Midnight Breed 03 - Geschöpf der Finsternis-neu-ok-13.11.11
dröhnte von dem Drang, sich die Jeans herunterzureißen, die er auf ihren
Wunsch angelassen hatte, und in wilder, lustberauschter Wut über sie herfallen.
Klar.
Genau das Richtige, damit diese
Katastrophe wirklich nukleare Dimensionen annahm.
Was er stattdessen tun musste,
war, hier schleunigst abzuhauen.
Zu dumm, dass er das nicht getan
hatte, bevor sie ihn dazu gebracht hatte, ihr seine Vene zu geben.
Mit einem frustrierten
Aufknurren zog Tegan den Arm unter Elises ermattetem Mund hervor und hob die
Bisswunden an seine Lippen. Er versiegelte sie mit der Zunge, leckte die
letzten Blutstropfen fort und versuchte, Elise nicht auf seiner Haut zu
schmecken. Nicht einmal das gelang ihm.
„Ich muss los“, sagte er, ohne
sie anzusehen, um nicht noch mehr in Versuchung geführt zu werden - für eine
Nacht hatte er genug Dummheiten begangen. Er rutschte zum Fußende und schwang
die Füße auf den Boden. Dann schnappte er sich sein Hemd und zog es sich über den
Kopf. „Wenn du drauf bestehst, mich nach Berlin zu begleiten, sei morgen Abend
bereit. Wir fliegen pünktlich bei Sonnenuntergang.“
14
Das Warten auf den nächsten
Abend kam Elise endlos vor. Sie hatte sich angezogen und war tief beschämt aus
Tegans Quartier geschlichen, sofort nachdem er sie dort zurückgelassen hatte,
und es irgendwie geschafft, das Zimmer zu finden, das Gabrielle für sie in
einem anderen Trakt des Hauptquartiers hergerichtet hatte, ohne dass jemand sie
sah. In der komfortablen Suite angekommen, hatte sie sich sofort wie ein Eremit
zurückgezogen und Kopfschmerzen vorgetäuscht, um ihre Mahlzeiten alleine
einnehmen zu können und sich nicht den prüfenden Blicken der anderen Frauen
aussetzen zu müssen - oder, Gott behüte, den Blicken der anderen Krieger -, für
den Fall, dass sie vielleicht etwas davon mitbekommen hatten, was zwischen ihr
und Tegan geschehen war.
Nicht, dass Tegan etwas darüber
verlauten lassen würde.
Sie hatte ihn mit Sicherheit
angewidert. Wenn nicht dadurch, dass sie ihn als ihren Blutwirt benutzt hatte,
dann doch definitiv durch ihre primitive Reaktion während des Aktes. Jetzt
konnte sie den Gedanken daran kaum ertragen, und vermutlich wäre es mit einer
Entschuldigung bei Tegan nicht getan, um ihn ihr Benehmen vergessen zu lassen.
Vorausgesetzt, dass er ihr
überhaupt eine Chance geben würde, sich bei ihm zu entschuldigen.
In den fast zwanzig Stunden, die
er nun schon fort war, schien es, als hätte niemand von ihm gehört. Er hatte
nicht gesagt, wohin er gehen wollte, sondern sich nur angezogen; er war in ein
paar schwarze Kampfstiefel gefahren und hatte Elise allein in seinem Quartier
zurückgelassen, als könnte er nicht ertragen, auch nur eine Sekunde länger in
ihrer Nähe zu sein.
Was natürlich verständlich war.
Schließlich hatte sie sie beide in eine äußerst peinliche Situation gebracht.
Ein Teil von ihr dachte schon
daran, den Gedanken aufzugeben, ihn nach Berlin zu begleiten - um wenigstens
den letzten Rest ihres Stolzes zu retten. Aber jetzt war sie schon so weit
gegangen, da war es für einen Rückzieher ein bisschen zu spät.
Sie konnte Tegans Blut in sich
spüren, das tiefe Summen der Macht, die ihr in den Schläfen und jeder einzelnen
Schlagader dröhnte. Die fünf Jahre ohne Stammesblut in ihrem Körper hatten sie
stärker in Mitleidenschaft gezogen, als sie hatte zugeben wollen, aber von
Tegan zu trinken war einer Offenbarung gleichgekommen. Sie spürte, wie er durch
ihre Muskeln, Knochen und Zellen floss und ihr eine Vitalität verlieh, die sie
fast nicht mehr für möglich gehalten hatte. Selbst ihre Sinne begannen sich zu
schärfen, schon nach einer einzigen Dosis aus der Vene des Gen-Eins-Kriegers.
Und weil sie nun durch sein Blut
mit ihm verbunden war, konnte sie den exakten Moment spüren, in dem Tegan das
Hauptquartier betrat. Er war hier, sie spürte seine Ankunft, als blinkte
irgendwo in einer dunklen Ecke ihres Verstandes ein Licht auf.
Das war die Verbindung zu ihm,
die sie jetzt nie mehr brechen konnte - sie spürte ihn bis in die Knochen. Von
nun an würde sie immer von ihm angezogen sein, sich seiner auf einer
elementaren Ebene bewusst sein, bis zu dem Tag, an dem einer von ihnen sterben
würde.
Gott, was hatte sie nur
getan?
Elise ging im Wohnzimmer ihres
Gästequartiers auf und ab, nervös geworden, weil der Zeitpunkt ihrer Abreise
mit Tegan nach Berlin unaufhaltsam näher rückte. Vielleicht sollte sie ins
Hauptquartier hinausgehen und ihn suchen, um
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