan nickte entschieden.
„Dragos ist tot, Liebes. Ich habe seine Leiche mit eigenen Augen gesehen.
Keiner von uns kann wieder auferstehen, wenn ihm der Kopf fehlt.“
Auch Tegan erinnerte sich an
jene Nacht. Es war damals zu großen Verlusten gekommen. Das erste Opfer war
Dragos’
Gefährtin, die sich das Leben
genommen hatte, nachdem man ihr die Nachricht seines Todes überbracht hatte.
Kassia war eine gute, liebevolle Frau gewesen, sie und Sorcha waren wie
Schwestern. Nur kurze Zeit nach Kassias Tod hatte Tegan dann auch Sorcha
verloren. Es waren dunkle Zeiten, an die Tegan nicht zurückdenken wollte,
selbst jetzt nicht. Er hatte gelernt, den Schmerz zu unterdrücken, aber immer noch
hatte er so viele Erinnerungen …
Tegan räusperte sich laut. „Was
uns zu dem Namen Odolf zurückbringt. Wer ist das? Und was kann er Marek
bedeuten?“
„Vielleicht kann Gideon etwas im
Computer finden“, schlug Lucan vor, gab Tegan das Buch zurück und stand auf.
„Unsere Datenbank ist nicht vollständig, aber sie ist alles, was wir haben.“
„Geht ihr zwei mal suchen“, warf
Gabrielle ein, als sie zusammen bis zum Korridor gegangen waren. „Ich werde
nach Elise schauen. Sie muss heute Nacht eine Menge durchgemacht haben.
Vielleicht könnte sie Gesellschaft und etwas zu essen gebrauchen.“
Lucans Augen verdunkelten sich,
als er seine Frau ansah. Er flüsterte ihr etwas ins Ohr, dann drückte er ihr
einen Kuss auf die Lippen. Als sie sich aus seiner Umarmung löste, waren ihre
Wangen leicht gerötet.
Tegan sah zur Seite und machte
sich auf den Weg zu Gideons Techniklabor. Sofort war Lucan hinter ihm, und
Gabrielle ging in die entgegengesetzte Richtung davon, um Elise zu suchen.
Es war unmöglich, die Aura der
Ruhe nicht zu bemerken, die von Lucan ausging, wenn er mit seiner Gefährtin
zusammen war. Vor nicht allzu langer Zeit war auch Lucan wie trockener Zunder
gewesen, der nur darauf wartete, dass jemand mit einer offenen Flamme
Weitere Kostenlose Bücher